Lehrstunde in der Nachmittagshitze

Dominic Thiem hat Bernard Tomic schlichtweg überpowert
© getty

Dominic Thiem ist souverän in die French Open 2017 gestartet: Der Vorjahres-Halbfinalist ließ dem Australier Bernard Tomic in drei Sätzen keine Chance und trifft nun entweder auf Nicolas Mahut oder Simone Bolelli.

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Von Jens Huiber aus Paris

Kurze Anlaufphase, danach eine sehr überzeugende Vorstellung, bei der er seinem Gegner nicht einen einzigen Breakball gestattete: Dominic Thiem hat zum Auftakt der French Open 2017 Bernard Tomic nach 80 Minuten mit 6:4, 6:0 und 6:2. Gegen den Australier hatte Thiem zuvor einmal gespielt, das Finale von Acapulco in drei Sätzen gewonnen. Thiem trifft nun etnweder auf Lokalmatador Nicolas Mahut oder den Italiener Simone Bolelli.

Was für ein Unterschied ein knappes Jahr machen kann: Bei seinem bis heute letzten Auftritt auf dem Court Suzanne Lenglen, dem Halbfinale 2016 gegen Novak Djokovic, herrschten spätherbstliche Bedingungen. Zum Auftakt der aktuellen Ausgabe des zweiten Majors des Jahres mussten sich Thiem und Tomic erst einmal mit drückender Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zurechtfinden. Umstände, wie sie normalerweise bei den US Open herrschen. Kein Nachteil für den Österreicher, der sich in diesem Jahr in einer deutlich besseren körperlichen Verfassung zeigt als sein australischer Gegner.

Tomic wackelt zuerst

Zu Beginn des Matches hinterließen die Aufschläger keinen durchgängig souveränen Eindruck, Tomic wackelte als erster, musste sein Service zum 2:3 abgeben. Der Australier agierte vor vollbesetzten Tribünen auf dem zweitgrößten Platz in Roland Garros wie erwartet: beinahe ohne Spin. Tomic nahm die Bälle so früh als möglich, ein probates Mittel, wenn die Schlagposition stimmt. Was Thiem indes nur selten zuließ. Der an Position sechs gesetzte Österreicher verrichtete seine Arbeit so konzentriert wie schon in den Wochen von Madrid und Rom, holte sich mit einem Rückhandball entlang der Linie den ersten Satz nach 39 Minuten mit 6:4.

Ein Credo von Thiems Coach Günter Bresnik ist es, nach einem Break mit ersten Aufschlägen nachzulegen. Die österreichische Nummer eins tat genau das, streute im Spiel zum 2:0 im zweiten Satz drei Asse ein, allesamt auf die Rückhandseite Tomics platziert. Matchverläufe wie dieser führen bei Bernard Tomic in der Regel zu einem Abnehmen der Freude am Tennissport, zumindest unter Wettkampfbedingungen. Thiem andererseits weiß, wann er einen Gegner endgültig auf der Matte hat. Zweiter Satz: 6:0 in schlanken 19 Minuten.

Zweifelnde Worte

Das grundsätzlich sensible französische Publikum ließ Tomic zu Beginn des dritten Akts ein paar zweifelnde Worte zukommen ("Do you really want it?"), am Erfolg des österreichischen Favoriten gab es indes nichts zu rütteln. Zu konzentriert, zu einfallsreich agierte Thiem, der sich das Break zum 2:1 wieder mit seiner Rückhand holte. Das spielerische Highlight folgte wenige Minuten später, als die Nummer sieben der Welt einen spektakulären Ballwechsel nach einem "Tweener" mit einem Vorhand-Passierball abschloss. Er sei sehr froh darüber, die knifflige Auslosung so makellos gemeistert zu haben, erklärte Dominic Thiem noch auf dem Court. Und bedankte sich bei den Zuschauern, die am Sonntag die Ränge gefüllt hatten. Für ihn sei es schließlich eine Premiere gewesen, Teil der Overture bei den French Open zu sein.

Thiem hatte sich mittags mit Lucas Pouille eingespielt, den Franzosen könnte die Nummer sechs des Turniers im Viertelfinale wiedersehen. Bis dahin warten allerdings noch einige Hindernisse, in Runde zwei etwa Lokalmatador Nicolas Mahut oder Simone Bolelli . Wahrscheinlich bei Bedingungen, die den French Open angemessen sind: Es soll kühler werden.

Hier die Auslosung für die French Open der Herren

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