NFL

Ist doch nur Preseason - oder?

Von Pascal De Marco
DeShone Kizer und der Pass Rush der New Orleans Saints haben die Preseason sehr gut genutzt
© getty

Die Aussagekraft der NFL-Preseason in Bezug auf die kommende Saison ist natürlich größtenteils überschaubar. Für viele Spieler sind die vier Wochen aber ein wichtiger Fingerzeig: Starter-Plätze werden erkämpft oder aus den Händen gegeben, Rookies lernen das Spiel auf dem Pro-Level kennen. Auch in dieser Saison gab es wieder Gewinner und Verlierer. SPOX fasst sie für euch zusammen.

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Die Gewinner der Preseason

DeShone Kizer (Quarterback Cleveland Browns)

Es war nicht der Draft-Jahrgang der Superstar-Quarterbacks und dennoch sind drei davon in der ersten Runde vom Board gegangen. DeShone Kizer war keiner von ihnen, ist aber vermutlich der einzige Rookie-Quarterback, der als Starter in Woche 1 gegen die Pittsburgh Steelers gehen darf.

Dabei musste Kizer keine überragenden Leistungen zeigen, um den Starter-Platz aus den Händen von Brock Osweiler zu reißen. Das Notre-Dame-Produkt brachte in drei Preseason-Spielen 51 Prozent seiner 49 Passversuche an den Mann. Er warf lediglich einen Tochdown-Pass und wurde fünfmal gesackt. Dennoch ist man vom Talent des Zweitrundenpicks überzeugt. Coach Hue Jackson erklärte, dass Kizer "das mitbringt, was es braucht" und er "den Moment nutzen wird, wenn er bereit ist, die nötige Arbeit zu investieren."

Druck soll es dabei zunächst keinen geben. Die Erwartungshaltung ist in Ohio nach einer 1-15-Saison ohnehin nicht allzu groß. Kizer darf Interceptions warfen, er darf vermeidbare Sacks und weitere Rookie-Fehler begehen. Die Coaches vertrauen seinem Arm, seiner Beweglichkeit und seiner Intelligenz: "Wir wissen, dass es hart wird. Aber ich werde mit ihm durch die guten und schlechten Zeiten gehen, was auch immer auf uns zukommen wird", so Jackson.

Mitchell Trubisky (Quarterback Chicago Bears)

Auch in Chicago war das Quarterback-Duell das bestimmende Thema in der Preseason. Hier allerdings fiel das Rennen gegen den Rookie aus: Mitchell Trubisky wird in Week 1 nur von der Seitenlinie zusehen, Mike Glennon führt die Bears zunächst auf das Soldier Field.

Das allerdings muss keineswegs richtungsweisend sein. Trubisky hat eine tolle Preseason gespielt und konnte sowohl im Camp als auch in den vier Spielen überzeugen (67,9 Prozent Completions, 364 Yards, 3 TDs, 0 INT). Er zeigte dem Team, dass er wohl bereits früher als ursprünglich gedacht bereit ist, Regular-Season-Spielzeit zu sehen.

Die Trubisky-Zeit wird in Chicago kommen. Bis dahin ist er "bereit alles zu tun, was das Team von mir braucht", erklärte Trubisky. "Ich lerne viel und beginne zu verstehen, was es braucht um mental und physisch so vorbereitet zu sein, dass ich am Spieltag 110 Prozent geben kann."

Pass Rush der New Orleans Saints

Die vielleicht größte Überraschung bot die bisherige Leistung der New-Orleans-Saints-Defense. Zwar muss man bislang noch auf Cornerback Delvin Breaux verzichten, dennoch macht das Gesamtkonstrukt plötzlich einen verlässlichen Eindruck. Hauptgrund dafür ist der Pass Rush.

Das neue Linebacking-Corps um Manti Te'o, A.J. Klein, Alex Anzalone und Craig Robertson harmoniert unter der Leitung des ebenfalls neuen Position-Coaches Mike Nolan hervorragend. Gerade Rookie Anzalone überzeugt mit seiner Geschwindigkeit und enorm großem Radius. Die Front-Four erzeugt kontinuierlich Druck. Überhaupt haben die Saints bei Drives aus der gegnerischen Hälfte kaum Scores zugelassen. Kommt da noch mehr?

Dalvin Cook (Running Back Minnesota Vikings)

Die Post-Peterson-Ära beginnt und Minnesota hätte den Weggang seines ehemaligen MVPs wohl kaum besser kompensieren können als durch Rookie Dalvin Cook. Der Zweitrundenpick hat bereits das komplette Team in seinen Bann gezogen.

Cook hat sich den Starting-Spot nicht nur dank seiner Dynamik im Laufspiel sichern können. Er zeigte sich als verlässlicher Passfänger und wusste auch im Hinblick auf die Pass Protection auf Pro-Level zu überzeugen. Es wäre keine Überraschung, wenn sich Cooks Präsenz im Vikings-Backfield früh auszahlen würde.

Christian McCaffrey (Running Back Carolina Panthers)

Cam Newtons Verletzungen hinderten die Panthers in der letzten Saison daran, ernsthaft um die Playoffs spielen zu können. Um die Hits gegen "Superman" reduzieren zu können, soll das Running-Game nun häufiger über den etatmäßigen RB laufen.

Carolina hatte sich deshalb direkt in der ersten Runde die Rechte am Christian McCaffrey gesichert. "Er ist ein herausragender Spieler. Das haben wir bereits auf dem Tape gesehen, und er hat unsere Erwartungen bislang übertroffen", fasste Assistant-Wide-Receivers-Coach Jerricho Cotchery zusammen.

McCaffrey wird sich in der Panthers-Offense nicht nur als Running Back, sondern auch an der Line of Scrimmage aufstellen und seine Fähigkeiten als Receiver unter Beweis stellen. Das Stanford-Produkt könnte vielleicht sogar Vorreiter einer neuen Generation vielseitig einsetzbarer Skill-Player werden.

Carlos Hyde (Running Back San Francisco 49ers)

Mit der Ankunft von Offensive Coordinator Kyle Shanahan scheint auch Carlos Hyde sein volles Potenzial abrufen zu können. So zumindest der Eindruck nach einer bärenstarken Preseason. Hyde zeigte sich als schwer zu stoppendes Arbeitstier und etablierte sich als Nummer-1-Back in der Bay Area.

Jamaal Charles (Running Back Denver Broncos)

Viele Fragen wirft die Broncos-Offense aufgrund der Mehr-schlecht-als-recht-Besetzung auf der QB-Position auf. Im Running-Back-Corps hingegen ist man nun besser aufgestellt als zunächst vermutet. Grund dafür ist der starke Eindruck, den Jamaal Charles nach seiner Langzeitverletzung beim neuen Arbeitgeber in Mile High hinterlassen konnte.

"Jamaals Leistung war beeindruckend", erklärte Head Coach Vance Joseph nach Week 3. "Er hat fast eineinhalb Jahre lang kein Football mehr gespielt. Trotzdem spielt er physisch und sucht die Lücken, fängt den Ball und überzeugt in der Protection. Das hat mir sehr gefallen." Hauptkonkurrenten auf Carries sind C.J. Anderson und Devontae Booker.

Alvin Kamara (Running Back New Orleans Saints)

In Louisiana ist man im Backfield ebenfalls breit und prominent aufgestellt. Für Schlagzeilen könnte allerdings ein Rookie sorgen: Alvin Kamara wird bereits als der explosivste Back in New Orleans seit Reggie Bush bezeichnet. Die Snaps muss er sich allerdings mit Mark Ingram und Neuzugang Adrian Peterson teilen.

Defense der Cleveland Browns

Die Cleveland Browns sind 4-0! Na gut, es ist nur die Preseason. Dennoch sind die Leistungen der Browns bemerkenswert. Gerade gegen den Lauf spielte Clevelands Defense mehr als ordentlich. Sie beendeten die letzten drei Jahre in der Run-Defense auf den Positionen 32, 30 und 31. Defensive Coordinator Craig Williams hat mit seiner Umstellung auf eine 4-3-Front bereits einiges bewirken können.

Jacoby Brissett (Quarterback New England Patriots)

Es wäre vermutlich eng geworden für Jacoby Brissett. Der Backup-Quarterback der Patriots konnte in der Preseason nicht wirklich überzeugen und wurde bereits als Streichkandidat gehandelt. Dann kam Woche vier und Brissett legte fünf (!) Scores auf. Die Leistung sichert ihm den Spot als dritter QB in New England.

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