Der Unverwüstliche: Roger Federer gelingt Auftakt nach Maß

Schweizer Siegerpaar: Roger Federer und Belinda Bencic
© getty

Roger Federer geht als Topfavorit in die am 15. Januar beginnenden Australian Open. Bei der inoffiziellen Mixed-WM in Perth präsentierte sich der "Maestro" in beeindruckender Frühform.

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Als Roger Federer vor 17 Jahren schon einmal den Hopman Cup gewann, war vieles anders. Gespielt wurde damals im Burswood Superdome, vor den Toren der westaustralischen Millionenstadt, und Federer war der ambitionierte Juniorpartner einer gewissen Martina Hingis. Am Ende strahlte das Team Suisse um die Wette, Hingis, die ehemalige Weltranglisten-Erste. Und ihr jüngerer Weggefährte Federer, der seinen ersten Karrierepokal überhaupt in Besitz nahm, wenn auch nur bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft der gemischten Doppel.

Und nun ist er noch immer und immer wieder in voller Kraft da - dieser unverwüstlich scheinende Maestro, der mit seinen 36 Lebensjahren im Hochleistungsareal Profitennis tonangebend bleibt. Teamsenior war er jetzt, bei der Hopman Cup-Auflage des Jahres 2018, der sanfte Anführer in der Turnierwoche, die mit einem 2:1-Finalsieg gegen das starke deutsche Team endete (Angelique Kerber/Alexander Zverev). Bencic (20), die wiedererstarkte, von Verletzungsqualen und Comeback-Sorgen erholte neue "Miss Swiss", überzeugte fast durchgehend in der Perth Arena, kassierte nur einen Rückschlag bei der Zwei-Satz-Niederlage im Endspiel gegen Kerber.

Doch sie konnte konnte genauso wie Federer frohen Mutes der Bewährungsprobe bei den am nächsten Montag beginnenden Australian Open entgegensehen: Federer ist dort ein Jahr nach seinem mit dem Titel vergoldeten Sensationsauftritt der klare Favorit.

Perfekter Start: "Man kann nicht mehr erwarten"

Der älteste Artist aus der engsten Spitze des Wanderzirkus untermauerte seine Ambitionen auf den 20. Grand Slam-Titel mit zupackenden Auftritten in Perth, im Finale holte sich der Maestro den vierten Sieg in der vierten Einzelpartie gegen den stärksten Vertreter der neuen Tennis-Generation, den schlaksigen Riesen Zverev (6:7, 6:0, 6:2). "Mehr kann man nicht wollen und erwarten zum Saisonauftakt", sagte Federer nach dem Gesamtsieg beim Hopman Cup, "ich freue mich auch besonders für Belinda, die im Mixed überragend spielte."

Wer in der Perth Arena auf die großflächigen Bilder des Hopman-Cup-Siegers Federer aus dem Jahr 2001 blickte, auf den neben Hingis abgebildeten Noch-Tennislehrling, den musste zunächst wieder einmal erstaunen, welchen Weg er in den letzten mehr als anderthalb Jahrzehnten gegangen ist - hin zum erfolgreichsten Tennisspieler dieser Epoche, zu einem universellen Sportheroen, zum Sympathieträger jenseits aller nationalen, kulturellen und sonstigen Grenzen.

Und aus aktuellem Anlass durfte man auch noch einmal verblüfft sein, mit welchem Elan und mit welcher körperlichen Kraft dieser Federer unverbrüchlich am Start ist - umso mehr vor dem aktuellen Hintergrund der gewaltigen Verletzungsmisere im internationalen Herrentennis. Fast hatte man den Eindruck, als sei der vierfache Familienvater Federer derzeit der einzige aus der Riege der Superstars, der aufrecht und souverän auf beiden Beinen seine Bahnen im Tourgeschäft zieht.

Konkurrenten gehen am Stock

Wohin man auch blickte sonst in der Gipfelregion, gab es Zweifel, Sorgen und Hiobsbotschaften: Andy Murray und Kei Nishikori haben ihre Teilnahme am Grand-Slam-Spektakel in Melbourne bereits abgesagt, die Chancen von Stan Wawrinka, dem zweiten Schweizer in der Spitze des Herrentennis, tendieren gegen Null.

Einen größeren Wettkampf hat Wawrinka seit dem Wimbledon-Turnier 2017 noch nicht bestritten, zuletzt verbreitete er sogar düstere Gedanken über einen möglichen Rücktritt. Noch am ehesten dürfte Rafael Nadal aus den ehemaligen Big Four Chancen auf einen einigermaßen aussichtsreichen Melbourne-Start haben.

Bei Novak Djokovic ist die Perspektive mäßig und unklar, seine Ellbogenverletzung erweist sich als wesentlich komplxer und langwieriger als gedacht. Der Serbe will zwar in dieser kommenden Vorbereitungswoche bei einem Schauturnier in Melbourne starten, aber ein Eingreifen in den Titelkampf bei den Australian Open erscheint unrealistisch. Ein ähnlicher Exploit wie der von Federer vor zwölf Monaten wäre nun ein noch größeres Wunder.

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