NFL

Eine Tragödie in Grün und Weiß

Ryan Fitzpatrick und die New York Jets verpassten ihre große Chance auf die Playoffs
© getty

Tschüss Regular Season, hallo Playoffs! Während 20 Teams für die kommende Saison planen können, geht es für die besten Teams jetzt erst so richtig los. Davor aber meldet sich der letzte Regular-Season-Hangover für diese Spielzeit zu Wort. Mit dabei: Ein Maskottchen-Verrat, das ganze Browns-Chaos sowie jede Menge Rekorde. Peyton Manning erntet einen ganz besonderen Titel, Murray bekommt seine Revanche. Natürlich nicht fehlen dürfen aber die New York Jets...

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Der Backup der Woche: Peyton Manning. Mile High stand, als der Sheriff den Platz wieder betrat. Denver war gerade drauf und dran, den Division-Titel noch zu verspielen und hatte fünf (!) Turnover gegen die Chargers auf dem Konto - nur zwei weniger, als in den ersten sechs Start-Einsätzen von Manning-Vertreter Brock Osweiler zusammengerechnet. Manning, inzwischen wieder genesen, stand bis dato als Backup an der Seitenlinie.

Zwar war Osweiler keineswegs der Alleinschuldige, vielmehr litt auch er unter Fumbles, Drops und schlechtem O-Line-Play. Aber die Broncos brauchten dringend einen neuen Impuls, und der kam in Person von Manning. Als "Bauchentscheidung" sollte Coach Gary Kubiak den Schritt später bezeichnen.

Und sein Bauch täuschte ihn nicht: Mit dem Routinier auf dem Platz funktionierte die Offense plötzlich wieder deutlich besser. Auch wenn Manning (5/9, 69 YDS) statistisch keinen großen Einfluss auf die Partie hatte, so vermittelte er doch, auch vor dem Snap, eine gewisse Sicherheit und scheint auf bestem Wege, im Divisional-Playoff-Spiel der Broncos wieder in der Startformation zu stehen.

Peytons Comeback: Der letzte Rest Manning-Magie?

Beide honorable Mentions für diesen Award kommen derweil aus Indianapolis, dem diesjährigen Mekka für Backup-Quarterbacks. Nachdem Andrew Luck, Matt Hasselbeck und Charlie Whitehurst bereits passen mussten, durfte zunächst Josh Freeman ran - und warf seinen ersten NFL-Touchdown-Pass seit dem 15. September 2013.

Und selbst Ryan Lindley sollte noch zum Einsatz kommen! Jener Ryan Lindley, der als Backup vom Backup bereits in Arizonas Vorjahres-Wildcard-Spiel ran musste, und das vielleicht schlechteste Playoff-Spiel eines Quarterbacks überhaupt ablieferte. Im Team war er aber offenbar trotzdem beliebt, wie die Reaktion aus der Cardinals-Kabine zeigte. Denn selbst Lindley durfte gegen die Titans einen Touchdown-Pass bejubeln. Es war einer von vielen "Wer hätte damit gerechnet"-Momenten in der diesjährigen Colts-Saison.

Der Flop der Woche: Die New York Jets. Es hätte doch alles so schön sein können, liebe Jets. Playoff-Football im ersten Jahr unter Head Coach Todd Bowles und das erste Playoff-Spiel für sowohl Brandon Marshall als auch Ryan Fitzpatrick überhaupt. Das WR-QB-Duo hätte sich so für eine tolle Saison mit einer Premiere selbst belohnt. Alles was es dafür gebraucht hätte, war ein Sieg gegen Rex Ryan und die Buffalo Bills.

Das Week-17-Roundup: Steelers in, Jets out!

Das Ergebnis ist allerdings bekannt. Gang Green verlor gegen ein Bills-Team, für das es um absolut nichts mehr ging, und das nicht einmal unverdient. Fitzpatrick spielte ungewöhnlich schlecht und eine völlig überflüssige Interception in der Endzone markierte den Anfang vom Ende. Die Defense hatte keine Antworten für die Runs von Bills-QB Tyrod Taylor, während Darrelle Revis im direkten Duell mit Sammy Watkins weit mehr als nur einmal das Nachsehen hatte.

Kurzum: Nur eine Woche nach dem gefeierten Sieg über die Patriots patzten die Jets und zerstörten so alle gerade erst geweckten Hoffnungen bei den eigenen Fans. Zusätzlich bitter: Die Jets haben damit beide Spiele gegen Buffalo und Ex-Coach Ryan in dieser Saison (zurecht) verloren. Hätten sie beide gewonnen, wären sie als Top-Seed in die Playoffs eingezogen. Autsch.

Die Revanche der Woche: DeMarco Murray. Wie viele Steine von DeMarco Murrays Herz gegen Ende der Vorwoche abgefallen sind, ist uns leider nicht übermittelt. Es dürfte aber der eine oder andere Felsbrocken gepurzelt sein, als Murray erfuhr, dass Head Coach Chip Kelly seinen Hut nehmen muss. Das Verhältnis zwischen den beiden war seit Wochen extrem angespannt, Murray wurde mit vielen Outside Runs nicht gemäß seiner Stärken eingesetzt und machte angeblich hinter Kellys Rücken Stimmung gegen ihn.

Dann kam der Sonntag und das Spiel gegen die New York Giants. Erster Drive, Murray bekommt den Ball mit dem Quarterback under Center. Endlich durfte er einfach geradeaus laufen - und 54 explosive Yards später stand er in der Endzone.

Ein Moment, den sich Murray (und Kelly-Kritiker) einrahmen können. Nicht verschweigen sollte man allerdings Murrays Endbilanz: Zwölf Laufversuche, 69 Yards. Und schon konnte sich Chip wenigstens wieder ein bisschen besser fühlen.

Das Fragezeichen der Woche: Die New England Patriots. Was genau Bill Belichick am Sonntag vor hatte, es wird wohl sein Geheimnis bleiben. Klar ist: Tom Brady sollte hinter einer angeschlagenen Offensive Line gegen Miamis Pass-Rush möglichst wenig Zeit mit dem Ball in der Hand verbringen. Die Folge waren lediglich 134 Passing-Yards, von denen 112 nach dem Catch zustande kamen.

Fast jeder Pass war ein kurzer Wurf zum Running Back, trotzdem brachte Brady nur zwölf von 21 Pässen an den Mitspieler - und steckte mehrere harte Hits ein. Dabei erlitt er gar eine, mutmaßlich nur leichte, Knöchelverletzung.

New England hatte letztlich mehr Rushing- (27) als Passing-Versuche (25) und verlor das Spiel sowie den Top-Seed in der AFC. Bradys fünf Pass-Versuche in der ersten Halbzeit bedeuteten einen neuen persönlichen Tiefstwert als NFL-Starter. Angesichts dieses Game Plans muss man sich schon fragen, ob es nicht geschickter gewesen wäre, Brady von Beginn an einfach draußen zu lassen.

Der Hit der Woche: Dan Carpenter. Der Extra-Punkt nach dem Touchdown ist seit dieser Saison kein Selbstläufer mehr. So manch ein Kicker hat das in dieser Saison schon am eigenen Leib erfahren, das gilt insbesondere für Buffalos Dan Carpenter.

Der verfehlte gegen die Jets am Sonntag schon seinen sechsten (!) Extra-Punkt in dieser Spielzeit - und war anschließend alles andere als erfreut. Immerhin ließ er seinen Frust aber an sich selbst aus, wenngleich er dabei eine wichtige Regel vergaß: Niemals mit dem eigenen Helm anlegen!

Der Star der Woche: J.J. Watt. Jeder Stimmberechtigte, der sich vor Week 17 noch nicht endgültig entschieden hatte, an wen seine Stimme für den Defense-Spieler des Jahres geht: Spätestens jetzt sollte alles klar sein. J.J. Watt zerstörte die O-Line der Jaguars fast im Alleingang. Drei Sacks, ein Forced Fumble und eine Fumble-Recovery standen unter anderem am Ende auf seinem Arbeitsnachweis. Die insgesamt acht Sacks der Texans am Sonntag waren ein Franchise-Rekord.

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Watt sicherte sich mit seiner Gala den Sack-Titel und mutmaßlich auch den Titel zum Defensivspieler des Jahres. Nur er und der große Reggie White haben jetzt in ihren ersten fünf Jahren in der NFL drei Spielzeiten mit mindestens 15 Sacks auf dem Konto.

"Es war wundervoll", grinste Watt, erstmals seit seinem Handbruch wieder ohne Schiene auf dem Platz, anschließend: "Ich glaube, das heute war auch ein bisschen eine Erinnerung daran, wie es ist, wenn ich beide Hände benutzen kann. Es hat sich toll angefühlt."

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