Einfach überpowert

Rafael Nadal hat seinen Fokus auf major-Titel Nummer 16
© getty

Rafael Nadal ist im Viertelfinale der US Open seiner Favoritenrolle gerecht geworden: Der Spanier besiegte den russischen Youngster Andrey Rublev glatt in drei Sätzen und wartet nun auf den Sieger der Abendpartie zwischen Roger Federer und Juan Martin del Potro.

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Von Jens Huiber aus New York City

Andrey Rublev war in einer Position, von der aus er ein kleines bisschen Geschichte hätte schreiben können: Der jüngste Halbfinalist seit 2000, das wäre dem Russen gut zu Gesicht gestanden. Damals war dies Lleyton Hewitt gelungen, dem nunmehrigen australischen Davis-Cup-Kapitän. Alleine: Rafael Nadal hatte exakt null Interesse daran, ein Teil dieser kleinen Geschichte zu werden. Die Nummer eins der Welt ließ Rublev unter dem geschlossenen Dach im Arthur Ashe Stadium keine Chance, zog mit einem 6:1, 6:2 und 6:2 nach nur 96 Minuten in das Halbfinale des letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres ein.

Nadal hat in New York zweimal gewonnen, 2010 und 2013, die Leistungen gegen den 19-Jährigen Rublev, aber auch schon davor gegen Alexandr Dolgopolov legen nahe, dass der Spanier auf dem Weg zu Titel Nummer drei kaum zu stoppen sein wird.

Nadal zeigte gleich im ersten Aufschlagspiel von Rublev, wie er den Mittwochnachmittag zu gestalten dachte, begann mit einem Break, nachdem er als Rückschläger 15:40 zurückgelegen war. Und so spielte der Spanier auch weiter, hatte auf die schnellen Grundschläge seines Gegners in der Regel die noch besseren Antworten. 6:1 Nadal nach knapp 25 Minuten.

Großartige Anlagen

Der angekündigte Regen hatte das National Tennis Center zwar bis zu Spielbeginn verschont, die Turnier-Verantwortlichen waren dennoch auf Nummer sicher gegangen. Die Temperaturen in der größten Tennishalle der Welt sorgten eher für Herbstgefühle, eigentlich nicht die besten Voraussetzungen für Nadal: Dessen Spinbälle entfalten unter warmen Bedingungen ihre größte Wirkung, der spanische Großmeister wusste sich dennoch zu helfen. Und nahm Rublev dessen Aufschlag zum 3:2 im zweiten Akt ab, verwehrte dem ab Montag zweiten in der #NextGen-Jahreswertung im darauffolgenden Spiel mit der Abwehr zweier Breakbälle das direkte Comeback.

Andrey Rublev verfügt über ganz großartige Anlagen, hatte bis zum Treffen gegen Nadal nicht nur David Goffin, sondern vor allem auch Grigor Dimitrov geschlagen. Am Mittwoch aber fand er seinen Meister: Nadal agierte unglaublich druckvoll, Rublev musste zumeist ein zu hohes Risiko eingehen, um zu Punkten zu kommen. Kam er aber zu selten. 58 Minuten, 6:1, 6:2 Nadal.

Geschichte schreiben

Die Genesis des dritten Satzes ähnelte jener der beiden Vorgänger: Rublev versuchte wieder, Druck zu machen. Nadal hielt diesem stand, übernahm irgendwann in den Ballwechseln die Initiative - und das war es dann in der Regel für Rublev. Vereinzelte Stoppversuche schafften nicht einmal den Weg bis zum Netz, von den Rängen gab es erste Unmutsäußerungen. Unverstädnlicherweise, denn an Kampfgeist ließ es Rublev nicht mangeln.

Rafael Nadal aber spielte, als ob es darum ginge, ein Statement zu setzen gegen einen, von dem es heißt, dass er in den kommenden Jahren eine ganz große Rolle im Welttennis spielen wird. 6:2 auch der dritte Satz. Message angekommen.

Und: Nadal befindet sich in New York bekanntermaßen auf der Pirsch nach seiner 16. Major-Trophäe, im Halbfinale könnte es zu einer Premiere kommen: Noch nie hat sich der Mallorquiner mit Roger Federer bei den US Open gemessen, der Schweizer allerdings musste dafür am Abend erst einmal die Hürde Juan Martin del Potro nehmen. Fünfmal waren Federer und Nadal nur ein Match vor einem direkten Treffen, immer ging im letzten Augenblick etwas schief: Zuletzt 2013, als Federer im Achtelfinale gegen Tommy Robredo verlor - der eine Runde später gegen Nadal unterging. Ein Match-Up mit Federer allerdings, das wäre richtig große Tennis-Geschichte für Rafael Nadal.

Hier das Herren-Tableau bei den US Open 2017

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