Wer kürt sich in Biberach zum Meister?

Michael Berrer will zum Karriere-Abschluss nach der deutschen Tenniskrone greifen, Carina Witthöft ihren Finalfluch abschütteln.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.12.2016, 13:52 Uhr

STUTTGART, GERMANY - APRIL 23: Carina Witthoeft of Germany returns during her match against Caroline Garcia of France on day four of the Porsche Tennis Grand Prix at Porsche-Arena on April 23, 2015 in Stuttgart, Germany. (Photo by Daniel Kopatsch/B...

Kommenden Montag geht es los. Mit der Qualifikation beginnt die 45. Auflage der Nationalen Deutschen Tennismeisterschaften, die nunmehr zum siebten Mal in Folge im Bezirksstützpunkt des Württembergischen Tennis-Bund im oberschwäbischen Biberach stattfindet. Fünf Tage vor dem ersten Aufschlag haben WTB-Präsident Ulrich Lange und Turnierdirektor Rolf Schmid (Vizepräsident und Verbandssportwart des WTB) die Teilnehmerlisten offiziell vorgestellt. "Wir können damit absolut zufrieden sein. Vor allem in der Breite ist das Feld hervorragend", sagen Lange und Schmid. Aber auch an der Spitze sind tolle Namen zu lesen. So führt bei den Damen die Hamburgerin Carina Witthöft das Feld an und nimmt einen weiteren Anlauf auf den ersten deutschen Meistertitel der Aktiven, nachdem sie in den letzten drei Jahren zweimal im Endspiel gescheitert war. Mit großer Freude konnten die WTB-Verantwortlichen bei den Herren verkünden, dass der Stuttgarter Michael Berrer mit der Deutschen Meisterschaft seine Profikarriere beenden wird und zum Abschluss nach der deutschen Tenniskrone greifen möchte. Doch auf Witthöft und Berrer wartet harte Konkurrenz, denn die Besetzung in beiden Konkurrenzen verspricht interessante Tennismatches, bis letztlich am Sonntag, 18. Dezember die neuen deutschen Titelträger feststehen.

Zum Karriereende Deutscher Meister?

Kurz vor der Bescherung können sich die deutschen Tennisprofis selbst ein Geschenk machen. Bei den Deutschen Tennismeisterschaften vom 12. bis 18. Dezember in Biberach geht es um den renommiertesten Einzeltitel auf nationaler Ebene, außerdem gibt es noch eine Mixedkonkurrenz. Ausrichter ist zum siebten Mal in Folge der Württembergische Tennis-Bund, der die Meisterschaften in seinem Stützpunkt in Oberschwaben in der Tennishalle in Biberach-Hühnerfeld durchführt. Titelverteidigerin ist Anna-Lena Friedsam aus dem Porsche Talent Team Deutschland, bei den Herren schnappte sich im Jahr 2015 Oscar Otte den begehrten Siegerpokal. Die erste Titelentscheidung bei der 45. Auflage der Veranstaltung fällt bereits am Samstagabend im Mixed. Hier gewann im Vorjahr das Duo Carina Witthöft/Yannick Hanfmann.

Für einen Teilnehmer sind die Tage von Biberach etwas ganz Besonderes. "Ich freue mich auf die Deutschen Meisterschaften, denn es soll mein letztes Turnier als Profi werden", sagt Michael Berrer und ergänzt, "nachdem ich in Württemberg mit dem Tennisspielen begonnen habe, jahrelang Mitglied im Verbandskader war und meine ersten Erfolge gefeiert habe, schließt sich in Biberach der Kreis. Ich denke, das ist der perfekte Abschluss und ein schöner Abschied." Nach 17 Jahren auf der Profibühne und der besten Weltranglistenplatzierung im Jahr 2005 mit Platz 42 hängt der 36-Jährige nun seinen Schläger an den Nagel. "Ich habe viel erlebt und eine tolle Zeit gehabt, aber irgendwann muss Schluss sein", erklärt der ehemalige Davis Cup-Spieler. Mittlerweile ist der 1,93 Meter große Hüne verheiratet und Vater von zwei Mädchen (4 und 2 Jahre), ein schwieriger Spagat zwischen dem Leben auf der Tour und der Familie. Nach dem Karriereende wird den Familienvater der Tennissport jedoch weiter begleiten. "Dank meines guten Netzwerkes und meiner Erfahrung im Profisport, bin ich mir sicher, dass ich im Marketing-Bereich einiges bewegen kann." Bis das jedoch spruchreif ist, schwingt der aufschlagstarke Linkshänder, der 2015 in Doha Rafael Nadal bezwingen konnte und hernach live im Siegerinterview eigentlich schon Gedanken äußerte, im Vorjahr die Laufbahn zu beenden, letztmalig in Biberach den Schläger. Zum Titelgewinn hat es bislang nicht gereicht, obwohl Berrer schon zweimal ganz dicht dran war. 2012 scheiterte er im Endspiel in drei hart umkämpften Sätzen an Jan-Lennard Struff und im darauffolgenden Jahr musste er sich im Duell der Aufschläger Daniel Brands geschlagen geben. Zum Abschluss nun der Titel wäre die Krönung einer Karriere die 1999 als Profi begann? Berrer relativiert: "Es erwartet mich starke Konkurrenz, von daher muss ich alles geben, um dann vielleicht mit einem letzten Sieg und einem Titel aufzuhören. Egal wie es am Ende ausgeht, ich freue mich auf die Meisterschaften."

Einer der härtesten Konkurrenten ist mit Sicherheit Daniel Masur. Der 22 Jahre alte DM-Finalist von 2014 (Endspielniederlage gegen Andreas Beck) hat im abgelaufenen Jahr vor allem durch seinen tollen Auftritt bei der Davis Cup-Relegationspartie gegen Polen in Berlin im Doppel an der Seite von Daniel Brands für Aufsehen gesorgt. Der B-Kader-Spieler, der im Bundesstützpunkt in München trainiert, überzeugte mit seiner unbekümmerten Spielweise und zeigte, dass er mit dem Schläger umzugehen weiß. Ein weiterer Kandidat ist auch Kaderkollege Maximilian Marterer. Auf dem schnellen Biberacher Hallenboden wird aber auch der ein oder andere Spieler wieder für eine Überraschung sorgen, was auch die letztjährige Finalpaarung Oscar Otte gegen Jan Choinski gezeigt hat. Mit Yannick Maden geht ein weiterer württembergischer Akteur ins Rennen, der ein tolles Jahr 2016 gespielt hat. Der 27-jährige WTB-Kaderspieler konnte vier ITF-Turniere gewinnen und stand zudem fünf Mal im Endspiel. Zudem erreichte der Stuttgarter im Oktober im belgischen Antwerpen erstmals als Qualifikant das Hauptfeld bei einem ATP Tour-Event, verlor dort allerdings gegen den Franzosen Gilles Simon. Dank dieser Erfolge kletterte er mit Rang 266 auf seine beste Platzierung in der Weltrangliste. Von daher hat Maden durchaus Chancen, im Herrenfeld weit zu kommen.

Topfavoritin Witthöft will diesmal zuschlagen

Auf Seite der Damen ist die Favoritenrolle dagegen klarer verteilt. Größte Chancen auf den Titel haben Carina Witthöft, Antonia Lottner und Tamara Korpatsch. Für Carina Witthöft verlief die abgelaufene Saison erfolgreich. Das Erreichen der dritten Runde bei den US Open sowie zwei Finalteilnahmen bei den Turnieren in Cagnes-Sur-Mer (Frankreich) und Prag (Tschechien) waren die größten Erfolge der 21-jährigen Hamburgerin. Mit Biberach hat die großgewachsene Witthöft noch eine besondere Rechnung offen. Zweimal stand sie bereits im Finale der Einzelkonkurrenz und zweimal musste sie sich knapp in drei Sätzen geschlagen geben. Im Jahr 2013 scheiterte sie an Anna-Lena Friedsam und 2014 schnappte ihr Lottner den Titel vor der Nase weg. Jene Lottner gehört auch diesmal wieder zum Kreis der Titelanwärter, zumal sie 2016 so erfolgreich wie noch nie in ihrer Karriere spielt. Durch den Turniersieg als Qualifikantin beim mit 75.000 Dollar dotierten Turnier in Prag gegen Witthöft schaffte die Spielerin aus dem Porsche Talent Team Deutschland erstmals den Sprung unter die Top 200 in der Weltrangliste. Zudem gewann die 20 Jahre alte Düsseldorferin in Diensten des TEC Waldau Stuttgart das 50.000-Dollar-Turnier in Versmold und kletterte im Jahresverlauf bis auf Rang 165 in der Weltrangliste, die beste Platzierung der Karriere. Auf dem Karrierehoch befindet sich auch Tamara Korpatsch. Die 21-Jährige steht aktuell auf Rang 158 der Weltrangliste und belegt damit die beste Platzierung in ihrer Laufbahn als Tennisprofi. Ausschlaggebend dafür waren vor allem die insgesamt vier Turniersiege bei 25.000-Dollar-Turnieren im Sommer. Dabei legte sie eine beeindruckende Serie von drei Siegen in Folge bei den Veranstaltungen in Darmstadt, Bad Saulgau und Hechingen hin und holte sich damit auch den Sieg bei der German Masters Series, der Turnierserie des Deutschen Tennis Bundes.

Doch auch die anderen Nachwuchskräfte aus dem Porsche Talent Team Deutschland gilt es zu beachten. Allen voran Katharina Hobgarski, die letztes Jahr überraschend im Finale stand und zuletzt sechs ITF Turniere in Folge im tunesischen Hammamet gewinnen konnte. Und dann sind da auch noch zwei Kaderspielerinnen des WTB, Anna Zaja und Laura Schaeder, die beide für den TEC Waldau in der Bundesliga spielen. Sowohl Zaja als auch Schaeder spielen gerade das beste Tennis der Karriere. Mit konstanten Ergebnissen und zwei Siegen auf der ITF Tour durchbrach die 25 Jahre alte Zaja, die 2015 das Halbfinale der DM erreichte, erstmals im August die Top 300-Schwelle in der Weltrangliste. Dieses Kunststück gelang auch ihrer 23-jährigen Clubkameradin. Mit dem Erreichen des Finales Ende November beim 25.000-Dollar-Tunrier in Zawada (Polen) kletterte auch Schaeder, die im Jahresverlauf ein ITF-Turnier gewinnen konnte, unter die besten 300 der Welt.

Die Meldelisten deuten an, dass sich die Tennisfans auch bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften auf ein tolles Teilnehmerfeld bei den Damen und Herren freuen dürfen. "Der Besuch in Biberach lohnt sich auch in diesem Jahr", sagen Lange und Schmid und verweisen auch auf die attraktiven Eintrittspreise. So gibt es Dauerkarte zum Preis von 28 Euro zuzüglich einer Dose Turnierbälle und die Tageskarten kosten zwischen fünf Euro (Qualifikation) und 15 Euro (ab Viertelfinale).

Hier gibt es weitere Informationen zu den nationalen Titelkämpfen in Biberach :

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