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"Das alles ist nicht meine Welt"

Von Interview: Daniel Herzog
SPOX-Reporter Daniel Herzog (r.) traf Böhringer in Florida und begleitete ihn mehrere Wochen lang
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SPOX: Als nächstes steht der Draft auf dem Programm - wann haben Sie entschieden, sich anzumelden?

Böhringer: Entschieden habe ich mich eigentlich schon nach der ersten Woche hier in Florida. Ich will es einfach mal ausprobieren, vielleicht klappt es ja! Wenn ein Team dich mag, dann draftet es dich vielleicht auch. Aber man kann sich nie komplett sicher sein, dass man gedraftet wird. Es kann durchaus auch passieren, dass ich anschließend als Free Agent irgendwo unterschreibe.

SPOX: Wie sähe denn die perfekte Draft Night aus?

Böhringer: Da bin ich nicht sehr wählerisch. In welcher Runde ich gedraftet werde ist mir völlig egal. Meine Familie hätte ich dann aber schon gerne um mich herum. Vorher aber treffe ich mich jetzt noch mit einigen Teams und habe noch ein Workout für die Coaches. Dann gehe ich wahrscheinlich für ein oder zwei Tage nach Deutschland zurück. Ansonsten wird jetzt vor allem trainiert.

SPOX: Ganz nebenbei sind hier ja auch einige NFL-Receiver, die sich ebenfalls fit halten. Konnten die Ihnen bereits Tipps geben?

Böhringer: Ja, absolut. Mit Pierre Garcon habe ich beispielsweise Release-Drills gemacht, um da aggressiver zu sein und schneller mit den Armen arbeiten zu können. Aber ich weiß, dass ich mich noch überall verbessern muss - man kann sich immer verbessern! Ganz besonders beim Blocking ist das bei mir der Fall, das habe ich in der GFL nur selten gemacht.

SPOX: Stichwort GFL: Was kann man denn aus der deutschen Football Liga vielleicht für die NFL mitnehmen? Was habt ihr in der GFL für eine Offense gespielt?

Böhringer: Relativ viel Spread, also mit vier Receivern gleichzeitig auf dem Platz. Das auf die NFL zu übertragen ist allerdings schwer, denn bei uns in der GFL war der Quarterback kaum einmal Under Center, statt in der Shotgun. Das ist in der NFL definitiv anders. Aber die Routes sind natürlich ähnlich - und es ist und bleibt Football.

SPOX: Football nimmt als zukünftiger Job jetzt natürlich einen immer größeren Platz in Ihrem Leben ein. Bleibt da eigentlich noch Platz für andere Hobbys?

Böhringer: Früher habe ich noch Schlagzeug gespielt, inzwischen aber aufgehört. Generell kann man schon sagen, dass sich bei mir vieles um Sport dreht. Ich spiele etwa auch gerne Basketball und gehe gerne mit Freunden trainieren.

SPOX: In Florida wohnen Sie unter anderem mit Anthony Dable zusammen. Wie würden Sie den ehemaligen GFL-Kollegen beschreiben?

Böhringer: Anthony und ich sind schon ziemlich unterschiedlich. (lacht) Anthony redet gerne und ist sehr aktiv. Aber in der Haus-internen FIFA-Rangliste stehe ich oben! Am liebsten mit dem FC Everton - wegen Romelu Lukaku, meinem Lieblings-Fußballer.

SPOX: Ansonsten ist hier auch Aden Durde, der Coach, der Sie entdeckt hat. Wie würden Sie das Verhältnis beschreiben?

Böhringer: Er ist ein bisschen Mädchen für alles. Aden kümmert sich die ganze Zeit um uns und in letzter Zeit auch relativ viel um mich. Er ist hier auf jeden Fall die wichtigste Ansprechperson für mich.

SPOX: Das hat das Einleben in den USA sicher erleichtert. Wie gefällt es Ihnen nach jetzt fünf Wochen? Gibt es etwas, das Sie an Deutschland schon besonders vermissen?

Böhringer: Ich vermisse natürlich meine Familie, das ist ja klar. Wir telefonieren ab und zu, ansonsten wird eben per WhatsApp kommuniziert. Aber natürlich ist meine Familie auch stolz auf mich und überrascht darüber, dass sich das alles so krass entwickelt hat. Und ab und zu fehlt mir auch das Fahrradfahren, hier fährt man ja eigentlich überall mit dem Auto hin. Aber sonst ist schon alles in Ordnung.

SPOX: In Deutschland gibt es derweil jetzt schon leise Vergleiche mit Dirk Nowitzki, weil auch Sie ein eher ruhiger Typ sind und ebenfalls nie College gespielt haben.

Böhringer: Das ist natürlich eine große Ehre, Nowitzki ist das deutsche Basketball-Idol schlechthin. So weit bin ich noch lange nicht. Aber man weiß ja nie...

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