Rebecca Marino rudert zurück

Von Tennisnet
Rebecca Marino
© getty

Die Kanadierin Rebecca Marino hängte ihren Schläger vor fast fünf Jahren an den Nagel - unter anderem aufgrund ihres Kampfes gegen Depression und Cyberbullying. Ein geplantes Comeback verzögert sich nun aufgrund einer Regel, an der einst auch Andy Roddick scheiterte.

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Das schönste Kompliment machte ihr einst Venus Williams: "Jetzt weiß ich, wie es ist, gegen mich zu spielen." Es war bei den US Open 2010, als die an vier gesetzte US-Amerikanerin gegen die Kanadierin Marino nur knapp gewann. Marino schaffte es im Anschluss bis auf Rang 38 der Welt - 2013 aber gab sie ihren Rücktritt vom Tennis bekannt.

"Ich habe nicht mehr die Leidenschaft und Freude daran, mich an das Level zu treiben, das ich im professionellen Tennis erreichen möchte", sagte sie damals. Marino kämpfte zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als sechs Jahre lang gegen eine Depression und hatte schon zuvor eine Auszeit genommen.

Rebecca Mariano übers Rudern zurück zum Tennis

"Ich habe mich meiner Familie und Freunden geöffnet. Es war eines der schwierigsten Dinge, die ich je gemacht habe, aber auch eines der besten Dinge", sagte sie bei ihrem Abschied. Marino war seinerzeit auch eine der ersten Spielerinnen, die sich öffentlich über Cyberbullying geäußert hatten. Beides sei jedoch nicht der Hauptgrund für ihren Rücktritt gewesen. "Ich will Glück und andere Dinge meines Lebens nicht gegen Tennis eintauschen", meinte sie.

Seither scheint es Marino besser zu gehen. "Es ist eine Zeitlang her, dass ich einen schlechten Tag hatte", sagte sie 2016 gegenüber der kanadischen Website cbc.ca und gab einen Einblick in ihr neues Leben: Marino studierte Englische Literatur und verdingte sich als Tennistrainerin für Kinder. Und entdeckte eine neue Leidenschaft: Rudern.

Dabei, so Marino, "habe ich Rudern sehr lange vermieden". Hintergrund: Marinos Onkel, George Hungerford, gewann 1964 Gold bei den Olympischen Spielen, auch ihr Bruder war an der Universität von Kalifornien aktiv. Marino schätzte vor allem eins: "Hier gibt es Kameradschaft. Man rauft sich als Crew zusammen."

Comeback geplant, von ITF gestoppt

Nun aber scheint Marino einen neuen Anfang im Tennis ins Auge zu fassen: Bei den ITF-Turnieren in Saguenay und Toronto wollte sie ursprünglich ihr Comeback geben. "Ich bin aufgeregt zurückzukommen und in Kanada zu spielen, insbesondere bei Turnieren, bei denen ich schon einige Male gespielt habe. Anfang September habe ich angefangen zu trainieren, es war eine kurze Trainingszeit, aber ich tue das, weil es mir Spaß macht", so Marino gegenüber tenniscanada.com.

Nun machte ihr aber die ITF einen Strich durch die Rechnung: Jede Spielerin und jeder Spieler, der in der Vergangenheit Papiere zum offiziellen Karriereende eingereicht hatte, "darf nicht auf die Tour zurückkehren, es sei denn, er/sie stellte sich für eine Zeit von sechs vorangegangenen Monaten zu Dopingkontrollen zur Verfügung", wie es in den offiziellen Regularien heißt.

Damit ist Marino bei den kommenden Turnieren nicht spielberechtigt und muss weiterhin auf ihr Comeback warten. Selbiges ist auch bereits Andy Roddick passiert, der im Jahr 2014 mit einem Antreten bei den US Open mit Mardy Fish liebäugelte, doch aufgrund der selbigen Regel daran gehindert wurde.

Auch Ashleigh Barty brauchte eine Tennis-Auszeit

Hört man ihre Geschichte, denkt man zwangsläufig an eine andere Spielerin: Ashleigh Barty. Die Australierin nahm 2014 eine Auszeit vom Tennis, damals mit 18 Jahren, und wechselte zum Cricket. Auch Barty vermisste Freude am Tennis und suchte ihr Glück im Teamsport - und das erfolgreich.

2016 kehrte sie auf die Tennisbühne zurück, spielt aktuell das Tennis ihres Lebens, ist zurzeit mit Rang 20 so hoch notiert wie noch nie - und hat vor allem wieder Spaß am Spiel gefunden. Bleibt zu hoffen, dass es Rebecca Marino ebenso ergehen wird.

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