Augen auf beim Murray-Return

Von Marco Kühn/tennis-insider.de
Andy Murray
© getty

Andy Murray gilt neben Novak Djokovic als bester Returnspieler auf der ATP-Tour. Doch was macht diesen Schlag des Schotten so besonders?

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Als Zuschauer am TV hat man einen Nachteil. Fast unweigerlich achtet man zu Beginn eines Ballwechsels auf den Aufschläger. Nur wenn man total bewusst auf den Returnspieler achtet kriegt man mit, was dieser eigentlich so treibt. Hinzu kommt, dass die TV-Bilder nicht selten den Aufschläger in Großaufnahme zeigen. Dies macht es für uns, als Zuschauer am Bildschirm, dann unmöglich den Returnspieler zu beobachten. Doch ist der Return neben dem zweiten Aufschlag einer der entscheidenden Schläge im Spiel. Die Qualität eines Spielers zeigt sich zum Teil auch in seinen Returnqualitäten. Und gerade in diesem Bereich kann man von den Besten lernen. Wie zum Beispiel von Andy Murray.

Im Niemandsland

Andy Murray beginnt seinen Return in den meisten Fällen weit hinter der Grundlinie. Nachdem er den Return gespielt hat, steht er aber nah an der Grundlinie - oder sogar noch weiter vorn. Was passiert also, während der Aufschläger seine Aufschlagbewegung ausführt und den Ball bestmöglich ins T-Feld des Schotten spielt? Eine ganze Menge, so viel ist sicher.

Rational betrachtet sind es nur zwei Schritte. Tiefgehend bringt sich Murray in eine optimale Position, um den Return auf Hüfthöhe, vor dem Körper und mit möglichst viel Kontrolle zu spielen. Beginnt der Gegner seine Aufschlagbewegung, beginnt auch für Andy Murray die Vorbereitung auf seinen Return. Dies geschieht tatsächlich parallel. Es ist nicht so, dass Murray auf den Aufschlag des Gegners und den Ball wartet. Er geht dem Ball entgegen. Sobald der Spieler gegenüber mit seinem Aufschlag beginnt. Murray startet mit einem großen Schritt nach vorn. Diesen macht er mit seinem linken Bein. Dieser Schritt ist weitaus größer als ein normaler Fußschritt. Anschließend geht es Schlag auf Schlag.

In Sekunden in der idealen Position

Das rechte Bein folgt dem linken nach vorn. Ist dies geschehen, befindet sich der Gegner in der Bogenspannung und kurz vor dem Treffpunkt des Aufschlags. Der nächste Step für Murray besteht aus dem sogenannten Splitstep, auch als Bereitschaftssprung bekannt. Diesen führt er aus, wenn der Gegner den Ball trifft. Nun hat sich die Position von Andy Murray komplett geändert. Er befindet sich nicht mehr weit hinter der Grundlinie, sondern kurz davor. Erst bietet er dem Gegner verschiedene Winkel für den Aufschlag an. Während der Aufschlagbewegung macht er diese Winkel aber wieder clever zu. Er ist schon ein Schlitzohr, der Schotte.

Mit dem Körpergewicht tief nach unten verlagert bleibt Murray im gesamten Körper, nah an der Grundlinie, stabil um den Return zu spielen. Serviert sein Gegner den zweiten Aufschlag, versetzte Murray seine grundlegende Returnposition einfach ein bis zwei Schritte nach vorn. Auf diese Weise steht er zu Beginn des zweiten Aufschlags zwar immer noch ein Stück hinter Grundlinie. Um den Return dann aber zu spielen, befindet er sich zumeist im Feld.

Fazit

Man kann sich von Andy Murray das Schließen der Winkel durch einen großen Schritt nach vorn abschauen. Dazu ist der Splitstep der Hauptschlüssel zu seinem grandiosen Returnspiel. Dieser ist perfekt auf den Aufschlag des Gegners abgestimmt. Dieser "Mechanismus" beim Return bringt den Vorteil, dass man den Ball auf idealer Höhe spielen kann. Bleibt man beispielsweise beim zweiten Aufschlag zu weit hinter der Grundlinie, erwischt man den Ball auf Schulter- oder gar Kopfhöhe. Das Auspendeln lassen des Balles ist oft schwieriger, als dem Ball aggressiv entgegenzugehen. Andy Murray ist das beste Beispiel für den Return, von dem man bei jedem Zusehen lernen kann. Also: Demnächst Augen auf beim Murray-Return.

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