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Season-Review: Steelers, Titans, Saints und Falcons: Wie konnte das nur passieren?

Für Drew Brees, Matt Ryan und Ben Roethlisberger endete die Saison in den Divisional-Playoffs.
© getty
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Tennessee Titans

Die Saison 2017

Tennessees Start in die Saison war rückblickend ein deutlicher Fingerzeig auf das, was folgen sollte: Eine Heimpleite gegen die Raiders, gefolgt von eindrucksvollen Siegen über die Jaguars und die Seahawks - und dann einer 14:57-Klatsche gegen Houston. Anders formuliert: Die Titans hatten eine Achterbahnfahrt einer Saison, mit Serien von vier Siegen auf der einen (Week 6 bis 9) und drei Pleiten im Saison-Endspurt (Week 14 bis 16) auf der anderen Seite.

Das übergreifende Thema dabei: Tennessee konnte über weite Strecken der Saison zwar, mit einigen Ausnahmen, Spiele gegen schwächere Teams (Indianapolis zwei Mal, Cleveland, Cincinnati) gewinnen. Gegen die stärkeren Teams aber setzte es Pleiten, etwa gegen Pittsburgh und die Rams sowie die 49ers um Jimmy Garoppolo in der zweiten Saisonhälfte. Aufgrund der insgesamt schwachen Mitte in der AFC hatte Tennessee sein Playoff-Schicksal in Week 17 dennoch selbst in der Hand - und zeigte plötzlich wieder eine gute Vorstellung.

Gegen ein Jaguars-Team, das nach einer enttäuschenden Pleite seinerseits keine Starter vor der Postseason schonte, gab es einen 15:10-Erfolg. All das wurde allerdings getoppt vom Duell in der Wildcard-Runde: Bei den vermeintlich wiedererstarkten Kansas City Chiefs deutete vieles auf die erwartete Pleite hin, doch ein furioses Comeback in der zweiten Hälfte bescherte Tennessee den 22:21-Sieg.

Das spülte die Titans in die Divisional-Runde, wo man dann tatsächlich chancenlos war. Die Patriots drückten zuhause im zweiten Viertel auf das Gaspedal und entschieden die Partie so bereits, Tennessee hatte defensiv keine Antworten auf die Tempo-Offense der Pats sowie offensiv keinen Plan B, als New England Marcus Mariota zwang, aus der Pocket heraus zu spielen. Mit einer 14:35-Pleite endete die Saison für Tennessee.

Was sind die Probleme?

Die Titans haben einige Argumente, die für sie sprechen: Eine sehr gute Offensive Line, ein guter, junger Running Back, ein dominanter Defensive Lineman mit Jurrell Casey und natürlich in Mariota ein Franchise-Quarterback. Die großen Probleme bestanden vor allem darin, die Bausteine über Scheme und Coaching zusammenzuführen. Insbesondere offensiv, wo die Coaches Mariota über das Scheme nicht nur zu wenig halfen, sondern es vielmehr ohne die Stärken ihres Quarterbacks im Kopf aufbauten (dazu im letzten Punkt mehr).

Darüber hinaus kann man auch individuell offensiv den Finger recht deutlich in die Wunde legen. Tennessee fehlte auf dieser Seite des Balls ohne Zweifel die Geschwindigkeit. Das gilt für die Receiver-Position, wo Corey Davis unter dem Strich eine massiv enttäuschende Rookie-Saison hatte, aber auch im Backfield war viel zu oft keinerlei Explosivität vorhanden. Murray hat deutlich abgebaut, Henry braucht einige Meter, ehe er voll ins Rollen kommt. Nicht umsonst stellte Tennessee offensiv mehrfach Rookie-Cornerback Adoree' Jackson auf, um Mariota eine schnelle Waffe zu geben.

Was passiert jetzt?

Der erste große Schritt ist in Tennessee bereits erfolgt: Die Titans und Head Coach Mike Mularkey gehen getrennte Wege, nachdem es ein wochenlanges Hin und Her gab, kam es schließlich doch zur Trennung. Berichten zufolge war ein maßgeblicher Grund dafür, dass sich Mularkey weigerte, seinen Offensive Coordinator auszutauschen. Für die Titans ganz offensichtlich ein K.o.-Kriterium. Das führt auch direkt zum Kern der Sache - die Entwicklung von Marcus Mariota muss in Tennessee Priorität eins, zwei und drei genießen.

In dieser Saison war das so nicht der Fall: Tennessee beharrte auf seinem Oldschool-Rushing-Ansatz, also enge Formationen, wenig Kreativität im Passing Game und unter dem Strich schlicht eine veraltete Offense. Unbestreitbar half das Mariota im Play-Action-Game; doch war bei keinem Quarterback die Diskrepanz zwischen Play Action und Standard-Passing so groß wie bei Mariota. Der Hawaiianer braucht im Kern eine Spread-Offense, Shotgun-Passing und das idealerweise verknüpft mit Elementen wie Run Pass Options und Zone Reads.

Vergleichbar also etwa mit einigen Dingen die Kansas City in dieser Saison gemacht hat. Die Trainersuche der Titans wird sich demzufolge jetzt auf einen offensiv geprägten Coach fokussieren. Josh McDaniels geht wohl nach Indianapolis, deshalb ist Matt LaFleur ein interessanter Kandidat: Der 38-Jährige hat in den vergangenen Jahren unter Kyle Shanahan und Sean McVay als QB-Coach und Offensive Coordinator gearbeitet. Kein schlechtes Resümee, wenn man sieht, wie sich die Liga offensiv entwickelt.