NFL

Die Opfer des O-Line-Virus

Von Pascal De Marco
Die Seattle Seahawks haben bislang große Probleme in der Offensive Line - so wie mehrere Teams
© getty
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Cincinnati Bengals (Bilanz: 0-3)

Bengals-Problem 1: Das Personalmanagement

Die 50. Saison der Cincinnati Bengals begann mit Bannern und Feierlichkeiten zu Ehren der erfolgreichsten Spieler in der Team-Geschichte. Nur drei Wochen später erinnert man sich bereits daran, dass die zweite Hälfte in der Franchise-Historie aber alles andere als erfolgreich war. Die Bengals bleiben nach der 24:27-Overtime-Pleite gegen Green Bay bei 0-3. Und dies zum 14. Mal in der Franchise-Geschichte. Auf einen Playoff-Sieg wartet man bekanntermaßen seit 1990.

Daran wird sich auch in dieser Saison nichts ändern, dafür sprechen zumindest die Zahlen, aber auch die bisherigen Leistungen auf dem Platz. Das beste Resultat, welches die Bengals nämlich nach einem 0-3-Start jemals erzielen konnten, war eine Bilanz von 8-8. Dies gelang 1984 und 2003, dem ersten Jahr unter Head Coach Marvin Lewis. Lewis ist 2017 in seinem letzten Vertragsjahr, ein weiterer Grund warum der Saisonstart doppelt schwer wiegt.

Während dies nämlich die letzte Saison von Lewis bei den Bengals werden könnte, bewies die Franchise bei Offensive Coordinator Ken Zampese bereits einen sehr dünnen Geduldsfaden und trennte sich nach Week 2. Und wo die Offense unter Nachfolger Bill Lazor gleich mit dem ersten Drive in Green Bay eine Serie von 25 Drives ohne Touchdown beendete, so blieb dieselbe Offense im zweiten Durchgang schon wieder bei der Ausbeute von einem Field Goal.

Neben den Coaching-Problematiken gibt es selbstverständlich auch auf dem Feld personelle Ungereimtheiten. So stand Andy Dalton nach Week 2 mindestens genauso in der Schusslinie der medialen Kritik wie Zampese. Dalton warf bei 54,5 Prozent Completions für keinen Touchdown aber vier Interceptions. Freilich litt Dalton unter der fragilen Offensive Line, doch war schlechtes Quarterback-Play ein nicht zu übersehender Faktor im holprigen Saisonstart.

Dalton jedoch konnte sich mit einer soliden Partie in Green Bay zumindest ein wenig rehabilitieren. Eine Chance, die andere nicht bekommen haben. First-Round-Pick John Ross beispielsweise fumbelte bei seinem Debüt in Week 2 und wurde daraufhin sofort auf die Bank verbannt.

Running Back Joe Mixon derweil erhielt über die ersten zwei Wochen kaum Gelegenheiten das stockende Running-Game zu vitalisieren. Im Hinblick auf den problematischen Offense-Output ist es nur schwer nachzuvollziehen warum den ersten beiden Picks des Bengals-Draft 2017 in ihren jeweils ersten beiden Spielen kein Vertrauen geschenkt wurde. Zumindest bei Mixon könnte Green Bay den Wendepunkt markiert haben.

Bengals-Problem 2: Die Offensive Line

Apropos Draft. Trotz der offensichtlichen Probleme, die die Bengals schon mit in die Offseason genommen haben, wartete man in diesem Jahr bis in die fünfte Runde, um in J.J. Dielman den ersten Lineman auszuwählen. Die Bengals verloren in der Free Agency Andrew Whitworth und Kevin Zeitler, diese Lücken konnten nicht - wie geplant - intern gefüllt werden.

Dalton wurde in Week 1 fünfmal gesackt. In Week 2 und 3 waren es jeweils dreimal. Dalton hat Probleme unter Druck und ist kein Quarterback der seine Stärken in der Mobilität hat. Eher kann er glänzen, wenn er nach den Dropbacks in einem bestimmten Spot bleibt. Der andauernde Zwang zum Lauf bringt den offensiven Game Plan durcheinander. Lichtblick in der O-Line ist nach Sonntag immerhin Andre Smith, der ins Lineup rotiert ist und sowohl auf Left als auch auf Right Tackle eingesetzt wurde.

Ausblick

Die Bengals haben die große Chance, ihre Saison gegen die Cleveland Browns auf den richtigen Weg zu bekommen. Die Defense wird dabei durch die Rückkehr von Vontaze Burfict Unterstützung bekommen und das Run Game sah gegen Green Bay besser aus. Tight End Tyler Eifert wird hingegen wegen andauernder Rückenprobleme mehrere Wochen ausfallen. Vor der Bye Week geht es für Cincinnati außerdem noch zu Hause gegen die Buffalo Bills.

Arizona Cardinals (Bilanz: 1-2)

Cardinals-Problem 1: Running Back

Den besten Spieler seines Teams zu verlieren ist niemals einfach. Wie gut ein Spieler aber eigentlich ist, zeigt sich dann so richtig, wenn er nicht auf dem Feld steht. Das Arizonas Run Game funktioniert ohne David Johnson nicht. So viel scheint nach Week 3 klar. So viel scheint nach 177 Rushing-Yards in drei Spielen und durchschnittlich 2,8 Yards pro Run klar.

Bruce Arians deutete an, dass Andre Ellington in Week 4 bereits der vierte Starter auf Running Back sein könnte. Der Head Coach erklärte, dass wenn jemand Johnson als Pass-Catcher ersetzen würde, es Ellington wäre. Gegen die Cowboys schien aber es so, als das die Cards den Power Run von Johnson durch kurze Routen von Fitzgerald ersetzen würden. Kein Running Back in Arizona kann das Run Blocking so überspielen, wie Johnson.

Fitzgerald war bei der 17:28-Niederlage gegen Dallas 15 Mal das Target von Palmer. Ellington fing fünf Pässe für 59 Yards. Gerade im ersten Durchgang waren die Underneath Routen des Veterans ein Erfolgsrezept, mit dem die Cardinals einiges an unsauberer O-Line-Arbeit wettmachen konnten. Die Langlebigkeit dieser Art der Kompensation des nicht-existierenden Running Games konnte man allerdings in den zweiten 30 Minuten eindrucksvoll beobachten.

Cardinals-Problem 2: Die Offensive Line

DAS frühe Thema der Saison ist auch in Arizona ein großer Troublemaker. Der zuletzt heftig in die Kritik geratene Carson Palmer zeigte am Montagabend anfangs eindrucksvoll, dass er den Ball durchaus noch genau über das Feld werfen kann, wenn er denn die Zeit dazu bekommt. Diese allerdings gab es bislang in dieser Saison viel zu selten, und das setzte sich auch gegen Dallas fort.

Palmer wurde gleich sechsmal zu Boden gerissen. Arians sagte nach dem Spiel, dass die größte Baustelle "besseres Blocking" sei. "Wir hatten die Jungs im Feld weit offen, konnten sie aber nicht erreichen weil wir den Ball nicht werfen konnten", so Arians weiter. Dies war vor allem in den kritischen Situationen entscheidend. Arizona musste dreimal innerhalb der eigenen 10-Yard-Linie starten. Dreimal gab es ein Three-and-Out und bei allen drei Malen konnten die Cowboys die daraus resultierende Feldposition in Punkte umwandeln.

Alleine DeMarcus Lawrence war in der Lage, den Game Plan der Cardinals zu zerreißen. Nach 3,5 Sacks von ihm liegt die große Schwachstelle der Cards-Line schon auf der Hand. Jared Veldheer kommt mit der Umpositionierung von Left auf Right Tackle schlicht gar nicht klar. Veldheer verursachte außerdem noch eine Holding-Penalty, die eine mögliche 14:0-Führung zunichte gemacht hat. Arizona hatte mitunter Probleme, den 3-Men-Rush der Cowboys mit sechs Spielern zu stoppen - so ist eine Offense schlicht nicht funktional.

Einige mögliche Lichtblicke: Arizona musste auf Guard Mike Iupati und Left Tackle D.J. Humphries verzichten, beide sollten bald wieder zurückkehren. Dafür fällt jetzt aber wohl Alex Boone aus. Ohne Run Game muss Arizona über die Luft funktionieren. Dies gestaltet sich allerdings schwierig, wenn Palmer auf dem Rücken liegt. Für die Cardinals kann Johnsons voraussichtliche Rückkehr im November gar nicht früh genug kommen.

Ausblick

Eine große Hoffnung ist für die Cardinals ist die eigene Division, hier läuft nämlich glücklicherweise niemand davon. Die Seahawks wurden bereits angesprochen. Die Rams und Niners befinden sich momentan in einer Umstrukturierung, auch wenn L.A. klare Fortschritte zeigt. Die 49ers kommen am Sonntag in die Wüste, zudem gibt es vor der Bye Week in Week 8 ein weiteres Divisional-Game in L.A. In der NFC West scheint die Türe für jeden offen. Selbst für Teams ohne O-Line.

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