NFL

Die neuen Head Coaches Part 2: Die Rettung für Mariota und Luck?

Auch in diesem Jahr gehen wieder mehrere Teams mit neuen Head Coaches an den Start - das bringt viele Fragen mit sich.
© getty

Insgesamt sieben Teams starten mit neuen Head Coaches in die Offseason: Die Cardinals, Bears, Lions, Colts, Giants, Raiders und Titans setzten bei ihrer Suche ganz unterschiedliche Prioritäten - und präsentierten entsprechend vielfältige Lösungen. Doch woher kommen die einzelnen Kandidaten? Wie sieht ihre NFL-Erfahrung, wie ihr Trainerstab aus? Und welche Aufgaben kommen auf sie zu? SPOX nimmt die Franchises einzeln unter die Lupe: Teil 1 gab es bereits gestern, Teil 2 behandelt die Colts, die Giants, die Titans und die Raiders.

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Indianapolis Colts

Neuer Head Coach: Frank Reich

Bisherige NFL-Erfahrung: Offensive Assistant (2008/Colts), Quarterbacks-Coach (2009-2010/Colts), Wide-Receiver-Coach (2011/Colts), Wide-Receiver-Coach (2012/Cardinals), Quarterbacks-Coach (2013/Chargers), Offensive Coordinator (2013-2015/Chargers), Offensive Coordinator (2016-2017/Eagles)

Wichtigste Baustelle: Der Trainerstab und die Offensive Line. Die unrühmliche Last-Minute-Absage von Josh McDaniels hat die Colts in eine schwierige Situation gebracht: McDaniels hatte mehrere Assistenztrainer bereits angeworben und Colts-Besitzer Jim Irsay sowie Geschäftsführer Chris Ballard stellten unmittelbar nach McDaniels' Rückzieher klar, dass die schon unterschriebenen Verträge dieser Assistenten gültig bleiben.

Konkret handelt es sich dabei um Defensive Coordinator Matt Eberflus, Defensive-Line-Coach Mike Phair und Offensive-Line-Coach Dave DeGuglielmo. "Wir lassen sie nicht im Stich. Das sind gute Coaches, gute Männer und gut darin, Menschen weiter zu entwickeln. Genau das wollen wir", stellte Ballard klar. Unter dem Strich brachte das die Colts in die ungewöhnliche Lage, möglichen Head-Coach-Kandidaten einen teilweise fertigen Trainerstab vorzusetzen.

Mit Reich bekommen sie letztlich den Offensive Coordinator des Super-Bowl-Champions - und zumindest auf der defensiven Seite des Balls musste der bei seinem ersten NFL-Head-Coach-Job Kompromisse eingehen. Die nächste Aufgabe besteht jetzt darin, ein Scheme zu entwerfen, das den Druck von der Offensive Line nimmt. Hier hatte Indy über die vergangenen Jahre immer wieder Probleme und ausgerechnet der neue O-Line-Coach wurde Reich durch McDaniels vor die Nase gesetzt.

Doch man darf davon ausgehen, dass Reich von seinem Ex-Chef Doug Pederson einiges gelernt hat. "Wir werden eine vielseitige, attackierende, Tempo-Offense spielen. Wir werden aggressiv sein", kündigte der neue Colts-Coach auf seine Pressekonferenz an. "Wir werden verschiedene Formationen und Personnel-Groups nutzen. Wir werden unterschiedliches Tempo gehen. Und die No-Huddle-Offense wird einen großen Teil einnehmen. Wir werden die Spieler um diese Art Scheme herum aufbauen."

Personelles Fragezeichen: Andrew Luck. Natürlich ist es Luck, wer sollte es auch sonst sein? Die Colts waren der seltene Fall des Teams, das mit einem Franchise-Quarterback, der noch keine 29 Jahre alt ist, einen neuen Head Coach suchte - doch Lucks Krankenakte inklusive der letztlich noch immer ungewissen Zukunft dürfte den einen oder anderen Trainer-Kandidaten ins Grübeln gebracht haben.

Daran ändern auch die jüngsten Aussagen von Team-Besitzer Jim Irsay, wonach "nichts Besorgniserregendes" mit Lucks Schulter sei und der Quarterback darüber hinaus auch "keine weitere Operation" brauche, nichts - es ist schwierig geworden, den Wasserstandsmeldungen bezüglich Lucks Gesundheit allzu viel Glauben zu schenken, nachdem die Colts in der Hinsicht in der vergangenen (Off-)Season so häufig daneben lagen.

Lucks letztes Spiel datiert vom 1. Januar 2017 und es wird die Aufgabe der neuen Coaches sein, einerseits die Offense um ihn herum zu verbessern, andererseits aber auch Lucks Spiel so anzupassen, dass es weniger riskant für ihn selbst ist. Die Erfahrung des neuen Head Coachs passt zumindest: Reich hat unter anderem schon mit Peyton Manning, Philip Rivers, Carson Wentz und Nick Foles zusammengearbeitet und war zu aktiven Zeiten selbst Quarterback.

Coordinators: Nick Sirianni (Offense), Matt Eberflus (Defense). Sirianni, der unter anderem als extrem detailverliebt und gleichzeitig explosiv auf dem Trainingsplatz gilt, setzt die Quarterback-Expertise fort. Neben mehreren Offense-Assistenz-Posten hat sich der 36-Jährige in der NFL primär als QB- und als Wide-Receiver-Coach einen Namen gemacht. Für Sirianni ist es - ob College oder NFL - der erste Posten als Offensive Coordinator, insofern ist Reichs Rolle hier umso wichtiger.

Und Sirianni hat bereits eine gemeinsame Vergangenheit mit seinem neuen Head Coach: Er arbeitete 2013 als Offensiv-Assistent sowie 2014 und 2015 als Quarterbacks-Coach der Chargers - den Posten erbte Sirianni von Reich, der wiederum 2014 und 2015 als Offensive Coordinator in San Diego bereits Siriannis Vorgesetzter war.

Und defensiv? Unter Chuck Pagano war Indy primär eine 3-4-Defense, unter Eberflus dürfte sich das ändern: Der verbrachte die vergangenen sieben Jahre bei den Dallas Cowboys und arbeitete somit seit 2013 unter Rod Marinelli (2011-2015 LB-Coach, 2016 und 2017 LB-Coach sowie Defensive Passing-Game-Coordinator). Marinelli ist Eberflus' oberster Mentor, dementsprechend ist er von dessen Version der Tampa-2-Defense und der 4-3-Base-Defense geprägt.

In den vergangenen beiden Jahren hatte Eberflus als defensiver Passing-Game-Coordinator unter anderem die Aufgabe, das Zusammenspiel zwischen Front Seven und Secondary zu koordinieren und so letztlich vereinzelt die komplette Defense unter seiner Fittiche. Das sollte ihn bei seinem ersten NFL-Job als Defensive Coordinator - ein Posten, den er im College in Missouri bereits von 2001 bis 2008 innehatte - deutliche Starthilfe geben.