Kuhn jetzt gegen die Nummer eins

Nicola Kuhn steht wie 2016 im Halbfinale der French Open
© Jürgen Hasenkopf

Nicola Kuhn hat sein Viertelfinale bei den French Open souverän gewonnen. Jetzt wartet auf den Spanier mit deutschen Wurzeln der Turnierfavorit, Miomir Kecmanovic aus Serbien.

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Von Jens Huiber aus Paris

Schlanke 52 Minuten hat der Arbeitstag von Nicola Kuhn gedauert, dann war das 6:0, 6:3 und damit der Einzug des 17-Jährigen in das Halbfinale des Junioren-Wettbewerbs bei den French Open perfekt. Kuhn war dort bereits 2016 zu Gast, verlor damals gegen Felix Auger-Aliassime. Blake Ellis, der Australier, mit dem es Kuhn am Donnerstag zu tun bekam, spielt ein augenscheinlich anderes Tennis als die meisten Jugendlichen, er ist Stammgast am Netz, versucht sich auch gerne an der Aufschlag-Volley-Variante.

Es ist eine Zweiklassen-Gesellschaft, die sich in den frühen Matches auftut: Auf Court 1 misst sich der Turnierfavorit Miomir Kecmanovic mit dem Brasilianer Thiago Seyboth Wild. Die Stühle der Linienrichter sind voll besetzt, es sieht nach Grand-Slam-Turnier aus. Nicola Kuhn schlägt nicht weit entfernt davon auf, der Court 3 wird indes nur noch von drei Entscheidungsträgern an der Linie überwacht.

Überraschung bei den Mädchen

Der Gewinn eines Junioren-Titels in Roland Garros kann einen Ausblick auf künftige Erfolge am Bois de Boulogne geben, muss aber nicht. Der Sieger von 2003, Stan Wawrinka, wird am Freitag gegen Andy Murray um den Einzug ins Finale spielen, 2007 hat der Weißrusse Uladzimir Ignatik gewonnen, der am Freitag womöglich auch Tennis spielen, aber nicht auf der großen Bühne in Paris.

Bei den Mädchen hat es am Mittwoch eine Überraschung gegeben, die an Position eins gesetzte, erst 16-jährige Anastasia Potapova, war ihrer zwei Jahre älteren Landsfrau Marta Paigina unterlegen. Paigina ist nur zu Gast bei den Juniorinnen, die groß gewachsene Russin hält sich schon längst bei den Damen auf, wenn auch noch nicht ganz auf höchstem Level. Kecmanovic hat vor allem zu Beginn große Probleme mit dem Brasilianer, der keine Lust auf lange Ballwechsel hat: Seyboth Wild geht in jeder Rallye bei erster Gelegenheit auf den Schuss, im ersten Satz ein erfolgreiches Rezept.

Die Ticks der Großen

Einige Spieler haben sich die Ticks der Erwachsenen zu eigen gemacht, Seyboth Wild etwa kann sein Handtuch nicht lange in Ruhe lassen, auch nicht nach einem Doppelfehler seines Gegners. Beim #NextGen-Masters in Mailand soll Ende des Tennisjahres ja die Regel erprobt werden, dass die Zeit vom Einlauf der Spieler bis zum ersten Aufschlag fünf Minuten nicht überschreiten darf, Kecmanovic und Seyboth Wild wären damit nicht einmal zum Einspielen gekommen, so lange hat das Arrangement der verschiedenen Flaschen in Anspruch genommen. Coaching gilt im Junioren-Zirkus offenbar als Kavaliersdelikt, der Schiedsrichter sieht jedenfalls keinen Grund, den fortwährenden Dialog zwischen Kecmanovic und dessen Box zu unterbinden.

Nicola Kuhn sind solche Allüren eher fremd, er greift zum Handtuch, wenn die Situation das gebietet, nach längeren Ballwechseln also. Mats Merkel, einer jener Trainer im Tennisgeschäft, der immer ein Auge auf junge Spieler hat, ist ebenso auf Court 3 vertreten wie Jurij Rodionov. Der Österreicher hat im Achtelfinale gegen Thiago Seybold Wild verloren, Nicola Kuhn wird dieses Schicksal in Paris 2017 auf jeden Fall erspart bleiben: Miomir Kecmanovic setzt sich auf Court 1 in drei Sätzen durch, trifft am Freitag in der Vorschlussrunde auf den Spanier mit deutschen Wurzeln.

Hier die Ergebnisse der Junioren bei den French Open 2017

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