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Playoffs - Who cares?!

Die Houston Texans schielen trotz laufender Playoffs schon auf die neue Saison
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Die Houston Texans stehen in den Playoffs und sind einen Sieg vom AFC Championship Game entfernt. Doch anstatt Vorfreude auf das Duell mit den New England Patriots scheint eher Ernüchterung spürbar. Der schier übermächtige Gegner gerät dabei fast zur Nebensache, zu groß sind Nebenkriegsschauplätze um den Quarterback, die Personalpolitik des Sommers und den Trainer selbst. Das AFC Divisional Game zwischen den New England Patriots und den Houston Texans seht ihr am Sonntag ab 2.15 Uhr live auf DAZN.

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Die Houston Texans treten nach ihrem Playoff-Auftaktsieg über die Oakland Raiders am Samstagabend bei den New England Patriots zum Divisional Game an. Sie werden als einer der größten Underdogs überhaupt starten, zum Wochenbeginn wurden sie mit einem Spread von Minus-16 bei den Buchmachern in Las Vegas gehandelt. Nach menschlichem Ermessen haben sie keine Chance, definitiv keine realistische. Und scheinbar hat sich in Texas so mancher auch schon damit abgefunden.

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Die Texans hatten schon eine Woche vor Saisonende den Titel in der AFC South und somit das Playoff-Ticket in der Tasche. Doch anstatt allseits vorherrschender Euphorie bestimmte ein Gefühl der Ungewissheit das Bild. Es stellte sich die Frage, welcher Quarterback denn nun in den Playoffs starten würde - der kürzlich degradierte Brock Osweiler oder das unbeschriebene Blatt, Tom Savage? Und selbst Head Coach Bill O'Briens Zukunft stand plötzlich zur Disposition.

Das ging so weit, dass Teameigner Bob McNair - einer der mächtigsten Owner in der Liga - öffentlich Stellung beziehen und die Gerüchte dementieren musste - so in etwa jedenfalls: "Nein, ich weiß nicht, wo Sie das herhaben. Da ist nichts dran. Ich werde ihn nicht entlassen. Wir sprechen schon über nächstes Jahr. Vergessen Sie es. Ich werde das nicht wiederholen."

Doch der Satz, "ich werde ihn nicht entlassen", ließ für spitzfindige Beobachter beachtlichen Raum zu Spekulationen. Denn die Gerüchte besagten ja, dass O'Brien selbst über einen Abgang nachdenke, möglicherweise, um einen anderen offenen Job anzunehmen. Und glaubt man diesen Spekulationen, überzeugt einen die Aussage des Eigners auch nicht vollends. Zudem machte er dieses Statement auch erst nach dem Sieg über Oakland.

Zukunftsgespräche während der Playoffs

Der Part mit den Gesprächen über "nächstes Jahr" passt indes gut in die aktuelle Stimmungslage in Houston. Spätestens seit dem fast schon überfälligen Wechsel von Osweiler zu Savage während des Sieges über die Jacksonville Jaguars in Week 15 wurde man das Gefühl nicht los, dass die Saison abgehakt sei und man eher nach vorne schauen würde - eventuell sogar mit Savage als permanenter Lösung.

Und so ein Blick nach vorne kann durchaus rosig ausfallen, besonders im Vergleich zur aktuellen Spielzeit. In dieser nämlich ging man nur aufgrund der besseren Division-Bilanz von 5-1 als Sieger aus der South hervor - gleichauf mit den Tennessee Titans, gegen die man samt Matt Cassel als QB zum Schluss sogar noch verlor.

Die kostspielige Shopping-Tour

Überhaupt ging die Marschroute der Texaner für diese Saison eigentlich nicht wirklich auf. Im Frühjahr noch investierte Houston viel Geld und hohe Draftpicks in die Offensive. Brock Osweiler bekam einen hochdotierten Vertrag, ebenso Running Back Lamar Miller.

Überdies kamen mit hohen Picks gleich zwei Wide Receiver durch den Draft, Will Fuller und Braxton Miller. Der Ertrag ist bis heute jedoch überschaubar - lediglich Lamar Miller schlug vollends ein. Osweiler wiederum gilt für die allermeisten Experten schon jetzt als Fehlinvestition. Braxton Miller verletzte sich früh schwer, Fuller wiederum überzeugte nur bedingt und machte aus 92 Targets lediglich 47 Receptions.

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Der größte Tiefschlag für Houston war jedoch auf der anderen Seite des Footballs zu verzeichnen, denn D-Line-Monster J.J. Watt verletzte sich früh am Rücken und landete zeitig auf der Injured-Reserve-Liste. Trotzdem, und das passt zum Thema, stand in gewisser Weise Watt auch am Samstag gegen Oakland im Fokus - absurde 16 (!) Mal schwenkte die ESPN-Kamera während der Übertragung auf den verletzten Superstar an der Seitenlinie.

Einen Lichtblick allerdings gab es dann doch für die Texaner: Immerhin gelang Defensive End Jadeveon Clowney, dem einstigen First-Overall-Pick der Texans, endlich der Durchbruch. Insbesondere gegen den Run entwickelte sich Clowney zu einer absoluten Waffe.

Imposante künftige Front

Clowney in Topform, dazu ein wiederhergestellter Watt auf der anderen Seite und hochkarätige Linebacker wie Brian Cushing und Whitney Mercilus dahinter - allein der Gedanke an diese Defensive Front dürfte jedem Gegner Angstschweiß auf die Stirn zaubern. Jedoch wird das vor der neuen Saison nicht zu realisieren sein.

Abgesehen von diesen Zukunftsträumereien allerdings lässt sich konstatieren, dass die aktuelle Version der Defense zu den besten der NFL zählt - die Nummer eins in Total Defense sind sie und ohne Frage der Hauptgrund dafür, dass es für die Playoffs gereicht hat und mit Cornerback A.J. Bouye (Vertrag läuft aus) haben die Texans einen neuen Star dazu gewonnen. Ein anderer Grund war fraglos die schwache Division an sich: Außerhalb der South standen 2016 lediglich vier Siege in zehn Spielen auf dem Konto.

Unter dem Strich steht also 2016 die dritte Winning-Season (immer 9-7) nacheinander unter O'Brien auf dem Zettel. Dazu kommt der zweite Division-Sieg in Serie. Zudem ist ein Playoff-Sieg unabhängig von den Umständen grundsätzlich erst einmal genau das: Ein Playoff-Sieg. Eine verlorene Saison sieht anders aus, auch wenn die Perspektive rund um das Team erstaunlich früh in Richtung 2017 wanderte.

Doch angesichts des holprigen Saisonverlaufs wird man sich dem Vernehmen nach nicht vom bisher Erreichten blenden lassen und vielmehr den Finger in die Wunde legen, um bekannte Defizite sukzessive zu beseitigen. Mit welchem Personal und welcher sportlicher Leitung? Das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Nun gilt es, sich in Foxboro teuer zu verkaufen.

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