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Super Bowl Champions New England Patriots: Der Kreis schließt sich

Tom Brady und Julian Edelman feierten ihren dritten gemeinsamen Super-Bowl-Erfolg.
© getty

Die New England Patriots haben Super Bowl LIII gegen die Los Angeles Rams 13:3 gewonnen und dabei eine herausragende Defensivleistung gezeigt. Der Erfolg erinnerte ein wenig an die Anfänge der Ära um Bill Belichick und Tom Brady, die just mit einem Erfolg über die Rams vor 17 Jahren begonnen hatte. Nun schließt sich der Kreis.

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Auf den Tag genau vor 17 Jahren führte Brady die Patriots zum Sieg über die hoch favorisierten St. Louis Rams und begann damit eine schier unglaubliche Karriere - die Patriots legten den Grundstein für eine Dynasty, die noch sehr lange ihresgleichen suchen wird.

An diesem Sonntag nun schloss sich der Kreis. Erneut trafen die Patriots im Super Bowl - ihrem neunten seit Brady und Belichick in Foxborough tätig sind - auf die Rams, dieses Mal in Los Angeles beheimatet. Und wie schon damals schockte die Defensive New Englands die Footballwelt. In mancher Hinsicht fast mehr als damals, als erst ein später Drive die Entscheidung zum 20:17 herbeiführte.

Dieses Mal hielt New England den Kontrahenten bei ganzen drei Zählern in 60 Minuten. Die Rams hatten zwölfmal Ballbesitz, aus ihren ersten acht Serien machten sie acht Punts, Johnny Hekker musste unterm Strich neun Mal zur Tat schreiten. Lediglich ein Drive resultierte in einem Field Goal. Der vorletzte - und entscheidende - Drive wiederum endete mit einer Interception.

Und Brady (21/35, 262 YDS, INT)? Der zeigte wie damals (16/27, 145 YDS, TD) eine eher überschaubare Vorstellung. Sein erster Pass im Spiel landete direkt beim Gegner. Und auch sonst war der erfolgreichste Super-Bowl-Quarterback (6 Titel) nicht unbedingt gut drauf. Immer wieder behinderte ihn die ebenfalls stark aufspielende Defense der Rams, teils aber waren seine Entscheidungen und Würfe auch einfach nicht gut.

Super Bowl LIII: Brady wie ein Spiegelbild der gesamten Saison

Während die eigene Defense nahezu perfekt auftrumpfte, war es Brady, der im Grunde ein Spiegelbild der gesamten Saison New Englands darstellte. Er hatte zu kämpfen, riss sich am Ende aber dann doch zusammen und ließ im Touchdown-Drive im vierten Viertel - also ganz am Ende - doch nochmal seine ganze Klasse aufblitzen. Er fand Julian Edelman für ein paar Schlüssel-First-Downs und brachte dramatische Pässe zu Gronkowski an, der - vielleicht zum ultimativ letzten Mal - allen zeigte, zu welch großartigen Taten er fähig ist.

Gerade Edelmans Vorstellungen in dieser Postseason untermauerten nicht nur dessen nun rosige Chancen auf ein goldenes Sakko eines Tages in Canton, sie zeigten auch, was ihnen im Vorjahr gefehlt hat. Edelman ist nicht nur Bradys sicherstes Target, er ist überdies so etwas wie das Herz dieser Offense.

Wie er trotz seiner überschaubaren Größe von etwas über 1,80 Meter und seiner eher schmaleren Statur stets den Ball behauptet und harte Hits wie nichts wegsteckt, inspiriert die Kollegen und frustriert die Konkurrenz. Selbst in Double Coverage scheint er nicht greifbar.

Den Rest besorgte das Run Game, das einmal mehr über 100 Yards lieferte - die Patriots gewannen in dieser Saison jedes Spiel, in dem sie mindestens 100 Yards auf dem Boden zurücklegten. Alles also wie damals - nur besser.

"Jeder hat uns seit Beginn der Saison abgeschrieben. Es ist ein großartiger Tag für unser Team", sagte ein sichtlich gelöster Belichick von Gatorade überströmt nach dem Spiel in einer Jubeltraube. "Sie haben über das gesamte Jahr so hart gekämpft. Sie haben heute wie Champions gespielt."

Patriots 2018: Ein Jahr mit vielen Herausforderungen

Ein Jahr, in dem man immer wieder das Gefühl bekam, das die Dinge nicht zusammenlaufen wollen. Ein Jahr, das viele Herausforderungen bot.

Los ging es bereits mit den Personalproblemen im Receiving-Corps. Nach der Sperre von Edelman stand man im Grunde blank, zumal auch Gronkowski lange nicht fit wirkte oder teilweise gar nicht spielte. Abhilfe schaffte die Verpflichtung von Josh Gordon, der kurz vor Saisonende aber einen Rückschlag in seinem Kampf gegen die Drogensucht einsteckte und das Team wieder verließ.

2018 war auch die Geschichte eines Teams, dem manchmal der Fokus fehlte, das Fehler machte, die Patriots-Teams der jüngeren Vergangenheit eher nicht machten. Unvergessen bleibt der Last-Second-Touchdown der Dolphins, bei dem Gronk erfolglos versuchte, vor der Endzone den Tackle zu setzen. Vergeblich. Die Aktion besiegelte eine von fünf Niederlagen - die meisten für New England seit den sechs im Jahr 2009.

Doch alle fünf Pleiten passierten gegen Teams, die am Ende gar nicht an den Playoffs teilnahmen. Mit dem gesteigerten Schwierigkeitsgrad steigerte sich dann auch die Leistung der Patriots. Brady lief zur Höchstform auf und die Defense zeigte von Woche zu Woche bessere Leistungen. Mit den Chiefs und nun Rams schaltete das Team die zwei besten Scoring-Offenses in dieser Saison nacheinander aus.

Dennoch war die Defensive zuvor lediglich ein sehr gutes Komplementärstück zur bärenstarken Offense. Nun jedoch war es tatsächlich die Unit von Belichick und De-Facto-Defensive-Coordinator Brian Flores, die das Team zum größtmöglichen Triumph trug.

Die These, dass neuerdings nur noch Offense Championships gewinne, kann damit also erstmal wieder in der Schublade verschwinden. Die Patriots bewiesen das Gegenteil, und zwar mit Nachdruck.

Patriots: Der Blick geht nach vorn

Doch die Patriots wären nicht die Patriots, wenn nicht sofort wieder der Fokus auf die kommende Saison gelegt werden würde. Überhaupt war das vorherrschende Gefühl auf dem Rasen, dass dieser Erfolg gewissermaßen als Business as usual angesehen werden müsse. Auf die Frage, warum denn alle so ruhig waren, sagte Kyle Van Noy: "Wir haben erwartet, dass wir gewinnen. Das ist es, was wir hier tun."

Center David Andrews packte sogar noch einen drauf: "Wir wussten, dass wir in besserer körperlicher Verfassung sind, mehr Ausdauer haben. Wir wussten, dass wir das härtere Team sind." Und Safety Patrick Chung, der verletzt raus musste, brachte es vielleicht am besten auf den Punkt: "Im Prinzip ist es ja seit zehn Jahren so. Ich glaube auch nicht, dass sich das ändern wird."

In den kommenden Tagen folgt freilich noch die übliche Konfetti-Party auf den berühmten Duck Boats durch Boston. Doch direkt danach geht der Blick von Belichick und Co. wieder nach vorne - die nächste Saison wirft schließlich schon ihre Schatten voraus.

Erneut könnte das Patriots-Team, das dann auflaufen wird, ein ganz anderes Gesicht haben als das jetzige. Insgesamt 22 Spieler können Free Agents werden, bis auf vier sind alle davon "unrestricted". Darunter fallen so klangvolle Namen wie Trey Flowers, Trent Brown oder Stephen Gostkowski. Eckpfeiler des aktuellen Champions.

Zudem steht bei Gronk und den McCourty-Zwillingen ein möglicher Ruhestand im Raum. Und darüber hinaus wird Flores in Kürze als neuer Head Coach der Miami Dolphins vorgestellt werden. Dem Vernehmen nach wird er mindestens Wide Receivers Coach Chad O'Shea mitnehmen. Und so stehen die Patriots also erneut vor einem größeren Umbruch.

Doch die wichtigsten Figuren - Belichick und Brady, dazu Owner Robert Kraft - dürften weiterhin an der Spitze dieser Franchise stehen und damit auch zukünftige Erfolge fast schon garantieren. Der Kreis von 2001 bis heute mag sich geschlossen haben. Wer allerdings glaubt, dass das gleichbedeutend mit dem Ende der Dynasty ist, hat wohl in den letzten 17 Jahren nicht aufgepasst.

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