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Third and Long: Free Agency - Gewinner und Verlierer, Tops und Flops

Richard Sherman könnte sich als eine der Top-Verpflichtungen dieser Free Agency herausstellen.
© getty

Die erste heiße Phase der Free Agency ist vorüber, von den ganz dicken Fischen ist lediglich Ndamukong Suh noch auf dem Markt. Höchste Zeit also für ein erstes umfassenderes Zwischenfazit: In seiner Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf einige sehr gute und einige zu teure Verpflichtungen, genau wie auf potentielle Steals. In einem ausführlichen Mailbag werden unter anderem die Patriots, die Browns, die Texans und die Seahawks thematisiert.

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Free Agency: Meine 5 Top-Verpflichtungen

Kirk Cousins zu den Vikings

Vertrag: 3 Jahre, 84 Mio. Dollar, 84 Mio. garantiert

Ja, Cousins war teuer - aber nicht so horrend teuer, wie im Vorfeld mitunter vermutet. Minnesota hat sich auch mit Blick auf den restlichen Kader keine langfristigen Handschellen angelegt, unter dem Strich hat man sich für die nächsten drei Jahre auf Cousins festgelegt. Nicht mehr und nicht weniger.

Für die Vikings ist das die beste Chance, um einem Contender-Kader die bestmögliche Chance auf den Titel zu geben. Zwar wäre etwa Keenum günstiger gewesen - bei Cousins zahlt man eben die "Steuer" dafür, dass er sich über mehrere Jahre und unter verschiedenen Bedingungen bewiesen hat und die sicherere Variante darstellt. Jetzt All-In zu gehen - der Deal für Sheldon Richardson fällt ebenfalls in diese Kategorie - ist die richtige Entscheidung für Minnesota.

Allen Robinson zu den Bears

Vertrag: 3 Jahre, 42 Mio. Dollar, 25,2 Mio. garantiert

Wie bereits geschrieben: Ich bin ein großer Fan der Bears-Offseason bisher. Wenn man sich - das gilt auch für die Teams, bei denen es in diesem Jahr so weit ist - auf einen Quarterback festgelegt und den gegebenenfalls noch erst durch einen teuren Draft-Trade bekommen hat, wäre man dumm, wenn man ihm nicht die bestmögliche Chance auf Erfolg geben würde. Der Quarterback ist der mit Abstand wichtigste Spieler und die einzige Position, auf der sich jedes Team, das keinen Top-12-Kandidaten hat, permanent auf der Suche befindet.

Chicago hatte Trubisky in der vergangenen Saison viel zu häufig im Regen stehen gelassen, das ändert sich jetzt. Unter Matt Nagy und Mark Helfrich erwarte ich eine moderne, durch Run Pass Options und Play Action geprägte Offensive, welche Trubiskys Stärken betont. Robinson war bereits in Jacksonville zu seinen besten Zeiten einer der gefährlichsten Play-Action-Receiver der Liga, während der neue Bears-Tight-End Trey Burton die Vielseitigkeit mitbringt, um aus Run-Formationen zu passen und aus Pass-Formationen zu laufen.

Richard Sherman zu den 49ers

Vertrag: 3 Jahre, 27,1 Mio. Dollar, 7 Mio. garantiert

Durch die Art des Vertrags ist das Risiko für die Niners mit Blick auf Shermans Achillessehnenverletzung mehr als überschaubar und alles andere passt einfach zu perfekt: San Franciscos Defensive Coordinator Robert Saleh hat von 2011 bis 2013 als Defensiv-Co-Trainer in Seattle gearbeitet, die 49ers spielen eine Art der altbekannten Seahawks-Defense. Schematisch passt Sherman also voll rein, während er gleichzeitig nahe an der Heimat bleibt - und extrem motiviert sein wird, es Seattle in der eigenen Division zu zeigen. Nicht nur mit Blick auf die anderen Cornerback-Deals dieser Free Agency könnte den Niners hier ein Steal gelungen sein.

Muhammad Wilkerson zu den Packers

Vertrag: 1 Jahr, 5 Mio. Dollar

Wilkerson war in New York letztlich eine riesige Enttäuschung. Statt des erhofften Leaders wurde er nach seiner großen Vertragsverlängerung ein ernsthaftes Problem innerhalb des Teams, war unpünktlich, hatte eine schlechte Arbeitseinstellung und verletzte Team-Regeln. Die Packers bieten jetzt den idealen Neustart: Ein klassischer One-Year-Prove-It-Deal unter Green Bays neuem Defensive Coordinator Mike Pettine, der Wilkerson schon zu Beginn dessen NFL-Karriere trainiert hat und in dessen aggressiver Defense Wilkerson sich wohlfühlen sollte. Das bedeutet: Low-Risk-High-Reward für die Packers, die plötzlich eine der besseren Defensive Lines in der NFL aufbieten könnten.

Vinny Curry zu den Buccaneers

Vertrag: 3 Jahre, 27 Mio. Dollar, 11,5 Mio. garantiert

Selten hat man in den vergangenen Jahren ein Team gesehen, das so schmerzhaft offensichtlich Defizite im Pass-Rush hatte wie Tampa. Der zweitschwächsten Pressure-Rate im Vorjahr (12,7 Prozent) ging 2016 die sechstschwächste Pressure-Rate ohne Blitzing voraus. Die Bucs müssen mit ihrer 4-Men-Front viel dominanter werden und mit Curry hat man sich den mit Abstand besten Defensive End, der in diesem Jahr verfügbar war, geschnappt. Bessere Tage liegen vor den Buccaneers.

Free Agency: 5 Spieler die zu teuer waren

Nate Solder zu den Giants

Vertrag: 4 Jahre, 62 Mio. Dollar, 34,8 Mio. garantiert

Ja, der Tackle-Markt war mehr als dünn besetzt und auch im Draft gibt es nicht den nächsten Homerun-Tackle. Die Giants brauchten zwar dringend Hilfe für die Offensive Line, haben dafür aber unverhältnismäßig viel auf den Tisch legen müssen - Solder ist jetzt der bestbezahlte Offensive Lineman in der NFL. Gleichzeitig hat New York Richburg und Pugh in der Mitte seiner Line verloren und bei Andrew Norwell, dessen Wechsel nach New York über Wochen als quasi sicher galt, den Kürzeren gezogen.

Star Lotulelei zu den Bills

Vertrag: 5 Jahre, 50 Mio. Dollar, 27 Mio. garantiert

Bei keinem Spieler lag ich vor dem Start der Free Agency so daneben. Ich hatte für Lotulelei finanziell etwa die Hälfte prognostiziert. Ein solider Defensive Tackle, keine Frage; Ein Spieler, der Räume für Linebacker schafft. Das hat einen gewissen Wert - ohne konstanten Einfluss insbesondere auf das Passing Game aber liegt dieser Wert nicht in den finanziellen Höhen, die Lotulelei ab sofort in Buffalo kassiert.

Trumaine Johnson zu den Jets

Vertrag: 5 Jahre, 72,5 Mio. Dollar, 45 Mio. garantiert

Johnson mag nach Butler der beste Cornerback auf dem Markt gewesen sein (auch wenn man in anderer Rolle für Robinson oder Colvin argumentieren kann) und seine Verpflichtung gibt den Jets defensiv zunehmend eine Identität. Aber: Johnson ist die Art Spielertyp, die vieles gut aber wenig auf Elite-Level kann. Dazu kommt die Tatsache, dass er für einen Cornerback zu häufig Aussetzer hat. Nicht umsonst hat er laut Pro Football Focus in der vergangenen Saison 759 Yards in Coverage zugelassen, der fünfthöchste Wert aller Cornerbacks. In der Vorsaison war A.J. Bouye der Top-Cornerback auf dem Markt. Bouye erhielt von den Jags 26 Millionen garantiert. Die Jets haben hier massiv überbezahlt.

Jordy Nelson zu den Raiders

Vertrag: 2 Jahre, 15 Mio. Dollar, 13 Mio. garantiert

Jordy Nelson ist noch eine solide Red-Zone-Waffe, das hat er in der vergangenen Saison gezeigt. Aber ist er noch viel mehr? Ehrlicherweise glaube ich es nicht - es sei denn, die Raiders sehen in ihm einen potentiellen physischen Slot-Receiver. Outside fehlt ihm zu deutlich die Explosivität. Dass Nelson nach seiner Entlassung noch einen zweistelligen Millionen-Betrag garantiert bekommt, hätte ich mir nicht träumen lassen. Will man es positiv drehen: Nach den Drop-Debakeln in der vergangenen Saison gibt Nelson Derek Carr zumindest ein paar sichere Hände.

Jerick McKinnon zu den 49ers

Vertrag: 4 Jahre, 30 Mio. Dollar, 15,7 Mio. Dollar garantiert

Ich verstehe, warum San Francisco es gemacht hat: McKinnon kann ein idealer Komplementär-Back in der Offense von Kyle Shanahan sein - aber hat er die Qualität für mehr? Kann er konstant Leistung zeigen, wenn er der Starter ist? In Minnesota war er selten mehr als ein Role Player, dafür ist der Vertrag enorm. Die Niners haben den Cap Space und haben die finanzielle Belastung dementsprechend heftig nach vorne geladen. Trotzdem ist das ein Vertrag, dem McKinnon erst einmal gerecht werden muss.

Free Agency: Meine 3 Top-Steals

Tyrann Mathieu nach Houston

Vertrag: 1 Jahr, 7 Mio. Dollar, 6,5 Mio. Dollar garantiert

Nachdem Mathieu eine Gehaltskürzung in Arizona scheinbar kategorisch ablehnte - übereinstimmenden Berichten zufolge hätte er damit noch immer mehr als sieben Millionen Dollar im Jahr kassiert - gelang den Texans ein sehr guter Deal: Mathieu wird sich nach dem Aus bei den Cardinals umso mehr beweisen und sich jetzt für einen neuen Deal empfehlen wollen.

Mit Watt, Clowney und Mercilus vor sich könnte Mathieu in Houston rund um die Line of Scrimmage die Allzweckwaffe werden, die er zu besten Tagen in Arizona war. Das bedeutet auch: Ein brandgefährlicher Blitzer, während der ebenfalls neu verpflichtete Aaron Colvin die Man-Coverage-Aufgaben im Slot übernehmen kann, die Mathieu zuletzt in Arizona doch immer wieder Probleme bereiteten.

Chris Baker nach Cincinnati

Vertrag: 1 Jahr, 3 Mio. Dollar, 300.000 Dollar garantiert

In Tampa floppte Baker komplett, doch dass er das Potential hat, konnte er zuvor in Washington zeigen: sieben Sacks, elf QB-Hits und 25 QB-Hurries 2015 gefolgt von sechs Sacks, sechs QB-Hits und 30 Hurries 2016 - Baker hat das Potential, um von seinem Interior-Spot auch das Passspiel konstant zu beeinträchtigen. In der heutigen NFL eine Kernkompetenz. Die Bengals können eine solche Präsenz neben Geno Atkins bestens gebrauchen und findet Baker seine Redskins-Form wieder, wäre er ein absolutes Schnäppchen.

Teddy Bridgewater zu den Jets

Vertrag: 1 Jahr, 6 Mio. Dollar, 1 Mio. Dollar garantiert

Die Jets wollen im Draft einen Quarterback, das ist inzwischen klar. Das macht die Bridgewater-Verpflichtung etwas verwunderlich, hätte man doch mit Josh McCown eine ideale Übergangslösung, ehe der Rookie übernimmt. Auf der anderen Seite: Bridgewater hat, sofern er fit ist, Franchise-Quarterback-Potential und das bringt die Jets in eine potentiell hochspannende Situation.

Bekommt man tatsächlich im Draft den Wunsch-QB, könnte Bridgewater ein heißer Trade-Kandidat werden. Umso mehr, falls sich im Laufe der Saisonvorbereitung anderswo ein Quarterback verletzt. Die Jets haben jede Menge Cap Space, mussten sich den Trade nach oben aber mit teuren Picks erkaufen. Sollte man hier etwas zurückbekommen können, hätte sich der Deal voll gelohnt. Und Bridgewaters Vertrag ist mehr als Trade-freundlich.

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