Auf dem falschen Fuß erwischt

Von Marco Kühn/tennis-insider.de
Ausmanövriert - Grigor Dimitrov muss in den Spagat
© getty

Was braucht man, um clever gegen den Lauf des Gegners spielen zu können? Wie erwische ich meinen Kontrahenten auf dem falschen Fuß. Hier erfahrt ihr es!

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"Du musst clever spielen, nicht mit der Brechstange". Immer wieder herrlich, dieses Phrasengedresche. Meist ist die Brechstange die schlechteste aller Lösungen. Mit reinem "Kloppen" kommt man gegen viele Gegner nicht weit. Dazu steigt die eigene Fehlerquote radikal an. Ein paar taktische Mittel sollte man als Clubspieler zu jedem Match mit auf den Platz bringen. Wenn das eigene Spiel zu eindimensional ist, stellt sich der Gegner innerhalb weniger Aufschlagspiele darauf ein. Wenn die Überraschungen für den Gegner ausbleiben, ist dies für das eigene Spiel und das Ergebnis nicht förderlich. Schauen wir uns heute ein taktisches Element an, dass in jedem Match angewandt werden kann. Was braucht man, um clever gegen den Lauf des Gegners spielen zu können?

Beobachten

Den Gegner aus dem Augenwinkel beobachten. Klingt gut, aber wie macht man das? Während man mit dem Anschauen des Balles und seiner eigenen Koordination zur Vorbereitung auf den Schlag beschäftigt ist, sollte man den Gegner nie ganz aus den Augen verlieren. Aus dem Augenwinkel wird der Gegner wie ein bunter, nach oben gezogener Schleier wahrgenommen. Man erkennt keine Details, bekommt aber Bewegungen und Richtungswechsel dieses Schleiers mit. Man kann erkennen, ob sich dieser Schleier nach links oder rechts, nach vorn oder - in den seltenen Fällen - nach hinten bewegt. Man sollte nicht versuchen, diesen Schleier noch genauer betrachten zu können. Stattdessen sollte man sich mit dem, was man erkennen kann, zufrieden geben. Für viele taktische Elemente reicht es aus, die Position des Gegners zu kennen.

Neben der Position lässt sich aus dem Augenwinkel heraus auch die nächste Absicht des Gegners erahnen. Wenn zum Beispiel nach dem Return der Gegner seinen Oberkörper zu Platzmitte an der Grundlinie neigt, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Gegner dorthin orientieren wird. Auch an der Stellung der Fußspitzen lassen sich mögliche Absichten des Gegners erkennen, doch sind diese nur schwer durch den Augenwinkel wahrzunehmen. Lernt man den Schleier des Gegners schnell kennen, kann man die Laufrichtungen des Gegners erahnen - und sein Spiel gegen den Lauf planen.

Zögern

Um clever gegen den Lauf des Gegners zu spielen, ergibt sich im Ballwechsel immer mal wieder die Möglichkeit kurz zu zögern. Zögern bedeutet in diesem Falle nicht, dass man unsicher ist, was man als nächstes spielen soll. Sondern ein kurzer Stopp in der eigenen Ausholbewegung. Dies bringt nützliche Sekunden, um erkennen zu können, wohin sich der Gegner bewegen will. Ein Beispiel für eine solche Möglichkeit der Verzögerung ist der Ball aus dem Halbfeld, der mehr hereintropft, als das er vom Gegner wirklich geschlagen wurde. Springt der Ball bis zum Kopf oder Kinn ab, ergibt sich die Möglichkeit zu zögern. Da der Gegner vorher nicht sehen kann, ob der Schlag verzögert wird, kann er nicht darauf reagieren und wird seinen gedachten Laufweg einschlagen. Hierauf kann dann sofort reagiert werden und der Ball gegen den Lauf des Gegners gespielt werden.

Tricksen

Es gibt die Möglichkeit, den Gegner links und rechts auf dem falschen Fuß zu erwischen. Und es ergeben sich Optionen, den Gegner nach vorn ins Leere laufen zu lassen. Auf übertriebene Art und Weise einen Stopp anzukündigen, um dann den Ball nach hinten ins Eck zu schieben, ist ein gutes taktisches Mittel - wenn es nicht zu häufig gespielt wird. Um so zu tricksen, sollte statt dem normalen Vorhandgriff der Volleygriff genutzt werden. Anstatt der gewöhnlichen Ausholbewegung sollte der Schläger einfach hoch aufgestellt werden - wie zum Volley. Durch diese Änderungen sieht der Gegner sofort die Absicht eines Stopps. Erkennt man nun, dass der Schleier sich beginnt nach vorn zu bewegen, kann der Ball lang anstatt kurz gespielt werden. Der Griff wird hierfür nicht geändert. Wichtig ist, dass der Ball tatsächlich geschoben und nicht geschlagen wird.

Fazit

Das Spiel gegen den Lauf des Gegners ist eine gute Mischung für die gesamte Spielanlage während eines Matches. Wie beim Stopp sollte diese Taktik aber nicht zu häufig gespielt werden. Der Gegner kann sich dann auf dieses Manöver einstellen und wird dies durchschauen. Wird man durchschaut, hat der Gegner dann leichtes Spiel und kann mühelos zu Punktgewinnen kommen. Alles eine Frage der richtigen Dosis. Es wie mit der Schokolade: die Menge macht das Gift.

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