"Noch ein Blick in den Nebel"

Roger Federer rechnet sich in Wimbledon gute Chancen aus
© Jürgen Hasenkopf

Beim ATP-World-Tour-500-Turnier in Dubai steigt Roger Federer wieder in den Profibetrieb ein. Im Interview reflektiert der Schweizer über seinen Auftritt in Melbourne, seine körperliche Verfassung und die größten Chancen im Turnierkalender 2017.

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tennisnet: Herr Federer, seit Ihrem 18. Grand Slam-Sieg ist gut ein Monat vergangen. Wie blicken Sie auf die Tage von Melbourne zurück?

Roger Federer: Ich wache morgens manchmal auf, und dann frage ich mich: Ist es wirklich so passiert? Es ist natürlich auch ein wahnsinniges Glücksgefühl da, immer noch, immer wieder. Dieses Glück geht auch nicht so schnell weg.

tennisnet: Als Sie im Dezember einmal eine Ihrer Trainingseinheiten live übertrugen, wurden Sie von einem Fan nach Ihrer Einschätzung für die Australian Open gefragt. Die Antwort war: Ich bin mit jedem Ergebnis zufrieden.

Federer: Und das war auch ganz ehrlich gemeint. Ich hab' gedacht: Schau mal, was geht. Wenn du das Ende der ersten Woche erreichst, ist das ein schöner Erfolg. Wenn nicht, auch gut. Es war ja eigentlich erst der Anfang dieses Comebacks, was sollte ich da schon erwarten.

tennisnet: Sie waren viele Jahre Ihrer Karriere verletzungsfrei, hatten immer eine gewisse Angst vor schwereren Blessuren.

Federer: Aber ich denke und fühle jetzt anders. Ich habe mich schließlich immer wieder zurückgekämpft, wenn ich mit Verletzungen zu tun hatte. Jetzt natürlich erst recht, nach dem halben Jahr Zwangspause. Ich weiß, dass es kein Weltuntergang ist, wenn einem so ein Malheur passiert.

tennisnet: In Australien lud Ihr Schlusswort auf dem Centre Court zu Spekulationen ein, es schien dabei, als sei die Rückkehr nach Melbourne irgendwie offen.

Federer: Es war nicht mehr als ein Missverständnis. Ich wollte wirklich allen, absolut allen danken, die mich auf diesem Titelweg begleitet haben. Auch den vielen Fans. Und das klang dann wohl ein wenig nach einer Abschiedsrede. So, als ich ob ich nicht wiederkäme. Aber das war nicht die Botschaft. Es gibt natürlich immer Unsicherheiten, wer weiß schon, ob es nicht ein Verletzungsproblem gibt. Aber ich will spielen, dort und natürlich auch anderswo.

tennisnet: Sie haben gerade Ihren Vertrag mit den Swiss Indoors, Ihrem Heimturnier in Basel, bis zum Jahr 2019 verlängert. Bis dahin soll es weitergehen - oder?

Federer: Ja, der Wille ist ganz klar, noch einige Jahre zu spielen. Und bis zum Ende meiner Karriere werde ich auch immer in Basel antreten. Es ist meine Heimat, der Ort, an dem alles anfing für mich.

tennisnet: Wie fühlen Sie sich jetzt körperlich? Wie fit gehen Sie in die nächsten Wochen. Erst mit Dubai, dann den amerikanischen Turnieren in Indian Wells und Miami?

Federer: Ich werde erst nach diesem Saisonabschnitt schlauer sein, wie der Körper mehrere Turniere hintereinander verkraftet, wie da die physische Reaktion ist. Es ist noch ein Blick in den Nebel, ich kann es nicht sagen. Aber ich sehe mich bei keinem dieser Turniere irgendwie als Favorit. Ich erwarte nicht, dass ich dauernd Wunder produziere - und nach dieser langen Pause sind Turniersiege alles andere als normal.

tennisnet: Wo rechnen Sie sich in dieser Saison noch gute Chancen aus?

Federer: Sicher weniger bei den French Open oder in der Sandplatzsaison. Aber ich glaube, dass ich bis zum Ende meiner Karriere immer gute Chancen in Wimbledon und auch bei den US Open habe. Wimbledon ist sicher der Hauptfokus für mich. Das ist der Platz, wo ich am selbstverständlichsten gutes Tennis spiele.

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