NFL

Glennon-Desaster - Packers überfahren Bears

Von Pascal De Marco
Mike Glennon muss nach der Partie gegen die Packers um seinen Starter-Platz zittern
© getty

Die Green Bay Packers (3-1) starten Week 4 mit einem Erfolg und der erstmaligen Führung in der traditionsreichen Rivalität mit den Chicago Bears (1-3) seit 1933. Die Packers profitierten beim deutlichen 35:14-Sieg von gleich vier Bears-Turnovern.

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Die Bears hätten nicht schlechter in das Spiel starten können. Erst brachte Aaron Rodgers das stark angeschlagene Packers-Team durch einen 5-Yard-Touchdown-Pass auf Davante Adams in Führung. Dann fumbelte Mike Glennon tief in der eigenen Hälfte nach einem Stripped Sack von Clay Matthews, um die Packers erneut für einfache Punkte zu positionieren.

Das stark erwartete Bears-Laufspiel war nach dem frühen und hohen Rückstand daraufhin erstmal belanglos. Nach unverständlichem Signal-Calling fumblte Glennon Ende des ersten Viertels erneut, als ein Snap an seinem Knie abprallte und die Packers erneut den Zuschlag erhielten.

Eine dreiviertelstündige Unterbrechung wegen eines Unwetters schien den Bears in die Karten zu spielen, doch als die Defense Rodgers' Offense im Zaum halten konnte, überreichte Glennon das Momentum mit einem von zwei Picks direkt wieder an die Gastgeber. Green Bay, das früh im Spiel in Ty Montgomery und Jamaal Williams gleich zwei Running Backs verlor, kontrollierte das Spiel Dank einer vielseitigen Offense.

Gerade Rookie-Running-Back Aaron Jones nutzte seine Gelegenheiten in vollen Zügen. Die ohne David Bakhtiari und Bryan Bulaga agierende O-Line ließ von den Verletzungsabstinenzen wenig anmerken. Die Bears-Front setzte Rodgers nur selten unter Druck. Der Schock-Moment des Abends war ein harter Helmet-to-Helmet-Hit von Danny Trevathan gegen Davante Adams. Der Packers-Receiver ging bewusstlos zu Boden und wurde noch während der Partie zur weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Die wichtigsten Statistiken

Green Bay Packers 2-1 - Chicago Bears 1-2 35:14 (14:0, 7:7, 7:0, 7:7) BOXSCORE

  • Seit 1933 geht der direkte Vergleich erstmals wieder an die Green Bay Packers. Der Sieg bringt Green Bay eine 95-94-6-Führung im Vergleich seit dem ersten Aufeinandertreffen 1923.
  • Aaron Rodgers warf seinen zweiten Touchdown-Pass nach 6:04 Minuten-Spielzeit. Nie hat Rodgers weniger Zeit für den zweiten Score gebraucht. Außerdem hat er dabei zum ersten Mal in seiner Karriere zwei TD-Pässe in weniger als einer Minute Spielzeit geworfen.
  • Rodgers ist erst der zweite NFL-Quarterback der in vier Spielen vier Touchdown-Pässe gegen die Bears wirft. Vor ihm war dies lediglich Fran Tarkenton gelungen.
  • Im vierten Spiel ist es bereits das zweite Mal, dass Mike Glennon innerhalb der ersten Halbzeit drei Turnover verursachte. Bereits in Week 2 bei den Tampa Bay Buccaneers waren ihm drei Turnover innerhalb der ersten 30 Minuten unterlaufen.
  • Im zweiten Aufeinandertreffen in Folge haben die Bears den Ball außerdem viermal direkt an die Packers übergeben.
  • Clay Matthews Sack gegen Glennon war der 75. seiner Karriere. Damit bricht er den Franchise-Rekord von Kabeer Gbaja-Biamila. Dieser hielt ihn seit 1982.
  • Mit seinen beiden Touchdown-Receptions hat Jordy Nelson nunmehr vier Touchdowns innerhalb der letzten vier Tage gefangen.

Die Stimmen zum Spiel

Aaron Rodgers (Green Bay Packers): "Ich bin sehr stolz auf meine Jungs in der Front. Sie haben den ganzen Abend gekämpft und uns keinen Grund für Ausreden gegeben. Sie sind ein großer Grund für den Sieg heute Abend."

Mike Glennon (Chicago Bears): "Ich muss den Ball einfach schneller loswerden. Mir hat mein Spiel nicht gefallen aber ich muss nach vorne sehen und weitermachen. Beim Fumble wollte ich gerade den Checkdown spielen als ich erwischt wurde."

Das entscheidende Duell: Packers' O-Line gegen Bears-Front

Die Problematik, die den Packers-Fans bereits vor dem Spiel große Sorgen und Zweifel gemacht hatte, war kaum ein Thema. Die Packers-Offense agierte schnell und mit vielen Positionswechseln an der Line of Scrimmage. Rodgers wusste seine Receiver über eine Vielzahl kurzer Pässe ins Spiel zu bringen und setzte dabei erstmals Tight End Martellus Bennett mehrfach in Szene.

Die Bears-Front kam dabei nur selten in die Lage, Rodgers unter Druck zu setzen. Von der hohen Bewegungsrate der Bears-Defense profitierte schließlich auch das Running-Game der Packers um Rookie Aaron Jones. Die Backup-Rollen in der Packers-Line in Lane Taylor, Lucas Patrick und Justin McCray machten einen sehr ordentlichen Job.

Der Knackpunkt: Glennons erste Interception

Gerade als die Bears nach der langen Unwetterunterbrechung ihre Offense etwas ins Rollen brachten, stoppte Mike Glennon das Bears-Momentum mit einem schrecklichen Overthrow über intended Receiver Markus Wheaton. Der starke Regen möchte sein Übriges getan haben, doch ging der Pick durch Ha Ha Clinton-Dix klar auf die Kappe des ehemaligen Buccaneers-Quarterbacks.

Mit dem anschließenden Play feuerte Rodgers eine 58-Yard-Bombe in Richtung Jordy Nelson, der die Packers an der 2-Yard-Linie für einen Rushing-Score von Aaron Jones positionierte. Green Bay kontrollierte das Spiel ab diesem Moment nach Belieben.

Der Star des Spiels: Aaron Jones

Vor dem Spiel war der Rookie dritter Running-Back im Packers-Depth-Chart. Ab der nächsten Woche zählt er zu den Fantasy-Football-Sleepern, soviel ist sicher. Mit dem Rippenbruch von Ty Montgomery und der Knieverletzung von dessen Backup Jamaal Williams rückte Jones in den freien Spot und wurde von Rodgers häufig in Szene gesetzt.

Der wendige Back sorgte bei 13 Carries für 49 Yards immer wieder für die notwendige Entlastung auf dem Boden. Jones brach mehrfach Tackles an der Line of Scrimmage und konnte geglaubte No-Gainers immer wieder in wertvolle Short-Yardage-Plays umsetzen. Jones war beim Sieg der Packers einer von mehreren "Unsung Heroes". Der Back-Spot dürfte in den nächsten Wochen über ihn laufen.

Der Flop des Spiels: Mike Glennon

Mike Glennon dürfte nicht nur aufgrund der Niederlage mit einem schlechten Gefühl in den Teambus Richtung Chicago gestiegen sein. Auch in der Quarterback-Frage hat Glennon wohl eine Menge Kredit verloren. Auf allen drei Ballverlusten im ersten Durchgang stand sein Name. Bei mindestens zwei davon lag die Verantwortung bei ihm.

Womöglich hat ihn der späte Touchdown-Drive kurz vor der Halbzeitpause vor dem frühzeitigen Benching bewahrt. Denn neben den Turnovern sah die gesamte Offense bis zu eben jenem Drive nicht gut aus. Selbst kurze Pässe an der Line Scrimmage waren ungenau. Ende des dritten Viertels beendete Glennon mit seinem zweiten Pick das Spiel vorzeitig.

Die Taktik-Tafel:

  • Der Plan der Packers-Offense war es von Anfang an schnell zu spielen und das Receiving-Corps sehr flexibel aufzustellen. Rodgers wechselte im Passing-Game dabei häufig zwischen Slant-Optionen aus der Pocket und Bootleg-Pässen.
  • Auffällig war dabei, dass er dabei erstmals Neuzugang Martellus Bennett in hoher Rate einzusetzen wusste. Der Tight End war gerade in Zone-Coverage-Situationen eine beliebte Anspielstation.
  • In Red-Zone-Situationen stellten sich die Packers mehrmals mit zwei Receivern auf einer Seite auf. Rodgers setzte hierbei auf die Run-Pass-Option, entschied sich allerdings aufgrund von Man-Coverage meistens für den Run.
  • Aufseiten der Bears funktionierte das Running-Game nicht wie gewünscht. Weder Jordan Howard, noch Tarik Cohen konnten der Bears-Offense nötige Entlastung für das sperrlich besetzte Receiving-Corps geben. Auch kurze Pässe waren selten wirkungsvoll.
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