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NFL: Die Houston Texans um Deshaun Watson, J.J. Watt und Co.: Endlich ein Titelanwärter?

Deshaun Watson kehrt 2018 nach einem Kreuzbandriss zurück - kann er an die hervorragende Vorsaison anknüpfen?
© getty

Die Houston Texans gehen als eine der größten Wildcards in die kommende Saison: Von Platz 4 in der eigenen Division bis hin zu möglichen Titel-Ambitionen scheint kein Szenario komplett undenkbar - zu groß sind die Fragezeichen auf einigen Schlüsselpositionen. Gleichzeitig muss sich Houston nach der vergangenen Saison umstellen. Gelingt das, könnte man endlich den nächsten Schritt machen; und vielleicht endlich ein ernsthafter Titelkandidat werden.

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Der sprichwörtliche Elefant im Raum ist bei den Texans nun wirklich nicht zu übersehen: Mit Deshaun Watson und J.J. Watt kommen zwei Mega-Stars und (erhoffte) Leistungsträger nach schweren Verletzungen zurück und positionsbedingt vor allem bei Watson schaut jeder ganz genau: Wie hat er den Kreuzbandriss überwunden? Ist er ganz der Alte? Ist er noch so mobil wie vorher?

"Die Reha läuft super, dem Knie geht es sehr, sehr gut", hatte Watson bereits im März im exklusiven Interview verraten. "Ich bin auf Kurs, um vor dem Saisonstart zurück zu kehren und fühle mich schon deutlich stärker. Ich versuche, jeden Tag besser zu werden."

Jüngst fügte er nach den ersten limitierten Trainingseinheiten noch hinzu: "Mein Knie fühlt sich gut an. Es war gut, mit den Jungs am Timing zu arbeiten und überhaupt mit dem Team wieder auf dem Platz zu stehen. Einfach an den Basics zu arbeiten und diese Chemie untereinander aufzubauen, die die Basis für das gegenseitige Vertrauen darstellt."

Texans: Deshaun Watson und die Punkte-Festivals

Watsons Aussagen und Eindrücke passen in die generelle Stimmung, die in Houston derzeit zu vernehmen ist. Auch Head Coach Bill O'Brien bekräftigt dieses Bild: "Es macht wirklich unglaublich viel Spaß, mit einem Spieler wie Deshaun zu arbeiten. Er ist sehr clever, er liebt Football. Jeden Tag will er etwas neues lernen, er saugt alles auf."

Sechs Starts hatte Watson in der vergangenen Saison, von Spieltag zwei bis acht punktete kein Team mehr als Houston (202 Punkte insgesamt). Watson stellte einen neuen Rekord für die meisten Passing-Touchdowns in den ersten sieben NFL-Spielen auf (19), in den vier Spielen mit Watson, DeAndre Hopkins und Will Fuller gemeinsam auf dem Feld verzeichnete Houston gegen Tennessee, Kansas City, Cleveland und Seattle im Schnitt 40,5 Punkte.

Es war eine Quarterback-freundliche und dabei ultra-aggressive Offense, die Houston mit Watson spielte. O'Brien leistete hier, nachdem er sich schließlich auf Watson festgelegt hatte, großartige Arbeit. Die Texans richteten sich voll nach Watsons Stärken aus, bauten heftig auf Shotgun- und Pistol-Formationen sowie daraus Play Action und Run Pass Options. Watsons Mobilität kaschierte die großen Probleme in der Offensive Line, gleichzeitig machten flexible Variationen aus ähnlichen Formationen Defenses das Leben schwer.

Von allen Quarterbacks hatte Watson die durchschnittlich meisten Intended Air Yards - also wie weit er den Ball im Schnitt warf - und lag als einziger Quarterback hier über 11 (11,3). Kein anderer kam auf mehr als 10,8. Auch seine angekommenen Pässe flogen im Schnitt weiter als bei irgendeinem anderen Quarterback (8,3; kein anderer QB über 7,9) und im Schnitt warf er 1,9 Air Yards hinter den First-Down-Marker. Ebenfalls der ligaweite Top-Wert.

Es war eine spektakuläre Big-Play-Offense, das Duell mit den Seahawks - das letzte vor Watsons im Training erlittener Verletzung - war eines der besten Spiele der gesamten Regular Season. Mit Fuller, Hopkins und den Play-Designs konnte Houston das Feld vertikal phasenweise fast nach Belieben attackieren, außerdem wurde Platz underneath geschaffen. So sah Lamar Miller von allen Running Backs mit wenigstens 200 Runs in der vergangenen Saison prozentual die sechstwenigsten 8+ Men Boxes (24,37 Prozent).

NFL: Houston Texans und die Offensive Line

Also eigentlich alles bereitet, um im nächsten Jahr wieder richtig anzugreifen? Ganz so einfach wird es wohl nicht. Man könnte eher argumentieren: Die Texans werden sich umstellen müssen, und dennoch die schlicht nicht konstant produzierbaren Statistiken der vergangenen Saison nicht wiederholen können.

Warum? Ein maßgeblicher Grund liegt in der Offensive Line. Die Texans haben eine der schwächsten Lines der Liga, auch mit den Free-Agent-Verpflichtungen von Zach Fulton und Senio Kelemente für die Interior Line.

Im Run-Blocking war Houston 2017 zumindest noch unterer Durchschnitt, in Pass-Protection aber eine der schwächsten Lines überhaupt. Das war ganz besonders deutlich in den Spielen, in denen Watson nicht auf dem Platz stand. Weniger mobile Quarterbacks hatten kaum Luft zum atmen hinter der Line.

Daraus macht O-Line-Coach Mike Devlin auch kein Geheimnis: "Ich habe gelernt, dass Deshaun Watson uns zu einer viel besseren Offensive Line verholfen hat. Er ist mobil, mit ihm auf dem Platz muss die Defense manchmal langsamer agieren. Die Dinge, die man mit ihm machen kann, verschaffen dir wirklich einen Vorteil."

Der Weg bis zu diesem Punkt lässt sich recht einfach zurück verfolgen: Xavier Su'a-Filo, der Nummer-33-Overall-Pick 2014, war ein kompletter Bust, während auf der Center-Position ohne Ben Jones Inkonstanz herrscht und man Brandon Brooks gehen ließ, um ihn durch Jeff Allen zu ersetzen - eine katastrophale Entscheidung.

Dazu kamen einige Verletzungen und kaum Verstärkungen über den Draft, außerdem war man am Ende mit Left Tackle Duane Brown derart zerstritten, dass der mit Abstand beste O-Liner während der Vorsaison nach Seattle getradet wurde. Stand heute wären Davenport und Henderson wohl die Starting-Tackles, Derek Newton wurde nach langer Verletzungspause entlassen. Keine rosigen Aussichten, und das nicht nur, weil es allein gegen die Jaguars zwei Mal in der Regular Season geht.

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