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NFL: Pick Play, Play Action, Mesh, Run Pass Options - Pass-Konzepte erklärt

SPOX erklärt, wie einige der beliebtesten Pass-Konzepte in der heutigen NFL funktionieren.
© getty

Wie funktioniert ein Pass-Konzept in der NFL? Was genau ist der Route-Tree, wie funktionieren die Laufwege der Receiver im Zusammenspiel - und welche Pass-Konzepte sieht man aktuell in nahezu jedem NFL-Spiel? SPOX taucht in das Passspiel und die Playbooks ein.

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Wie man es auch dreht und wendet: Das Passspiel dominiert die heutige NFL. Die Liga öffnet sich immer stärker für einstige "College-Elemente" wie etwa Run Pass Options, gleichzeitig sind 3- und 4-Receiver-Sets sowie Spread-Formations längst genauso die Norm wie defensiv die Nickel-Formation mit drei statt zwei Cornerbacks als Antwort darauf.

Das Run Game wird in der Folge in der gesamten Betrachtung immer unwichtiger zumindest wenn es darum geht, welche Faktoren statistisch über Sieg und Niederlage entscheiden. Ein gutes Run Game hilft einem Team nach wie vor auf verschiedene Arten, der Einfluss des Passspiels ist auf den Ausgang eines NFL-Spiels allerdings um ein Vielfaches größer.

Das liegt auch daran, dass sich die Passing Efficiency auf konstantem Vormarsch befindet, während die 32 Teams in den vergangenen Jahren mehrere Tiefstwerte für durchschnittliche Runs pro Team pro Spiel aufgestellt haben. Vieles davon geht zurück auf den legendären Bill Walsh, der in Zeiten, als das Run Game für nahezu jeden Coach das erste Mittel der Wahl war, stets betonte, dass ein Raumgewinn ein Raumgewinn ist - egal, ob der über einen Pass oder über einen Lauf zustande kommt.

Doch wie sieht das Passspiel in der NFL heute aus? Welche Konzepte prägen das Bild, welche Plays kann man an Sonntagen auch ab diesem September wieder regelmäßig bewundern? SPOX wagt einen schematischen Exkurs in die Playbooks der NFL.

Der Route-Tree - wo geht's lang?

Bevor es tiefer in die Plays, die Route-Kombinationen und bestimmte Tricks und Kniffe geht, muss zunächst einmal die Basis stehen. Und die ist auch heute noch für jeden Football-Spieler, der irgendetwas mit dem Passspiel zu tun hat, die Grundlage. Die Rede ist vom Route-Tree:

Unabhängig vom Scheme und dem Playbook ist das in den allermeisten Fällen die Ausgangslage und die eine oder andere Route dürfte den meisten ein Begriff sein.

Die Slant-Route etwa ist, um bei Bill Walsh zu bleiben, ein ganz zentrales Play in der West Coast Offense und kann schnell (One-Step-Drop des Quarterbacks) oder etwas verzögert (3-Step-Drop) geworfen werden. Zumeist läuft der Wide Receiver einige Schritte nach vorne, ehe er nach innen zieht. Slot-Receiver wie etwa Larry Fitzgerald oder Jarvis Landry laufen diese Route äußerst häufig, in den auf der West Coast Offense basierenden Offenses - etwa die der Green Bay Packers - sieht man die Slant-Route ebenfalls mehrfach pro Spiel.

Die Post-Route geht tief und peilt in etwa den Goal-Post an, die Corner-Route die Ecke der Endzone. Die Go-Route ist schlicht eine vertikale Route und die Out-Route erfordert vom Quarterback besondere Präzision und Armstärke. Andernfalls kann der Cornerback den Wurf unterlaufen und den Ball abfangen.

NFL Konzepte: Bunch-Formation, Switch Release, X-ISO

Markenzeichen:

  • Bunch-Formation bedeutet, dass 3 Receiver vor dem Snap sehr eng beieinander stehen. Sind es 2 Receiver, spricht man von einer Stack-Formation, bei vier Receivern von einem "Diamond".
  • Von einem Switch-Release, der aus der Stack- oder Bunch-Formation besonders gut funktioniert, spricht man, wenn zwei Receiver direkt nach dem Snap die Laufwege kreuzen. Im Schaubild also wären das der linke und der rechte Receiver, der "Switch Point" ist grün markiert.
  • "X-ISO" heißt: Die Offense isoliert einen Receiver auf einer Seite der Formation, der in diesem konkreten Play meist die bevorzugte Anspielstation für den Quarterback ist.

So funktioniert das Konzept:

Stack-, Bunch- und Diamond-Formationen machen es für die Verteidiger schwieriger, einen konkreten Gegenspieler direkt vom Snap weg zu verfolgen, da sie keinen klaren Zugang zu ihrem Gegenspieler haben und sich gegebenenfalls an anderen Receivern vorbei arbeiten müssen. Das gilt umso mehr, wenn die Offense aus diesen Bunch-Formations heraus Switch-Releases spielt.

Das gibt Receivern direkt beim Snap einen Vorteil: Stehen die Receiver nämlich so dicht gedrängt, ist es für die Defense quasi unmöglich, Press-Coverage zu spielen. Der Switch-Release kann gleich vom Snap weg zusätzlich für Verwirrung in der Coverage sorgen und ist eine erste Hürde für die Verteidiger, bevor der Receiver irgendeinen besonderen Cut vollbracht hat.

Bunch-Formations sind in Man Coverage so äußerst unangenehm zu verteidigen, gegen Zone Coverage kann die Offense die Defense zwingen, sich an die Formation zumindest ein wenig anzugleichen - oder eine Coverage-Zone mit mehreren Spielern attackieren.

NFL Konzepte: Mesh Wheel Konzept und Pick Play

Markenzeichen:

  • Letztlich ist das Mesh Konzept nichts anderes als eine Kombination aus zwei kurzen, aufeinander zulaufenden Underneath-Crossing-Routes, wobei die beiden Receiver in unmittelbarer Nähe aneinander vorbeilaufen sollen (im Schaubild grün markiert).
  • Dabei entsteht im Idealfall automatisch ein Pick-Play-Effekt, sprich ein Verteidiger wird daran gehindert, seinen Gegenspieler zu verfolgen, weil ein anderer Offense-Spieler ihm durch seinen eigenen Laufweg den Weg versperrt.
  • Darauf aufbauend kann die Offense verschiedene Routes ergänzen. Beliebt ist etwa die Wheel-Route durch einen Running Back aus dem Backfield, wie im Schaubild dargestellt.

So funktioniert das Konzept:

Neben dem bereits genannten erhöhten Schwierigkeitsgrad für eine Defense in Man Coverage dabei, die Spieler quer über das Feld zu verfolgen, öffnet das Mesh-Konzept auch potentielle Räume für lange Pässe: Da die Linebacker in Zone Coverage hier gezwungen sind, die kurzen Routes zu verteidigen und sich eher noch näher in Richtung der Line of Scrimmage zu bewegen, entstehen zwischen den Linebackern und den Safeties große Räume.

Die Eagles nutzten das Mesh-Konzept in verschiedenen Variationen - unter anderem die Mesh-Wheel-Variante - exzessiv in der vergangenen Saison, unter anderem auch im Super Bowl. Noch unangenehmer für die Defense wird es, wenn Mesh-Konzepte mit Play Action erweitert werden, oder beispielsweise einer der beiden Mesh-Receiver eine Option-Route läuft und während des Plays noch auf das Verhalten der Defense reagieren kann.

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