Verrücktes Federer-Problem: "Zu viele Asse"

Abschied aus Stuttgart, mehr Zeit in Halle: Roger Federer
© getty

Roger Federer reist erneut ohne Titel aus Stuttgart ab. Ein Grund für einen taktischen Fehler im Verlaufe des Matches: zu gute Aufschläge. In Halle will er für Wimbledon angreifen.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Fehlende Matchpraxis nach zehn Wochen Pause? Der ein oder andere taktische Fehler? Ein zu guter Tommy Haas? Das Spiel auf Rasen, bei dem noch extremer eben diese ein, zwei entscheidenden Punkte den Unterschied machen im Vergleich zu Sand oder Hartplatz? Man kann sicher viele Gründe finden, um Roger Federers Niederlage am Mittwochabend zu erklären.

Federer selbst hob, neben den oben erwähnten Punkten, einen etwas ungewöhnlichen Statistikteil hervor: seine vielen Asse. 23 Stück hämmerte Federer auf die Gegenseite, und er vergaß dank der schnellen Punktgewinne eine taktische Ausrichtung: den Spurt ans Netz. "Das hört sich jetzt blöd an, aber das war der Fall. Ich habe sehr einfache Asse serviert und gemerkt: Ich muss gar nicht Serve-and-Volley spielen", erklärte der Schweizer. "Selbst wenn der Aufschlag zurückkam, konnte ich sehr gut dominieren. Im zweiten Satz wurde das weniger, im dritten noch weniger. Da habe ich es verpasst, mit Serve-and-Volley dranzubleiben. Dabei war es das Ziel, ein oder zwei Mal pro Spiel Serve-and-Volley zu spielen. Und nicht zu sehr von der Grundlinie in die Defensive zu geraten, wenn es eng wird."

Ein typische Grasplatzspiel sei es ansonsten gewesen, keine zu langen Rallyes, entschieden von dem ein oder anderen Aufschlag hier oder da. "Und wenn man seine Chancen nicht nutzt, wenn man Satz und Break führt, muss man sich selbst an die Nase greifen. Am Ende war Tommy eben das kleine bisschen besser."

Federer: Freilos immer eine Gefahr

Die Krux bei Federer: Zwei Wochen habe er diesmal auf Rasen verbracht, "das nächste Mal mache ich vielleicht nur einen Tag, wie die sonstigen Jahre, wenn ich direkt von den French Open kam, da habe ich besser gespielt", sagte er halb im Ernst, halb im Scherz. Das Schwierige zudem sei, nach einem Freilos in Runde eins auf einen Gegner zu treffen, der schon ein Match bestritten habe. "Letztes Jahr hatte mir das schon nicht ganz gepasst gegen Taylor Fritz, der kam sogar aus der Quali. Wenn der Rasen schnell ist, wie hier, ist die Gefahr größer, dass man früher verliert - das ist zumindest mein Gefühl. Daher bin ich nicht zu geschockt, gerade gegen Tommy. Er hat wunderbar gespielt."

Trotz der Enttäuschung, sich in Stuttgart nicht länger präsentieren zu können, trotz der frühen Niederlage, sei das große Ziel natürlich Wimbledon. "Es wäre unglaublich, dort zu gewinnen. Das ist bei mir im Hinterkopf auch sehr präsent, dass die Chancen in diesem Jahr da sind." Daher gelte es, das Haas-Match schnell abzuhaken, "auch wenn nicht alles schlecht war".

Federer bleibt, wie gewohnt, Optimist. Auch wenn er sich gewünscht habe, länger in Stuttgart zu bleiben: "Es gibt mir mehr Zeit für Halle", sagte Federer. "Ich bin ein positiv denkender Mensch."

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