Australian Open: "Neue" Angelique Kerber nun vor Duell mit Maria Sharapova

Angelique Kerber
© getty

Elfter Sieg in Folge, und das am 30. Geburtstag - und nun ein Treffen mit Maria Sharapova (Samstag, 9 Uhr um LIVETICKER): Angelique Kerber ist wieder voll im Gespräch.

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An ihrem 30. Geburtstag dachte Angelique Kerber irgendwann auch noch daran, dass "die letzten Jahre ja schon ziemlich verrückt gewesen sind." Sie hatte da schon souverän ihr Zweitrunden-Match mit 6:4 und 6:1 gegen die Kroatin Donna Vekic gewonnen und sich bei den Australian Open ein spektakuläres Drittrunden-Rendezvous mit Superstar Maria Sharapova gesichert. Und sie hatte auch gerührt dem Chor der Zehntausend in der Margaret-Court-Arena gelauscht, der ihr stimmkräftig "Happy Birthday" gewünscht und sie mit "Hiphop, Horray" hatte hochleben lassen.

"Es gab eine Zeit, in der ich fast mit dem Tennis aufgehört hätte. Und nun das: Es ist echt ein Traum, was alles für mich passiert ist. Was ich erreicht habe. Und was ich noch schaffen kann", sagte Kerber, glücklich und zufrieden inmitten der schönen Bescherung.

Kerber blickt mit Stolz zurück

Tatsächlich war dieser Feier-Tag, teils glutheiß bis zur Unerträglichkeit in Melbourne, auch ein Tag zum Reflektieren. Ein Tag zur Besinnung und zum Innehalten. "Wenn ich zurückblicke, dann empfinde ich eine Menge Stolz", sagte Kerber, "ich hätte mir nicht erwarten können, was mir alles gelungen ist." Wild bewegt waren ihre Zwanziger ja, lange Zeit war sie nur die verschüchterte Randfigur, die eher zuschauende Beobachterin eines sich entwickelnden deutschen Fräuleinwunders.

Und dann war sie auf einmal auf der Überholspur, zog an allen Petkovics, Lisickis oder Görges' vorbei, gewann zwei Grand-Slam-Turniere, wurde die Nummer 1 der Welt. "Es ist eine Geschichte, die mir selbst manchmal unwirklich erscheint", sagt Kerber. Vor allem, weil sie in diesem zurückliegenden Lebens-Jahrzehnt auch nicht weit davon entfernt war, sich vom Tennis abzuwenden. Dem Sport, der ihr vor sieben, acht Jahren fast nur bittere Enttäuschungen einbrachte - und Zweifel, "ob das wirklich noch das Richtige für mich ist."

Angie: Der Spaß ist zurück

Kerbers Hartnäckigkeit aber zahlte sich immer wieder aus, auch jetzt noch einmal, als sie nach dem furiosen Höhenflug und dem tiefen Absturz sich selbst und ihre Tennisfirma komplett erneuerte. In der Saisonpause zwischen 2017 und 2018 hat sich die Kielerin schlicht wieder neu erfunden. Was so leicht erscheint, diese Rückkehr zu alter Stärke und Selbstgewissheit, auch die frische Siegesserie zum Start dieser Spielzeit, war in Wahrheit mit harten Prüfungen und ebenso harter Aufbauarbeit bezahlt.

Im Zeit Magazin hat Kerber gerade darüber gesprochen, in einer schonungslosen Kolumne blickt sie da auch auf die letzte Saison zurück, auf eine Phase der Orientierungslosigkeit, der Leere und der Niederlagen. Sie erklärt auch, wie sie sich später vom alltäglichen Diktat des Kampfes um Weltranglistenpositionen verabschiedete und einfach wieder nach dem Spaß an ihrer Arbeit suchte. Und ihn auch fand.

Showdown mit Maria Sharapova

Kerber, diese Verwandlungskünstlerin, wird 2018 immer wieder eine gewichtige Rolle im Wanderzirkus spielen, trotz aller Unberechenbarkeit der Branche lässt sich das vorhersagen. Sie hat sich zu ihrem 30. Geburtstag und zum Einstieg in dieses letzte Jahrzehnt ihrer Laufbahn eine starke Plattform für Erfolgsmomente geschaffen, vielleicht auch schon ganz aktuell für diese Offenen Australischen Meisterschaften.

Die Partie gegen Sharapova, die alte Weggefährtin, wird ohne Zweifel ein Schlüsselspiel, ein entscheidender Fingerzeig für den ganzen Titelkampf in Melbourne. Denn wohin man sonst auch blickt, sind schon namhafte Mitbewerberinnen um die Grand Slam-Krone gestolpert, erst am Donnerstag wieder die amtierende Wimbledon-Königin Garbine Muguruza. Es scheint erst mal so, als müsse DTB-Damenchefin Barbara Rittner rein gar nichts von ihrer Einschätzung vor dem Turnier zurücknehmen, von der Prognose, "dass diese neue Angie Kerber eine ist, die um den Titel mitspielen wird."

Kerbers Bilanz 2018 makellos

Kerber, inzwischen mit einer 11:0-Bilanz in 2018 ausgestattet, ist nicht gerade eine Freundin der russischen Tennis-Größe, erst recht nicht seit den Dopingverwicklungen der Diva. Aber die Deutsche gehört auch nicht zu denen, die Sharapova den Sünden-Fall endlos nachtragen. "Das Thema ist durch, erledigt", sagt Kerber, "sie hat die Strafe abgesessen." Jetzt gehe es ausschließlich darum, "wie ich dieses Spiel gewinnen kann, gegen jemanden, der wieder sehr gefährlich ist."

Sieben Mal haben Kerber und Sharapova schon gegeneinander gespielt, Kerber hat drei Mal gewonnen, auch die beiden letzten Vergleiche in Wimbledon (2014) und Stuttgart (2015). Aber das war alles in Kerbers Zwanzigern, und die sind nun vorbei. "Unglaublich, wie die Zeit verfliegt", sagte Kerber auch an diesem 18. Januar 2018, einem Tag, der mittendrin liegt in einem neuen Aufschwung.

Die Zwei ist zwar nun weg. Aber Kerber, die starke Kerber, ist wieder da.

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