Chaostage von Vietnam

Davis Cup
© getty

Die angekündigten Reformen im Davis Cup wurden zwar wieder einkassiert, doch die Generalversammlung der ITF hat Präsident David Haggerty einen Blankoscheck ausgeteilt.

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Nein, diese Generalversammlung der ITF in Vietnam war alles andere als ein Ruhmesblatt für das Welttennis. Nicht für seine Führungsmannschaft, aber auch nicht für die Delegierten, die den größtenteils weiten Weg nach Ho-Chi-Minh-City angetreten hatten. Wer soll das noch verstehen: Die ITF-Spitze unterbreitet einen umstrittenen Vorschlag zur Reform speziell des Davis Cup, die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit wird knapp verfehlt - und anschließend stellen die Abgesandten der Mitgliedsnationen dem Präsidium einen Blankoscheck für alle möglichen Veränderungen auf Testbasis aus. Zum Dank darf der eben noch schwer gescheiterte Boss David Haggerty von einem Meilenstein-Moment sprechen.

Fragt sich nur, wie die Profispieler auf die Chaostage von Vietnam reagieren. In den Reformvorschlägen von Haggerty hatten sich die ATP-Vertreter, angeführt von Novak Djokovic, ja nicht wirklich wiedererkannt. Den Berufsspielern ging es vor allem darum, dass der Davis Cup künftig nur noch an zwei Tagen gespielt wird - Haggerty allerdings ließ darüber gar nicht abstimmen, sondern legte einen Beschluss vor, dass weiter an drei Tagen, aber nach dem Best of-Three-Modus, zu verfahren sei. Was auch nicht unbedingt ein besonderer Wertschätzungsbeweis für die Fans war: Es hätte am abschließenden Sonntag noch weniger Chancen auf Tennis bedeutet, bei dem es noch um etwas geht.

Wie man hört, gab es hinter den Kulissen heftiges Gerangel in Vietnam. Vieles erinnerte an FIFA-Verhältnisse, nicht zuletzt der Umstand, dass vielen kleineren Nationen und eher klammen Regionen anscheinend diese und jene Versprechungen gemacht wurden. Lohnenswert wäre das allemal, denn auch eine Reihe von Kleinstaaten haben dann eine gewisse Abstimmungsmacht. Man darf gespannt sein, ob zu dem Freibrief, den die Versammlung dem Präsidium dann gab, auch eine Testphase in Sachen neutraler Finalort zählen wird. Gegen diesen Modus hatten sich schon in der Vorphase der Zusammenkunft so viele Nationen ausgesprochen, dass Haggerty und Co. diesen Beschlussvorschlag wieder einkassierten. Jetzt könnte dieses neutrale Finale wieder zum Thema werden, vielleicht sogar zum Beschluss. Auf ziemlich seltsame, halbdemokratische Weise.

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