Fed Cup - Angelique Kerber im Interview: "Ich habe immer von meinen Träumen gelebt"

Von DAZN
Angelique Kerber trifft im Fed Cup mit dem DTB-Team auf Tschechien.
© getty

Nach einer komplizierten Saison ist Angelique Kerber in diesem Jahr wieder auf dem Vormarsch. Vor dem Fed-Cup-Halbfinale gegen Tschechien (alle Matches LIVE auf DAZN, Kerbers Auftritte im LIVESTREAM vor FREE auf ihrer Facebook-Seite) spricht die ehemalige Nummer eins der Welt über die Gründe ihrer Krise und erklärt, was sie nach der Erfolgssaison 2016 falsch gemacht hat.

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Außerdem verrät Kerber, was unter dem neuen Trainer Wim Fissette anders läuft und welche Ziele sie sich für die Zukunft gesteckt hat.

DAZN: Frau Kerber, Sie sind Rechtshänderin, spielen aber mit links Tennis. Kam Ihnen Ende 2017 nie der Gedanke, künftig mit rechts zu spielen?

Angelique Kerber (lacht): Nein, daran habe ich nicht gedacht. Ich habe mich eher mit mir selbst beschäftigt und überlegt, was ich besser machen kann. Ich bin ein Mensch, der immer wieder aufsteht und sich zurückkämpft. Das macht mich aus und ist eine meiner Stärken.

DAZN: Ist die zurückliegende Krise nun endgültig abgeschlossen?

Kerber: Das kann man so sagen, ja. Wenn ich auf 2016 und 2017 zurückblicke, kann ich nur festhalten, dass ich sehr dankbar bin. 2016 habe ich mir mit den Titeln und Erfolgen meine Träume erfüllt. Aber auch 2017 war ein sehr lehrreiches Jahr, in dem ich viele Erfahrungen gesammelt habe und sowohl als Mensch als auch als Tennisspielerin gereift bin.

DAZN: Haben Sie die Zeichen der Zeit im Vorjahr zu spät erkannt?

Kerber: Ich würde sie jetzt auf jeden Fall früher wahrnehmen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass 2017 durch 2016 kam. Nach den Erfolgen prasselte sehr viel auf mich ein. Das ging Schlag auf Schlag, sodass ich keine Zeit hatte, alles zu verarbeiten. Ich würde rückblickend nichts anders machen wollen, aber mir mehr Zeit für mich nehmen und länger regenerieren.

Angelique Kerber über Regeneration und die Probleme von 2017

DAZN: Sie sprechen es an: Der Tennis-Zirkus ist unheimlich schnelllebig. Wie kann man sich da Auszeiten nehmen?

Kerber: Man muss sie sich einfach nehmen. Theoretisch kann man im Tennis jede Woche ein Turnier spielen. Um bei den großen Turnieren aber erfolgreich zu sein, muss man auch mal Pausen machen. Das ist etwas, was mir vor allem die letzten beiden Jahre gezeigt haben. Ende 2016 habe ich das nicht so umgesetzt und vielleicht ein, zwei Wochen zu früh wieder angefangen. Die Zeit ist sehr kostbar - gerade im Sport und vor allem, wenn man älter wird. (lacht)

DAZN: Wäre die Krise mit 23 oder 24 Jahren brutaler gewesen?

Kerber: Ich glaube, mit 24 hätte ich eine ganz andere Krise gehabt. Hier war das eine Krise, die normal ist. Jeder hat Auf und Abs. Für mich wurde es auch erst am Ende des Jahres etwas schlimmer, am Anfang war ohnehin alles neu. Jede will die Nummer eins schlagen und sobald man ein Match verliert, heißt es: "Die Favoritin hat verloren." Das ist ein schmaler Grat zwischen Krise und Nicht-Krise. Man muss sich mit seinem Team hinsetzen und analysieren, ob etwas gut oder schlecht war und nicht so sehr auf andere hören.

DAZN: Also war das eher ein schleichender Prozess?

Kerber: Genau. Auch vor 2016 war es ein langer Prozess, um dort hinzukommen, wo ich gewesen bin. So etwas geht nicht von heute auf morgen und bedarf jahrelanger Arbeit, viel Vertrauen und Menschen, die hinter einem stehen.

DAZN: Was genau war 2017 das Problem?

Kerber: Es ist schwierig, das Ganze auf den Punkt zu bringen. Ich glaube, da kamen einige Bausteine zusammen, die vom Puzzle abgesplittert sind - angefangen von Trainingseinheiten und Tagesabläufen, die durch das ganze Drumherum neu koordiniert werden mussten.

DAZN: Hatten Sie auch Motivationsprobleme?

Kerber: Keine großen, weil die Leidenschaft für das Tennis nach wie vor groß war. Aber natürlich habe ich mich schon gefragt, was mein nächstes Ziel sein soll. Ich habe 2016 so viel erreicht, dass ich Anfang 2017 immer noch damit beschäftigt war und erst einmal etwas gebraucht habe, um mich wieder neu zu orientieren und mir zu sagen, wo ich jetzt eigentlich hinmöchte. Ich lebte immer von meinen Träumen und gab nie auf. Das mache ich immer noch nicht und deshalb bin ich genauso stark oder sogar noch stärker als in den letzten Jahren.

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