Heiß, kalt, schön. Singapur - ein Fazit

Von Williams bis Garcia: Die acht Teilnehmerinnen der WTA Finals in Singapur 2017
© getty

Wie war's eigentlich so in Singapur? Was war gut - was war schlecht? Und: Sollten die WTA Finals hier bleiben? Denn 2019 könnte es woanders weitergehen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Von Florian Goosmann aus Singapur

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu Singapur. Schön hier! Tolle saubere Stadt, viel Grün, zwei Botanische Gärten, alles sicher. Viele Baustellen, okay, aber irgendwo müssen die neuen Häuser ja herkommen. Absurd vor allem das Spielerinnen-Hotel, das Marina Bay Sands Hotel, das aus drei Türmen besteht, auf deren Dach ein riesiges Schiff gepflanzt wurde, das als Swimmingpool dient. Caroline Wozniacki will morgen noch ein paar Runden drin drehen.

Heiß ist's auch, gute 30 Grad tagsüber und 25 Grad nachts, schwül, meist bewölkt. Worüber man sich nicht beschwert, wenn man nach Deutschland blickt. Das Problem: Es ist gleichzeitig schweinekalt. Nämlich in allen Gebäuden, zum Beispiel den Shoppingsmalls, die es hier an jeder Ecke gibt, denn einzelne Geschäfte sind fast ausgestorben. Kurz was zu essen kaufen? Eine Abkürzung nehmen? Ab durch die Mall, am besten in Winterjacke.

Man könnte bei allen Gedanken um Umweltzerstörung und Klimaerwärmung auch auf "nur" auf 22 oder 23 Grad kühlen, statt auf minus 500, man würde ziemlich viel Energie sparen, die Leute würden sich weniger erkälten, könnten durchweg kurze Klamotten tragen. Es wäre alles einfacher. Aber es ist ja in den USA dasselbe. Und kommt einem Ami mal mit derart absurden Ideen.

Training schauen, Leute!

Das Turnier selbst? Okay. Gute Spiele, schlechte Spiele, wie man am RTL-Vorabend sagen würde. Eine glückliche und verdiente Siegerin mit Caroline Wozniacki. Teil sehr tolle Doppel. Das Singapore Indoor Stadium war manchmal halb, teils dreiviertel gefüllt. Die Fans, die zu Besuch waren, waren begeistert. Schade, dass die Trainingsplätze sehr versteckt lagen, gute zehn Minuten, um tausend Ecken. Und für Fans nur an manchen Tagen zu besuchen. Was schade war, Profi-Training ist nach wie vor fein zu beobachten. Speziell auch Doppelübungen, da kann man sich als Vereinstrainer und -spieler einiges abschauen.

Klar, oft ist's banale Einspielerei, an freien Tagen aber auch konkrete Vorbereitung. Darren Cahill, Coach von Simona Halep, übte nach dem Wozniacki-Debakel vor allem Winner und spielte selbst mit Slice auf der Rückhand an, um die kommende Gegnerin Svitolina zu imitieren (ohne Erfolg).

Und Sascha Bajin, der Ex-Williams-Hittingpartner, der jetzt Caroline Wozniacki trainiert, war froh, endlich mal Kickaufschläge spielen zu dürfen, als Vorbereitung auf das Garcia-Match (mit Erfolg). Ach ja, super netter Typ übrigens, der Sascha (ein Interview gibt's in den kommenden Tagen bei uns).

Caroline Garcia reißt alle mit

Die Spielerinnen waren auch gut zu handeln, herausstechend aber waren die Pressekonferenzen von Caroline Garcia. Die Französin hatte selbst nicht mit einem Auftritt in Singapur gerechnet und gab auch nach ihrer Halbfinalniederlage gegen Venus Williams trotz anfänglicher Enttäuschung viele gute Antworten. Im Gegensatz zu Williams, aber davon hatten wir es ja schon (und es wurde nicht viel besser im Verlaufe der Woche). Ob die WTA was tun könnte, fragte ein britischer Kollege den WTA-Chef Steve Simon. "Nicht viel, sie war da, sie hat geantwortet", meinte Simon, er wirkte selbst etwas resigniert. Auf dem Platz hat Williams dafür überzeugt, ein Kämpferherz wie die 37-Jährige haben nicht alle.

Noch ein paar Worte zu Simona Halep. Sie beendet 2017 als Weltranglistenerste, und natürlich kamen sofort wieder die Online-Trolle. Kein Grand-Slam-Turnier gewonnen, schlechteste Nummer 1 aller Zeiten und so weiter. Was ein Schwachsinn. Halep hat 52 Wochen lang das konstanteste Tennis von allen gespielt. Und die (zahlenmäßig belegt!) Beste der Welt in etwas zu sein, ist doch toll - wer von uns kann das von sich behaupten?

Roger Federer, einer der Wenigen, der das tatsächlich kann, sieht es genauso. "Wer die Nummer 1 ist, verdient es. Nicht eine Sekunde lang sollte man Halep etwas wegnehmen - oder jemand anderem, der sich seinen Lebenstraum erfüllt hat. (...) Es geht nicht immer nur um Grand Slams." Halep, die am Sonntag geehrt wurde, freuten Federers Worte. "Ich fühle mich stolz, dass Roger Federer so über mich spricht", sagte sie.

Ach ja, Stichwort Schweiz. Martina Hingis hört auf, zum dritten Mal schon. Und war selbst überrascht, dass dies vorher noch keiner rausposaunt hat. Weder die Tenniskollegen, noch die Schweizer Journalisten, die hier vor Ort waren, die haben es nämlich gewusst. "Wir wollten warten, bis du das sagst", meinten sie beim netten Plausch mit Hingis im Pressezentrum. Ist also doch noch möglich, etwas geheimzuhalten in der heutigen Zeit. Man muss nur wollen.

Wie steht's um Singapurs Zukunft?

Wie's in Singapur weitergeht, weiß man übrigens noch nicht, auch wenn man hier wohl gerne will. Bis einschließlich 2018 sind die Finals hier fixiert, danach wollen auch Manchester, Prag, St. Petersburg und Shenzhen ran. Eine Entscheidung gibt's im April, sagte Steve Simon bei der Jahresend-Pressekonferenz der WTA, bei der man sich über vieles "excited" zeigte, wie über die drei neuen Nummer-1-Spielerinnen in diesem Jahr (Pliskova, Muguruza, Halep), die zwei neuen Major-Siegerinnen (Ostapenko, Stephens), die mehr als 2.300 Matchübertragungen und die Trainingssessions via Livestream. Und über die Zusammenarbeit mit Porsche und dem entsprechenden Porsche Race to Singapore, "das es uns ermöglicht hat, übers das Jahr hinweg eine Story zum Wettrennen zu den WTA Finals zu schreiben", wie WTA-Präsidentin Micky Lawler betonte.

Man probiert zurzeit ja generell viel herum bei der WTA, auch mit Facebook-Doppel-Übertragungen, aber eine Zahl überraschte dann doch: Das Sports Business Journal habe herausgefunden, so Lawler, dass das Alter der TV-Zuschauer zuletzt von 56 auf 52 Jahre gesunken sei, 41 Prozent der Zuschauer seien unter 34. Ist Tennis etwa wieder angesagt bei den Kids? Schön wär's ja!

Artikel und Videos zum Thema