"Ich hatte schon immer viel Power"

Jelena Ostapenko tritt erstmals in Stuttgart an
© getty

Jelena Ostapenko ist eine der interessanteren jungen Spielerinnen auf der WTA-Tour. Die Lettin hat vor wenigen Tagen in Charleston ihr erstes Finale auf der WTA-Tour erreicht. Beim Porsche Tennis Grand startet sie nach erfolgreich überstandener Qualifikation. Los geht's für Ostapenko im Doppel mit Raquel Atawo aus den USA heute, 12 Uhr, im kostenlosen LIVESTREAM auf Tennisnet.com.

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Von Jens Huiber aus Stuttgart

tennisnet: Frau Ostapenko. Sie kommen als Finalistin eines großen WTA-Turniers in Charleston nach Stuttgart. Und mussten hier in die Qualifikation. Mutet das nicht ein wenig komisch an?

Jelena Ostapenko: Ja, und es ist sehr hart. Ich habe in Charleston gut gespielt, und meine Gegnerinnen sind heiß darauf, gegen mich zu spielen. In der ersten Runde habe ich gegen ein Mädchen gespielt (Lena Rueffer - die Redaktion), die steht ungefähr auf 700, hat aber sehr gut aufgeschlagen, kaum Fehler gemacht. Und die Bedingungen hier sind schon sehr unterschiedlich zu Charleston.

tennisnet: Wie schwierig war es denn für Sie, sich umzustellen? In Charleston war es ungemein windig, hier in Stuttgart wird in der Halle gespielt.

Ostapenko: Ich bin mit dem Wind ganz gut zurechtgekommen. Eigentlich spiele ich aber lieber in der Halle. Hier ist das ein wenig anders: Ich habe noch nie ein Turnier in der Halle auf Sand gespielt. Und die Asche hier ist ganz speziell, ich hoffe, dass ich mich mit jedem Match mehr daran gewöhne.

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tennisnet: Auf welchem Untergrund fühlen Sie sich denn am wohlsten?

Ostapenko: Wahrscheinlich auf Rasen. Ich glaube aber, dass ich mich auf Sand immer weiter verbessere, die ersten Resultate heuer waren gut.

tennisnet: Sie haben eine sehr aggressive Spielanlage. Ist das schon immer so gewesen?

Ostapenko: Ja. Seit ich begonnen habe, Tennis zu spielen, hatte ich immer schon viel Power. Und wenn ich die Chance habe, aggressiv zu spielen, dann nutze ich diese auch. Ich versuche aber gerade zu lernen, dass ich nicht bei jedem Schlag volles Risiko gehe. Ich möchte mehr Konstanz in meinem Spiel. Man kann schließlich nicht aus jeder Position Gewinnschläge anbringen. Aber mir hat schon immer das offensive Spiel am meisten Spaß gemacht.

tennisnet: Hat es dafür ein Vorbild gegeben?

Ostapenko: Auf jeden Fall Serena. Sie ist eine große Championesse und gewinnt fast immer, auch weil sie aggressiv spielt und großartig aufschlägt.

tennisnet: Sind es gute Nachrichten für junge Spielerinnen, dass Serena im Moment eine Babypause macht?

Ostapenko: Für sie selbst ist es eine gute Nachricht. Dem Tennissport wird sie fehlen, weil man ihr einfach gerne zusieht.

tennisnet: Auf der WTA-Tour sind Besuche des Coaches erlaubt. Erachten Sie diese als wichtig?

Ostapenko: Manchmal hilft es definitiv dabei, ein paar Dinge im Spiel zu ändern. Der Coach erzählt manchmal gar nicht so viel über die Taktik, sondern versucht in erster Linie, mich zu beruhigen. Oder mir mehr Selbstvertrauen zu geben.

tennisnet: Wie sieht es im regulären Spiel aus? Holen Sie sich da auch Feedback vom Coach?

Ostapenko: Ab und zu mache ich das. Aber nicht, weil ich etwas von meinem Coach erwarte. Wenn ich einen leichten Ball verschlage, schaue ich nicht zu meinem Trainer, da weiß ich, ich muss mich konzentrieren.

tennisnet: Wie sieht für Sie der Rest des Tages aus, nachdem Sie gespielt haben?

Ostapenko: Ich versuche mich zu erholen, mich mit meinem Coach auf das nächste Match vorzubereiten. Meine Mutter ist diesmal nicht dabei, nur meine Trainerin.

tennisnet: Einmal noch zurück nach Charleston. Sie haben dort glatt gegen Daria Kasatkina verloren. Ist so eine Niederlage leichter zu ertragen als etwa eine im Tiebreak des dritten Satzes?

Ostapenko: Ich hatte davor noch nie gegen sie verloren, war auch nicht besonders nervös. Aber ich habe dort auch im Doppel gespielt, am Tag vor dem Endspiel noch das Halbfinale bis in den späten Abend hinein. Ich glaube einfach, dass ich mich nicht komplett erholen konnte. Weil ich wusste, wie ich gegen sie spielen musste, ich war bereit für sie. Nur im Match habe ich dann gefühlt, dass ich nicht so spielen kann wie sonst. Nicht so, wie davor gegen Caroline Wozniacki oder Mirjana Lucic-Baroni. Ich weiß ja, dass Kasatkina eine gute Defensivspielerin ist, aber ich war einfach zu müde.

tennisnet: Sie sind tatsächlich zum ersten Mal in Stuttgart. Wie gefällt es Ihnen bis jetzt?

Ostapenko: Es ist sehr nett, aber manchmal verlaufe ich mich noch, weil hier alles so groß ist. Das Essen ist großartig, das Hotel auch, es ist ein fantastisches Turnier.

tennisnet: Als Hauptpreis gibt es traditionell einen Porsche zu gewinnen, den Sie sich mit ihrem Preisgeld natürlich auch kaufen könnten...

Ostapenko: Das schon, aber wenn man das Auto gewinnt, dann hat man es auch tatsächlich verdient. Und das fühlt sich deutlich besser an.

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