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Saints schlagen desolate Dolphins

Den Saints reichte in London gegen enttäuschende Dolphins eine durchschnittliche Leistung zum Sieg
© getty

Das zweite Spiel der diesjährigen International-Series war nichts für offensive Feinschmecker: Die New Orleans Saints schlagen die Miami Dolphins in Week 4 in London historisch mit 20:0. Über weite Strecken war es eine äußerst zerfahrene Partie. Das änderte sich rund um die Halbzeitpause - allerdings nur für kurze Zeit und nur aus Sicht der Saints.

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Dabei sorgte Miami schon vor dem Kick-Off für die erste Überraschung: In der ohnehin durchschnittlich besetzten Secondary wurde Byron Maxwell auf die Bank gesetzt, Rookie Cordrea Tankersley - in den ersten beiden Saisonspielen nicht im Kader - erhielt den Start vor Maxwell. Bei den Saints war Willie Snead nach abgesessener Sperre zwar spielberechtigt, eine Oberschenkelverletzung verhinderte aber einen Einsatz. Zach Strief (Knie) wurde rechtzeitig fit, Miami fehlten defensiv Rey Maualuga und Jordan Philipps.

Miami fing offensiv sogar vielversprechend an, direkt beim ersten Drive funktionierte das, was die Dolphins offensiv machen wollen: Kurze Pässe und dann einige gute Runs über Ajayi. Die Saints hatten früh Coverage-Breakdowns und so waren Dolphins-Receiver immer wieder frei. Doch eine unmotivierte Interception von Jay Cutler (19/27, 160 YDS, INT) von der 5-Yard-Line beendete den ersten Drive punktlos.

New Orleans antwortete mit einer langen Possession und einem verpassten Field Goal - auch die Tatsache, dass beide Teams in der ersten Hälfte Probleme mit den Headsets hatten, sorgte für eine offensiv langsame Partie. Doch war das nicht der alleinige Grund: Strafen auf beiden Seiten genau wie individuelle Fehler und verpasste Gelegenheiten in der Offense prägten das Bild einer wenig ansehnlichen Partie. Die Strafen häuften sich irgendwann so sehr, dass deutlich vernehmbare Buh-Rufe beider Fanlager erfolgten, bevor verkündet wurde, gegen wen das Foul ging.

Punkte blieben so Mangelware, bis New Orleans rund um die Halbzeitpause doppelt (Field Goal, Touchdown Michael Thomas) zuschlug. Einige äußerst präzise Pässe von Drew Brees (29/41, 268 YDS, 2 TD) reichten dabei, um New Orleans in Führung zu bringen. Als die Saints zu Beginn des vierten Viertels auf 13:0 erhöhten, hatte Miami gerade einmal acht First Downs auf dem Konto. Daran änderte sich im weiteren Verlauf nicht viel und so reichte eine heute bestenfalls durchschnittliche Saints-Offense, um den Sieg über die Zeit zu bringen.

Die wichtigsten Statistiken

Miami Dolphins (1-2) - New Orleans Saints (2-2) 0:20 (0:0, 0:3, 0:7, 0:10) BOXSCORE

  • Jay Ajayi wurde der erste in London geborene Skill-Position-Spieler, der ein Spiel in London bestreiten durfte. Und er lief hart, wurde von seiner Line aber wenig unterstützt. Am Ende standen 46 Yards bei zwölf Runs für den britischen Running Back.
  • Nach jetzt vier Wochen muss man sich schon fragen, welche Rolle Adrian Peterson in dieser Saints-Offense im weiteren Saisonverlauf haben soll und warum New Orleans ihn verpflichtet hat. Kamara wirkt aktuell wie der Starter, oder zumindest der Back, der mit Blick auf das dominante Passing Game im Fokus steht, gefolgt von Mark Ingram. Peterson hatte nur vier Runs für vier Yards, die ersten beiden knapp drei Minuten vor der Halbzeitpause ohne Raumgewinn. Selbst bei offensichtlichen Run-Downs und mit der Führung im Rücken stand er meist an der Seitenlinie.
  • Werbung für spektakulären Football sieht sicher anders aus. Brees ging mit 97 Passing-Yards in die Halbzeitpause, Cutler mit 91. Beide Teams hatten sich offenbar entschieden, Downfield-Pässe nicht mit sich über den großen Teich zu nehmen.
  • Für die Dolphins war es die erste Shutout-Pleite seit Week 16 in der 2013er Saison. Außerdem sind sie das erste Team aller Zeiten, das in London keine Punkte erzielen konnte.

Das entscheidende Duell: Brees vs. Tankersley

Brees attackierte - wenig überraschend - vom ersten Play weg regelmäßig Tankersley. Der wirkte vor allem gegen Kamara in Coverage häufig verloren, Brees nutzte das für zahlreiche Dumpoff-Pässe. Später attackierte er Tankersley auch über Michael Thomas, unter anderem beim Touchdown.

Der Knackpunkt: Das Fourth Down im dritten Viertel

Der Knackpunkt kam bereits zu Beginn der zweiten Hälfte: New Orleans hatte ein kurzes Fourth Down in der Red Zone und entschied sich, angesichts des bislang massiv defensiv geprägten Spiels, das Down auszuspielen. QB-Sneak Brees, First Down um Haaresbreite und wenige Plays später standen die Saints zum ersten Touchdown der Partie in der Endzone. Das sorgte für ein 2-Possession-Game.

Der Star des Spiels: Alvin Kamara

In einem Spiel, in dem beide Teams den Downfield-Pass mehr als nur stiefmütterlich behandelten, war Alvin Kamara stark in den Game Plan eingebunden. Kamara hatte fünf Runs für 25 Yards und war im Passspiel ein noch größerer Faktor (10 REC, 71 YDS, TD) für die zahlreichen kurzen Brees-Pässe. Die Dolphins hatten auf ihn häufig keine Antwort, auch bei mehreren kritischen Downs nicht. Der Touchdown zum Abschluss war die Kirsche auf der Torte, neben Kamara glänzte auch Saints-Receiver Michael Thomas.

Der Flop des Spiels: Miamis Offensive Line

Dolphins-Coach Adam Gase war sichtlich bemüht, seine Line zu schützen: Schnelle Pässe, mehrfach mehrere Tight Ends als Blocker auf dem Platz. Doch es half nur bedingt. Die Saints wirkten im Pass-Rush deutlich gefährlicher als Miami, während die Dolphins gleichzeitig vor allem im Run-Blocking kaum etwas hinbekamen und sich stattdessen auf Jay Ajayis Fähigkeit, Tackles zu durchbrechen, verlassen mussten. Die Line machte es Miami sehr schwer, wenngleich der Game Plan und Cutler auf dieser Liste gleich danach kommen.

Die Taktik-Tafel

  • Die Saints hatten von Anfang an immer wieder Probleme mit den Inside-Routes der Dolphins. Obwohl das mit Landry und Parker der Kern des Passspiels ist, waren hier Receiver für Cutler immer wieder frei. Zumindest anfangs nutzte der das auch sehr gut aus.
  • Die Run-Defense der Saints wirkte besser, zumindest was den Druck auf die Line angeht. Allerdings offenbarte New Orleans hier Tackling-Schwächen, was in einigen guten Runs resultierte. Sobald die Dolphins-Offense aber in lange Second und Third Downs kam, wurde es schwierig - man bekam den Eindruck, dass hier ein Plan B ein wenig fehlte. Offensiv setzte auch New Orleans auf kurze, schnelle Pässe.
  • New Orleans baute in sein Kurzpassspiel auch Misdirection und Fakes ein, trotzdem war es ein ultra-konservativer Game Plan gegen eine Secondary, die für Brees und Co. alles andere als unschlagbar sein sollte.
  • Das galt umgekehrt jedoch genauso: Miami spielte Slants, Flat-Routes und Screens - das war mehr oder weniger das gesamte Passspiel der Dolphins. Der große Unterschied: Während die Saints mit ihren Screens und Dumpoffs immer wieder Erfolg hatten, funktionierte das für Miami über weite Strecken nicht.
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