Rafael Nadal - Herrscher im spanischen Sport-Olymp

Von Jens Huiber
Die Intensität von Rafael Nadal ist unerreicht
© getty

Den letzten Punkt für Spanien erzielte im Davis-Cup-Viertelfinale zwar David Ferrer. Der klar beste Spieler des Wochenendes war aber Rafael Nadal.

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Es ist gar nicht jener Moment, in dem Rafael Nadal die Stierkampfarena in Valencia am Sonntag betritt. Natürlich: auch da strebt die Lautstärke von den Publikumsrängen ein Level an, das es sonst bei keinem anderen Spieler erreicht. Nein, es sind die paar Schritte, mit denen Nadal nach dem Einspielen, nach dem letzten Sortieren vor Matchbeginn, zur Grundlinie sprintet, die die Fans schier ausflippen lassen.

Und warum auch nicht? Rafael Nadal ist der größte Sportstar, den Spanien in den letzten Jahren der Welt präsentiert hat, die Begeisterung in seinem Heimatland kennt buchstäblich keine Grenzen. Fernando Alonso, der zweimalige, indes ewig leidende Formel-1-Weltmeister; Marc Marquez, der Genius auf dem Motorrad. Sie alle haben ihren Platz im Olymp. Auch Andres Iniesta, der Siegtorschütze im WM-Finale 2010. Der unumschränkte Herrscher unter den spanischen Sportgöttern ist aber Rafael Nadal, das hat dieses Wochenende in Valencia allen Zweiflern klar gemacht.

Schon nach dem ersten Punkt kommt die Faust, schon vor dem ersten Aufschlag nimmt sich Nadal eigentlich zu viel Zeit - aber so ist es einfach. Im Grunde eine Kleinigkeit, die ganz schnell vergessen sein wird, wenn der zehnfache Roland-Garros-Champion sich auf sein Altenteil zurückzieht.

Fast zornig auf Ferrer

Sportlich war Nadal nach seiner langen Pause vielleicht sogar angreifbar: Gegen Alexander Zverev gerieten die Rückschläge oft arg kurz, der eigene Aufschlag war schon wie gegen Philipp Kohlschreiber keine Waffe. Ein ausgeruhter Zverev hätte unter anderen Umständen daraus Kapital ziehen können, die kommenden Wochen könnten die Möglichkeit dazu bieten, in Monte Carlo, Madrid oder Rom.

Die Lehre aus dem Davis-Cup-Wochenende ist aber auch: Wenn Nadal für eine Veranstaltung zusagt, dann ist er sein Geld wert. Vor allem, wenn das nationale Wohlbefinden auf dem Spiel steht. 24 Siege in Folge im Davis Cup: nuff said.

Was Nadal nämlich während der nicht ganz zehn Stunden, die das samstägliche Doppel und der Fight zwischen Kohlschreiber und David Ferrer leistete: einfach sagenhaft. Diese Leidenschaft, dieser Siegeswille - und das als Teammitglied, als Fan, auch als Kritiker. Nadal hat sich ja schon beim Laver Cup im vergangenen September als Mentor der jungen Spieler Zverev und Dominic Thiem hervorgetan. In Valencia waren die Einsätze allerdings viel höher, das Erregungspotenzial bei Rafael Nadal auch.

Davis-Cup-Halbfinale in Frankreich

Fast schien es gegen Ende des entscheidenden Matches kurzzeitig so, als dass der Weltranglisten-Erste einen biblischen Zorn auf seinen langjährigen Weggefährten Ferrer entwickelte. Warum so viele einfache Fehler? Warum die Chancen nicht nutzen? Die Botschaft aber war: Wir verlieren dieses Ding nicht. Nicht hier, nicht heute.

Und so gibt es für die Spanier tatsächlich ein Morgen. Zwar erst im September in Frankreich, aber mit Rafael Nadal, gleich nachdem dieser seinen Titel bei den US Open zu verteidigen versucht haben wird. Das gab der Weltranglisten-Erste auf der Pressekonferenz nach dem Aufstieg seinen Fans noch mit auf den Weg.

Wie viele Fans das noch mitbekommen haben, wie viele den Weg zum Match mit den französischen Titelverteidigern, die vielleicht wieder in der Karibik spielen wollen, mit antreten werden: Am Sonntagabend spielte das keine Rolle. Rafael Nadal hatte geliefert. Wie immer.

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