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QB-Jagd, Kellerkinder, Emotionen

Die erste Runde des Drafts hatte allerlei zu bieten
© getty

Durchatmen, bitte! Eine verrückte weil völlig unvorhersehbare erste Draft-Runde bedarf einiger Aufarbeitung: Quarterbacks sind immer noch das Nonplusultra, das wurde am Donnerstagabend überdeutlich. Die Cleveland Browns und die San Francisco 49ers verbessern sich signifikant, während O-Liner warten müssen. Außerdem: Die Rückkehr der Running Backs und eine emotionale Bühnen-Reaktion.

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QB-Wahnsinn: An sich dürfte man sich darüber nicht mehr wundern: Quarterbacks kosten viel und fahren in puncto Draft-Bewertung außer Konkurrenz. So zahlte Chicago einen hohen Preis, um zu verhindern, dass die 49ers den zweiten Pick an ein anderes Team abgeben, das sich dann eventuell Trubisky holt. Eine Entscheidung, die bei Bears-Fans auf überschaubare Gegenliebe stieß.

Das galt auch für die Chiefs, die von 27 gar bis an Position 10 hoch gingen, um sich Patrick Mahomes zu sichern. Houston zog wenig später nach und setzte sich ebenfalls vor die Cardinals, die als heißer QB-Kandidat galten, an 12 und schnappte sich dort Deshaun Watson.

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Und es waren nicht nur die Quarterbacks: In einem Draft, der in der Spitze wie auch in der Breite defensiv besser besetzt ist, waren sieben der Top-10-Picks Offense-Spieler. So gingen neben Leonard Fournette und Christian McCaffrey etwa auch die drei Top-Receiver Corey Davis, Mike Williams und John Ross allesamt innerhalb der ersten zehn Picks weg.

49ers und Browns räumen ab: Die 49ers und die Browns waren die Kellerkinder der vergangenen Saison und hatten (beziehungsweise haben) beide Baustellen im Überfluss. Doch gehörten sie nicht zu den Teams, die krampfhaft einen Quarterback wollten, was es ihnen erlaubte, mit Trades weitere Picks einzusammeln.

So holten sich die Niners die Picks Nummer 67, 111 und einen Drittrunden-Pick 2018, damit sich Chicago an Nummer 2 Mitchell Trubisky sichern konnte. San Francisco bekam mit Solomon Thomas dennoch seinen Wunschspieler, sowie via Trade nach oben Reuben Foster am Ende der ersten Runde. "Wir haben zwei der drei Top-Spieler auf unserem Board bekommen", freute sich Geschäftsführer John Lynch.

Jabrill Peppers - der schwierigste Spieler im Draft

Cleveland ließ sich nicht beirren und holte Myles Garrett mit dem ersten Pick, nur um dann Pick zwölf an die Texans zu verscherbeln. An Position 25 schnappten sich die Browns anschließend mit Jabrill Peppers eine Allzweckwaffe für eine zunehmend Gestalt annehmende Defense, nur um dann zurück in die erste Runde zu traden und David Njoku zu holen. Der Tight End, der mit seinen Fähigkeiten nach dem Catch an Washingtons Jordan Reed erinnert, wird dem künftigen Quarterback das Leben erleichtern.

Teams vorsichtiger bei der O-Line? Über die letzten Jahre bekamen Offensive Linemen in der ersten Runde von diversen Draft-Experten gerne das Label "sicherer Pick". In der Realität aber entpuppten sich zahlreiche dieser "sicheren Picks" als massive Enttäuschungen, und es scheint, als hätten die Teams das zunehmend verinnerlicht.

Es dauerte bis Pick 20, ehe mit Garett Bolles (zu den Broncos) der erste O-Liner gezogen wurde. Mit Ryan Ramczyk an Nummer 32 (zu den Saints) folgte gerade so noch ein weiterer in der ersten Runde. Cam Robinson oder Forrest Lamp etwa sind dagegen noch zu haben.

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Und sonst so?

  • Dabei blieb es den künftigen NFL-Stars nicht erspart, sich in ein Bällebad zu werfen. Das galt auch für den späteren Nummer-3-Pick Solomon Thomas.
  • Für den Bühnen-Moment des Abends sorgte allerdings Tak McKinley. Nachdem der Pass-Rusher von den Atlanta Falcons ausgewählt worden war, stürmte er mit einem Bild seiner verstorbenen Großmutter auf die Bühne, der er versprochen hatte, dass er es in die NFL schaffen würde. Eine emotionale Szene mit einem emotionalen Spieler!
  • Die Carolina Panthers verzeichneten in der vergangenen Saison insgesamt lediglich 44 Running-Back-Receptions - der zweitniedrigste Wert. Nicht auszudenken, was für ein Vakuum Christian McCaffrey in dieser Offense ausfüllen kann. Das bringt uns auch zum nächsten Punkt...

Running Backs sind zurück: Nach Ezekiel Elliott mit dem vierten Pick im Vorjahr gab es auch dieses Mal an Vier einen Running Back, Leonard Fournette ist ein Jacksonville Jaguar.

Doch damit nicht genug, denn auch Christian McCaffrey knackte die Top-10: Die Panthers schlugen mit dem achten Pick zu, und geben Cam Newton so eine Allzweckwaffe zusätzlich zu dem ansonsten stark auf Größe und Physis ausgelegten Receiving-Corps. Es ist davon auszugehen, dass zwei, drei oder gar vier Running Backs in der zweiten Runde folgen - und die Zeit, in der kein Back auch nur die erste Runde knackte, scheint wieder vorbei zu sein.

Steals: Wo es eine aggressive Quarterback-Jagd gibt, da fallen unweigerlich auch talentierte Spieler auf anderen Positionen - so dass es für einige Teams nicht für möglich gehaltene Steals gab. Dazu gehört Marshon Lattimore zu den Saints, Malik Hooker zu den Colts, Marlon Humphrey zu den Ravens und definitiv O.J. Howard zu den Bucs.

Auch die beiden Alabama-Sorgenkinder Jonathan Allen (nach Washington) und Reuben Foster (zu den 49ers) fallen rein sportlich betrachtet fraglos in diese Kategorie. Bei beiden aber waren wohl Verletzungssorgen der Grund dafür, dass sie abgerutscht sind, wodurch sie zu diesem Zeitpunkt nicht so klar zu bewerten sind.

Wer ist noch zu haben? Nach der ersten Runde ist noch jede Menge Talent auf dem Board - nicht umsonst sollen Teams bereits Interesse an weiteren Trades zeigen. Eine kleine Übersicht:

  • DeShone Kizer, QB, Notre Dame
  • Nathan Peterman, QB, Pittsburgh
  • Forrest Lamp, G, Western Kentucky
  • Joe Mixon, RB, Oklahoma
  • Kareem Hunt, RB, Toledo
  • Alvin Kamara, RB, Tennessee
  • Dalvin Cook, RB, Florida State
  • Curtis Samuel, WR/RB, Ohio State
  • JuJu Smith-Schuster, WR, USC
  • Zay Jones, WR, East Carolina
  • Dede Westbrook, WR, Okalhoma
  • Cooper Kupp, WR, Eastern Washington
  • Zach Cunningham, LB, Vanderbilt
  • Carl Lawson, Edge, Auburn
  • Jordan Willis, Edge, Kansas State
  • Malik McDowell, DL, Michigan State
  • Teez Tabor, CB, Florida
  • Cordrea Tankersley, CB, Clemson
  • Desmond King, CB, Iowa
  • Sidney Jones, CB, Washington
  • Obi Melifonwu, S, Connecticut

Und, und, und! Die zweite und dritte Runde des Drafts gibt es dann ebenfalls im SPOX-Live-Ticker, ab 0.30 Uhr in der Nacht auf Samstag!

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