So entschärfst du den Slice

Von Von Marco Kühn/tennis-insider.de
Feliciano Lopez setzt den Slice sehr häufig auf der Rückhand ein
© getty

Du hast Probleme mit Gegnern, die permanent den Slice gegen dich einsetzen? Hier findest du einfache Lösungen, um mit unterschnittenen Bällen besser zurechtzukommen.

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Du wirst enttäuscht sein. Dieser Artikel enthält keinen Zauberspruch für dich, den du auf dem Platz aufsagen kannst. Du wirst wahrscheinlich auch nichts lesen, was du noch nicht kennst oder irgendwo gehört hast. Eine Sache wird dieser Artikel aber garantiert für dich tun: Er wird dir eine Eselsbrücke bauen, die dir in deinen Matches den richtigen taktischen Weg weisen wird. Bevor wir uns auf die Taktik stürzen schauen wir zunächst, wo die Probleme im Spiel gegen die "Slice-Spieler" liegen. Diese Probleme sind ebenso simpel wie die Lösung, zu der wir später kommen.

Der Bruch

Wenn du mit zwei Bällen jonglierst, wirst du dies in einem regelmäßigen Tempo tun. Du wirfst die Bälle von Hand zu Hand und beide Bälle bleiben, sagen wir vier Sekunden, in der Luft. Dadurch entsteht ein Rhythmus, der es dir das Jonglieren der Bälle erleichtert. Würdest du den einen Ball langsamer oder schneller jonglieren, würde ein Bruch im Rhythmus entstehen. Auf dem Tennisplatz ist der Slice dieser Bruch. Der Slice stört deinen Rhythmus und macht es dir dadurch schwerer zu reagieren. Du musst dich anders bewegen und den Ball anders schlagen. Und genau da liegt das Problem.

Oft will man etwas Besonderes auf den Slice des Gegners spielen - dabei ist das aus der aktuellen Spielsituation heraus überhaupt nicht möglich. Beispielsweise wenn der Slice sehr flach und schlicht gut gespielt ist, man selbst darauf einen Vorhand-Winner, lang ins gegnerische Eck, spielen will. Dies ist der falsche Weg, um auf den Slice zu antworten. Der Ball befindet sich an einem extrem ungünstigen Punkt, um schnelle und riskante Bälle zu spielen. Wer immer versucht auf einen Slice schnell zu spielen, wird verzweifeln. Die eigene Fehlerquote steigt parallel zum Frust. Der "Slice-Spieler" erreicht so schnell eines seiner großen Teilziele in einem Match: Er entnervt den Gegner.

Die simple Lösung

In der Kampfkunst gibt es einen Leitspruch: "Wenn du gezogen wirst, dann drücke. Wenn du gedrückt wirst, dann ziehe". Du nutzt die Bewegung des Gegners, um auf dessen Aktion zu antworten. Der Fluss des Gegners wird nicht zwanghaft gebrochen, sondern für die eigene Taktik genutzt. Im Tennis findet diese Denkweise leider viel zu selten statt. Auf einen hohen Ball wird versucht einen knallharten Winner zu spielen. Der Einwurf des Gegners, der zweite Aufschlag, wird gnadenlos attackiert und in den meisten Fällen ins Aus gespielt. Und der Slice? Diesem wird versucht mit Topspin beizukommen. Mit dem Ergebnis, dass dieser am Rahmen kleben bleibt, zu kurz kommt oder einfach keine Lösung für das "Slice-Problem" darstellt.

Wenn dein Gegner sehr viel Slice spielt, spiele einen Slice zurück. Auf der Vorhand und auf der Rückhand. Wenn du einen Slice zurückspielst, hast du mehr Möglichkeiten deinen Gegner von einem guten Slice abzubringen. Du kannst den Ball leichter kürzer spielen. Ein Stopp wäre ebenfalls eine Option. Dein eigenes Spiel ist nicht mehr so fehleranfällig. Du gibst deinem Gegner mehr Möglichkeiten Fehler zu machen oder mal keinen guten und gnadenlos effektiven Slice zu spielen. Diese simple Lösung eröffnet dir, für deine Taktik, viel mehr Optionen, als wenn du versuchst etwas "Besonderes" auf den Slice des Gegners zu spielen.

Der psychologische Effekt ist auch nicht zu unterschätzen. Du hast kaum Denksport zu betreiben, wenn dein Gegner Slice spielt. Du weißt schnell, was du zu tun hast. Nämlich selbst mit einem Slice zu antworten. Dies ist mit wesentlich weniger Aufwand verbunden als dich aufwendig damit zu beschäftigen, in welche Ecke du den Ball knallen willst - was in den meisten Fällen unmöglich ist.

Fazit

Anstatt schnell entnervt das mentale Handtuch zu schmeißen, kannst du das ewige "Geslice" des Gegners ganz einfach annehmen und darauf eingehen. Lass den Gegner erstmal drei oder vier richtig effektive Slice-Bälle nacheinander spielen in einem Ballwechsel. Bei einem der Bälle eröffnet sich dir vielleicht schon eine Möglichkeit den Ballwechsel in eine andere, für dich offensivere Richtung zu lenken. Du selbst kannst mit deinem Slice ebenfalls den Ballwechsel steuern, indem du Stopps und kurze Bälle (auf das T-Feld) einstreust.

Halte deinen Nerven ruhig und die Lösungen simpel. Spiele auch mal einen Slice auf die Vorhand des Gegners, auch wenn dies manchmal schwierig wird. Dazu kannst du mit deinem Selbstvertrauen arbeiten. Wenn du hohes Selbstvertrauen besitzt, gehe mehr Risiko. Wenn du aber ziemlich verunsichert bist, spiele einfach einen Slice zurück. Manchmal ist auch auf dem Tennisplatz weniger einfach mehr.

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