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"Saison mir so nicht vorgestellt"

SID
Björn Werner hat auch in der Off-Season ein volles Programm zu absolvieren
© getty

Die Saison ist für die Indianapolis Colts beendet - höchste Zeit für Björn Werner, ein Fazit zu ziehen. Der Pass-Rusher berichtet von einer für ihn ungewohnten Erfahrung und gewährt Einblicke in seine Off-Season-Routine. Urlaub ist längst noch nicht angesagt, seine eigene Zukunft bleibt derweil vorerst ungewiss.

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Liebe SPOX-Community, liebe Football-Fans,

Meine letzte Kolumne ist ja schon eine Weile her, ich weiß gar nicht, wo genau ich bei meinem Saison-Fazit anfangen soll. Vielleicht mit dem Positiven: Obwohl wir eine Saison hatten, die so sicher niemand wollte und in der wir verletzungsbedingt zum Teil unseren fünften Quarterback aufbieten mussten, hatten wir bis ganz zum Schluss noch eine kleine Chance, die Division zu gewinnen und in die Playoffs einzuziehen.

Leider hat das dafür am Ende nicht ganz gereicht, aber bei uns im Team betrachtet es deshalb niemand als ein schlechtes Jahr: Die vielen Verletzungen haben uns eben nicht wirklich geholfen. Wir haben die Saison trotzdem immerhin noch mit acht Siegen beendet, was sich so manches Team wünschen würde, das durchgehend mit seinem ersten Quarterback spielt.

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Aber manchmal ist das in der NFL eben so. In meinen ersten beiden Jahren waren wir ja in den Playoffs, das ist jetzt für mich also das erste Jahr, in dem ich sozusagen früher "Schluss" habe.

Urlaub? Mitnichten!

Allerdings heißt das nicht, dass bei mir jetzt Urlaub angesagt ist. Ich bin bereits mit meiner Familie nach Florida gefahren und werde hier auch für eine Weile bleiben, um zu trainieren. Gerade in den wärmeren Staaten der USA gibt es überall Trainingseinrichtungen, in die NFL-Spieler gehen, um in Form zu bleiben. Hier haben sie einfach alles: Vom Ernährungsberater über das richtige Essen, Trainingsgeräte, bis hin zu den Coaches und den Anlagen.

Der Hintergrund: Die offiziellen Trainingslager der Teams fangen erst Mitte April an, bis dahin ist jeder Spieler so ein bisschen auf sich alleine gestellt und man muss natürlich auch in der Off-Season an sich arbeiten. Die Spieler eines Teams verteilen sich in dieser Zeit auch in alle Richtungen, du musst also auf deine eigene Art und Weise trainieren und regenerieren. Das heißt: Wieder Energie tanken nach der Saison und gleichzeitig fit werden für die kommende Spielzeit.

Ungewissheit über die Zukunft

Ich will allerdings auch über mein eigene Situation sprechen. Für mich persönlich war es, ohne zu politisch werden zu wollen, ein sehr frustrierendes Jahr. Ich habe wenig gespielt und mir die Saison so nicht vorgestellt - kein Sportler stellt sich eine Spielzeit so vor. Es wurden Entscheidungen getroffen, die ich selbst natürlich nicht verstehen kann.

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Oft weiß man selbst auch gar nicht, warum bestimmte Dinge passieren und bestimmte Entscheidungen auf die eine oder andere Art und Weise gefällt werden. Das ist eben das NFL-Business. Dir wird gesagt, dass du spielst oder dir wird gesagt, dass du nicht spielst. Ich kann nur jeden Tag hart trainieren und hoffen, dass ich spielen kann.

Viele Außenstehende denken ja häufig, dass die Spieler dabei über alles Bescheid wissen. Immerhin sind sie auch diejenigen, die direkt betroffen sind. Allerdings ist die NFL ein Geschäft und wenn es eine Entscheidung gibt, dann wird das Team es mich wissen lassen. Mein Vertrag bei den Colts läuft noch bis einschließlich der kommenden Saison, eine Garantie ist das jedoch nicht. Ich gehe aber aktuell davon aus, auch nächste Saison bei den Colts zu sein. Und wenn es nach mir ginge gerne auch für die nächsten fünf Jahre. Doch in jeder Off-Season überlegen die Verantwortlichen, welche Spieler sie haben wollen und welche sie nicht haben wollen. Das ist nun mal das Business, das gehört dazu.

Bachelor, Training, Familie - volles Programm

Davon lasse ich mich aber nicht runterziehen und kann euch sagen: Bei mir ist trotzdem alles super. Ich trainiere gut und ich absolviere Online-Kurse, um meinen Bachelor-Abschluss weiter voran zu treiben. Außerdem genieße ich natürlich auch die Zeit mit meiner Familie, was während der Saison häufig zu kurz kommt. So sehen die jetzt die kommenden Wochen bei mir aus.

Während der Off-Season würde ich darüber hinaus auch gerne mal wieder nach Deutschland kommen, um hier meine Familie und meine Freunde zu besuchen. Aktuell warte ich allerdings auf meine Ausreiseerlaubnis. Mir wurde jetzt inzwischen die Greencard genehmigt, aber der ganze Prozess drum herum dauert sehr lange. Deshalb muss ich vorerst noch warten, bis ich wieder verreisen darf.

Genießt die Super-Bowl-Party!

Aktuell ist hier ja aber ohnehin die spannendste Zeit des Jahres: Die Playoffs! Ganz Amerika schaut zu, wenn die NFL-Postseason läuft, und wir Spieler sind da keine Ausnahme.

Innerhalb der NFL kennt man sich, jeder kennt auch die anderen Teams. Da wollen wir natürlich auch zuschauen, diese Partien will niemand verpassen - und wir hatten jetzt ja schon einige tolle Duelle in den Playoffs!

Die Werner-Kolumne: "Bin der klassische deutsche Touri!"

Das will ich euch Fans auch mitgeben: Genießt die Postseason, habt einfach eine schöne Zeit und genießt den Super Bowl! Das sind wirklich tolle Teams, die jetzt um den Titel spielen. Und dann wünsche ich euch allen natürlich auch viel Spaß bei den tollen Partys und beim Public-Viewing in der Super-Bowl-Nacht!

Bis Bald!

Euer Björn

Björn Werner, geboren am 30. August 1990 in Berlin, wurde im NFL-Draft 2013 in der 1. Runde mit dem 24. Pick von den Indianapolis Colts gezogen. 2015 ist für den Defensive End, der am College für die Florida State Seminoles spielte, die dritte NFL-Saison.

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