Boris Becker widerspricht Fälschungsberichten: "Fakt, dass ich heute Diplomat bin"

Von SID / tennisnet
Boris Becker soll sich in Zukunft auch um die großen deutschen Talente bemühen
© Jürgen Hasenkopf

Die Posse um Boris Beckers vermeintlichen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik wird immer kurioser.

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Der dreimalige Wimbledonsieger widersprach am Dienstag energisch den aufgekommenen Anschuldigungen, wonach es sich beim von ihm ins laufende Insolvenzverfahren in Großbritannien eingebrachte Dokument um eine Fälschung handele. "Es ist ein Fakt, dass ich heute Diplomat der Zentralafrikanischen Republik bin", sagte Becker in einem Video-Interview mit dem Top Magazin.

Weiter versicherte er, er sei im April von Staatspräsident Faustin Archange Touadera zum Attache für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten ernannt worden, den Pass habe er von Botschafter Daniel Emery Dede ebenfalls im April erhalten. Mehr könne er "zu diesem Thema nicht sagen".

Der Büroleiter des zentralafrikanischen Außenministers hatte der französischen Nachrichtenagentur AFP zuvor gesagt, dass es sich bei dem Dokument um eine Fälschung handele. Becker hatte mit dem Pass unter Berufung auf seinen Diplomaten-Status Anspruch auf politische Immunität erhoben. Das hatte Beckers Anwalt Oliver Moser Ende vergangener Woche dem Sport-Informations-Dienst (SID) bestätigt.

Allerdings verneinte Becker nun, dass seine Privilegien mit dem laufenden Insolvenzverfahren in seiner Wahlheimat in Verbindung stünden. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", erklärte der 50-Jährige. Die von ihm geforderte Summe sei "längst hinterlegt".

Diplomat oder nicht?

Was sein genaues Aufgabenfeld als Attache für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten für die Zentralafrikanische Republik angeht, blieb Becker vage: "Ich war noch nicht in Banguil (der Hauptstadt; d.Red.), weil ich in den letzten Wochen sehr beschäftigt war. Ich werde aber sehr bald nach Banguil fliegen."

Fragen bleiben auch nach Beckers Statement reichlich offen. Bereits am Montag hatte der Außenminister der Zentralafrikanischen Republik, Charles Armel Doubane, in einem Telefonat mit der Tageszeitung Die Welt dementiert, dass Becker in seinem Land Diplomatenstatus genieße. Für die Erteilung eines solchen Dokuments sei seine Unterschrift notwendig, erklärte Doubane. Er habe entsprechende Papiere aber nie unterzeichnet.

Wie Cherubin Mologbama, Doubanes ranghöchster Mitarbeiter im Außenministerium zusätzlich erklärte, soll die Seriennummer von Beckers im März 2018 ausgestelltem Ausweis zu einem von mehreren Blanko-Dokumenten gehören, "die 2014 gestohlen wurden". Auch sei auf dem Pass nicht seine Funktion als "Sonderattache für Sport und kulturelle Angelegenheiten" aufgeführt, er werde vielmehr als ein "Beauftragter für Finanzfragen" ausgewiesen. "Herrn Beckers Stellenbeschreibung gibt es nicht", sagte Mologbama.

Entscheidung über abgelaufenes Insolvenzjahr kommt Ende Juli

Der dreimalige Wimbledonsieger Becker war am 21. Juni 2017 von einem Konkursgericht in London wegen unbeglichener Schulden für zahlungsunfähig erklärt worden. Becker beteuerte am Dienstag, die angeblich geforderten 3,9 Millionen Euro seien "mittlerweile beim Insolvenzverwalter hinterlegt." In Großbritannien werden Bankrotteuren ihre Schulden eigentlich nach einem Jahr erlassen. Nach Beckers Aussage werde aber in seinem Fall erst "Ende Juli definitiv entschieden, ob mein Insolvenzjahr rechtskräftig abgelaufen ist oder nicht".

Insolvenzverfahren können in Großbritannien über zwölf Monate hinaus verlängert werden, wenn der Insolvenzverwalter glaubt, dass der Bankrotteur unehrlich ist und bei der Suche nach Vermögenswerten nicht ausreichend mitgearbeitet hat. Über eine Verlängerung hat ein Gericht zu entscheiden. Allerdings ist umstritten, ob ein Diplomat ohne Weiteres vor Gericht belangt werden kann.

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