NFL

Brady? "Der Größte dieser Ära"

Tom Brady steht mit den New England Patriots zum siebten Mal im Super Bowl
© getty

Der Super Bowl steht vor der Tür! Am Sonntag treffen die New England Patriots in Houston auf die Atlanta Falcons (Montag, 0.30 Uhr live auf DAZN - mit deutschsprachigem und dem Original-Kommentar) - worauf kommt es an? Wo liegen mögliche Schlüssel-Faktoren, was bedeutet das Spiel für Bradys Legacy? DAZN-NFL-Kommentator Günter Zapf und mySPOX-User Butfumlbe93 diskutieren mit den SPOX-Redakteuren Marcus Blumberg und Adrian Franke.

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1. Titel oder nicht - Brady ist der Beste aller Zeiten

mySPOX-User Butfumlbe93: Kurz und knapp: ja. Bradys diesjährige 8,81 Adjusted Net Yards per Attempt (eine Statistik, die Pässe, Yards, Touchdowns, Interceptions, Sacks und verlorene Sack-Yards miteinbezieht und so das QB-Play sehr gut vergleichbar macht) sind nicht nur gleichbedeutend mit dem ligaweiten zweiten Platz, sie hätten auch in den letzten zehn Saisons sieben Mal zu Platz eins und zweimal zu Platz zwei gereicht. Zur Erinnerung: Der Herr ist bald vierzig Jahre alt und muss der Welt aber auch gar nichts mehr beweisen, denn nebenbei trägt der gebürtige Kalifornier vier Ringe an der Hand. Da gibt es das Argument, er habe es mit Bill Belichick leichter gehabt als jeder andere Quarterback. Sicher ist da etwas dran, aber am Ende zählt die Leistung auf dem Platz. Dann hat halt der gern schlecht gelaunte Head Coach Brady zum GOAT gemacht, meinetwegen, trotzdem bleibt er der Beste, zumindest für mich.

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Günter Zapf (DAZN): Ich persönlich habe immer Probleme damit, einen Spieler in einem Mannschaftssport zum Besten zu erklären. Natürlich gibt es diese Vergleiche trotzdem und auch zu Recht: Worüber lässt sich so schön philosophieren wie Brady, Montana, Manning und deren Bedeutung für die NFL? Es lassen sich viele Argumente für Tom Brady finden, er sei der mit Abstand beste QB aller Zeiten, wer sonst wäre für den Erfolg der Patriots verantwortlich und das in Zeiten von Cap Space und Free Agency, in der sich Teams ständig ändern. Aber dann nenne ich gerne auch Joe Montana, der schließlich nie einen Super Bowl verloren hat, wie übrigens auch Terry Bradshaw. Oder Aaron Rodgers, der Dinge kann, die es vorher nie gegeben hat. Diese Liste könnte ich durchaus noch weiter führen, aber ihr wisst, was ich meine. Tom Brady ist für mich einer der größten Spieler aller Zeiten und sicher in meinen Top 3. Er hat das Glück genau in Belichicks System zu passen und das auch perfekt umzusetzen - Jahr für Jahr! Keiner spielt so technisch sauber wie Brady und zwar bei jedem Down: Achtet mal drauf am Sonntag! Seine Position in der Geschichte ist für mich aber absolut unabhängig vom Ausgang des Super Bowls, wobei fünf Ringe schon beeindruckend wären!

Adrian Franke (SPOX): Ich verstehe deinen Einwand, Günter, vor allem das Vergleichen von Spielern aus unterschiedlichen Jahrzehnten, als das Spiel teilweise komplett anders angegangen wurde und andere Regeln galten, fällt mir schwer, beziehungsweise ist in meinen Augen müßig bis unmöglich. Bei einem anderen Punkt aber will ich dir zumindest ein wenig widersprechen: Ich würde nämlich sagen, Belichick und die Patriots hatten genauso großes Glück, dass sie aus der Not heraus einen Quarterback gefunden haben, der perfekt in ihr System passt. Die Offense der Patriots ist äußerst komplex und entwickelt sich je nach Spieler-Personal konstant weiter, und bei Brady laufen die Fäden dieser geballten Vielfalt zusammen - er ist der Meister dieser Offense, seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten, und hat sich etwa im Pocket-Movement über die letzten zwei Jahre gar noch verbessert. Brady hätte ohne Belichick wohl weniger Ringe, umgekehrt gilt das aber in meinen Augen ebenfalls. Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich ist aus neutraler Perspektive Brady, unabhängig vom Ausgang am Sonntag, im Komplettpaket der Größte dieser Ära. Selbst wenn ein Aaron Rodgers oder ein Peyton Manning in ihren Bereichen talentierter (gewesen) sein mögen.

Tom Brady vor dem Super Bowl: Rache ist Avocado-Eis

Marcus Blumberg (SPOX): Naja, aber welche Gegenargumente will man denn noch ins Feld führen? Tom Brady steht zum siebten Mal im Super Bowl, könnte seinen fünften Titel einfahren. Beides wären beziehungsweise sind unerreichte Bestmarken. Und er wird in den Masse-Statistiken wahrscheinlich auch noch Peyton Manning überholen, weil er ganz einfach noch ein paar Jährchen dranhängt und keineswegs wie ein bald 40-Jähriger aussieht. Kein anderer QB hat seine Ära über einen solch langen Zeitraum derart geprägt wie er. Und selbst wenn man nur auf die aktuelle Saison schaut, findet man keinen Spieler, der diese komplexe Position so souverän bekleidet wie er. Er dominiert und durchschaut Defenses wie kein Zweiter. Nicht zufällig legte er mit einem Grade von 99,3 nicht nur den besten Wert bei Pro Football Focus in dieser Saison, sondern jemals hin. Er macht kaum Fehler und hat immer noch den Killerinstikt. Ja, er ist der Beste, der je in der NFL gespielt hat. Punkt (um es mit Sean Spicer zu sagen).