Verschworene Franzosen

Sprung ins Glück: Frankreich überzeugte im Davis Cup als Einheit
© getty

Frankreichs Triumph im Davis Cup zeigt, was man als verschworene Gemeinschaft alles erreichen kann. Auch das deutsche Nationalteam kann sich daran ein Beispiel nehmen.

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Und das war´s dann wirklich mit den großen Entscheidungen des Tennisjahres 2017. Mit dem Davis Cup-Sieger Frankreich, der seiner Favoritenrolle zwar nicht souverän, aber schlussendlich doch erwartungsgemäß gerecht wurde. Natürlich stellt sich auch nach diesem Wochenende noch einmal die Was-wäre-wenn-Frage, also die Spekulation, was der Erstrundenverlierer Deutschland (gegen den späteren Endspielteilnehmer Belgien) in einem Finalmatch hätte ausrichten können - mit den Zverev-Brüdern, mit Kohlschreiber, mit Struff.

Und man dürfte vermuten: Auch nicht mehr als das tapfere, wackere Belgien mit seinem herausragend auftrumpfenden, zwei Einzelpunkte holenden David Goffin. Bei Alexander Zverev waren während des ATP World Tour Finales unübersehbar Ermüdungserscheinungen sichtbar, ob er sich noch einmal zu einer massiven Kräfteanstrengung hätte aufraffen können im Davis Cup-Endspiel, bleibt fraglich. Dazu kam, dass auch die anderen Deutschen keinen goldenen Tennisherbst hatten. Letztlich darf man froh sein, dass der Abstieg in die Zweite Liga vermieden wurde und im nächsten Jahr ein neuer Anlauf in der Weltgruppe genommen werden kann.

Spitze in der Breite

Frankreich erscheint als logischer Sieger dieses Wettbewerbs, der auch 2017 seine Strahlkraft vornehmlich in jenen Ländern entwickelte, die bis zum Entscheidungsmatch um den Pokal beteiligt waren. Gern wird über die goldene Generation der Grande Nation gesprochen, aber als Individualisten sind sie fast alle hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben - ob nun Richard Gasquet, Jo-Wilfried Tsonga oder der im Finale nicht angetretene Gael Monfils. In der vielbeschworenen Breite sind die Franzosen spitze, aber keiner der Musketiere vermochte im letzten Jahrzehnt ins Machtspiel um die ganz erlesenen Weltranglistenplätze und Titel einzugreifen.

Hier gaben nur die großen Vier den Takt an, Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray. Und der einzige Störenfried für diesen Trupp außergewöhnlicher Gentlemen war jüngst der Muskelprotz Stan Wawrinka. Frankreich reihte sich damit aber nur in den Kreis vieler Grand-Slam-Nationen ein, die trotz üppiger Erlöse aus den Majorwettbewerben keine Champions auf der Tennistour mehr produzierten - das gilt für die USA genau so wie für Australien. Nur die Briten scherten zuletzt mir Murray aus der Reihe.

Französisches Tennisgefühl

Allerdings entspricht der Davis Cup-Sieg einem in Frankreich typischen Tennisgefühl, nämlich der Idealvorstellung einer verschworenen Gemeinschaft, die sich zum Sieg durchkämpft. Kaum ein anderes Land lebt und liebt den Davis Cup so sehr wie Frankreich, das gilt für Spieler wie Fans. Und für einen wie Kapitän Yannick Noah, den letzten französischen Grand Slam-Sieger.

Schon in den 90er Jahren, als der Davis Cup weltweit eine ungleich größere Bedeutung hatte, war Frankreich ein ums andere Mal an großen Davis-Cup-Dramen beteiligt - nicht zuletzt sei da der Sieg über die USA in Lyon 1991 erwähnt. Henri Leconte und Guy Forget bildeten das französische Kernteam gegen die Superstars Pete Sampras und Andre Agassi und das Weltklassedoppel Flach-Seguso. Charismatischer Kapitän schon damals: Yannick Noah. Monsieur Coupe Davis.

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