NFL

Nichts ist unmöglich!

49ers-(Interims-)Quarterback Blaine Gabbert zeigte in Chicago seine Sprinter-Qualitäten
© getty
Cookie-Einstellungen

Der Nussknacker der Woche: Antonio Brown. Warum, Antonio, warum?! Männer auf der ganzen Welt dürften sich emotional an eine jener Sportstunden erinnert gefühlt haben, als der Ball dahin flog, wo er so gar nicht hinfliegen soll. Denn auch Brown flog, wohin (und wie) er so gar nicht hinfliegen sollte.

Als der Receiver der Steelers beim ungefährdeten Sieg über die Colts per Punt-Return-Touchdown für das Sahnehäubchen sorgte, sprang er kurzerhand aus vollem Lauf gegen den Torpfosten. Falls es weh tat, ließ sich Brown immerhin nichts anmerken. Den Refs war die gymnastische Einlage so oder so eine Flagge wert, weil er "den Torpfosten als Requisite" verwendet hatte. Auch eine Art, diese herrlich absurde Szene zu beschreiben.

Das Play der Woche: Green Bays Hail Mary. Aaron Rodgers sprach vom "verrücktesten Spiel meines Lebens und das beste seit dem Super Bowl". Namensvetter und Packers-TE Richard Rodgers gab anschließend zu, dass er "eigentlich blocken sollte" und jedem einzelnen Lions-Spieler war der Schreck ins Gesicht geschrieben.

Was war gerade passiert? Die Packers hatten einen 0:20-Rückstand gegen Detroit nicht nur aufgeholt - sie hatten es auf die spektakulärste Art und Weise gedreht. Das Spiel war eigentlich schon beendet, die Uhr runter gelaufen. Doch eine zweifelhafte Facemask-Strafe gab Green Bay eine weitere Chance und der Ausgang dürfte inzwischen bekannt sein: Rodgers fand Rodgers per Hail Mary mit einem Pass, der eigentlich für Davante Adams gedacht war. Ein unfassbares Finish!

Die NFL-Grundlagen-Übersicht: Offenses, Defenses und vieles mehr erklärt

Aber, bei allem Mitleid für die Lions, was sich Detroit auf der anderen Seite bei jenem letzten Spielzug gedacht hatte, bleibt wohl das Geheimnis von Coach Jim Caldwell. Kein Eric Ebron, kein Calvin Johnson in der Endzone, um einen hohen Pass zu fangen? Kein Ziggy Ansah, um Rodgers unter Druck zu setzen? Muss man als neutraler Beobachter nicht verstehen, sollte Caldwell aber besser erklären können.

Die Konstante der Woche: Matt Schaub. Armer, armer Matt Schaub - er kann es einfach nicht lassen. Während der Pleite gegen Miami warf Baltimores Backup-Quarterback den nunmehr fünften (!) Pick Six in seinen letzten sechs Start-Einsätzen.

NFL-Spiele bald in Deutschland? "Je eher, je lieber!

Eine weitere Interception, die zum Touchdown zurück getragen wird, für den Vertreter des verletzten Joe Flacco in der kommenden Woche, und er würde seinen eigenen unrühmlichen NFL-Rekord einstellen.

So manch einer dürfte im kollektiven Schaub-Kopfschütteln sogar übersehen haben, dass Philip Rivers seines Zeichens am Sonntag seinen fünften Pick Six in der laufenden Saison geworfen hat. Genauso in Vergessenheit ist wohl geraten, dass Schaub vor drei Jahren noch im Pro Bowl war...

Das Zitat der Woche: Jameis Winston. Wer kennt sie nicht, diese Geschichte über den großen Joe Montana? Im Super Bowl gegen die Bengals lagen die 49ers mit drei Punkten zurück, als Joe Cool 3:20 Minuten vor dem Ende eine gewisse Unruhe im Huddle bemerkte. Während einer Werbepause entdeckte Joe Cool dann Schauspieler John Candy auf den Zuschauerrängen - und fragte kurzerhand in die Runde: "Da, bei diesem Ausgang, ist das nicht John Candy?"

Wenn der Quarterback eine derartige Gelassenheit ausstrahlt, kann sich das auf die komplette Offense übertragen, und auch wenn die Bühne ungleich kleiner war: Buccaneers-Rookie-QB Jameis Winston zeigte gegen die Falcons am Sonntag kurz vor Schluss einen Hauch dieser legendären Coolness. "Ich gehe in den Huddle, wir sind schon lange auf dem Feld. Alle sind müde. Also grinse ich und frage einfach: 'Wer will einen Touchdown?' Mike sagte sofort: 'Ich, ich, ich!' Und ich habe gesagt: 'Okay, du bekommst ihn.' So war es", berichtete Winston nach dem Spiel.

Beim nächsten Play bediente der Youngster dann tatsächlich eben jenen Mike Evans zum Game-Winning-Touchdown. Gleiches wie bei Mariota gilt auch hier: Der junge Quarterback gibt einer Franchise viel Hoffnung und rechtfertigt die Vorschusslorbeeren.

Kurz vor dem Karriereende steht...Mike Pettine, zumindest in seiner Rolle als Head Coach der Cleveland Browns. In der Offseason war in Cleveland von einer klaren Philosophie die Rede: Das Running Game und die Defense sollten das Team tragen. Pettine, seines Zeichens ein komplett defensiv geprägter Coach, wurde mit dem (primären) Auftrag geholt, gerade defensiv aufzuräumen.

Die Realität aber passt so gar nicht zu all den großen Vorsätzen, und das nicht nur, weil die Browns gegen Cincinnati komplett chancenlos mit 3:37 untergingen. Vielmehr lassen nur die Saints mehr Yards pro gegnerischem Play zu als Cleveland, die Browns sind in der Run- genau wie in der Pass-Defense ein einziges Desaster und offensiv das schlechteste Rushing-Team der Liga.

Der Week-12-Hangover: Selbstzerstörung, wohin man schaut

Zu allem Überfluss verhinderte Johnny Manziel mit einer Party-Nacht und anschließend vermeintlichen Falschaussagen gegenüber den Verantwortlichen dann noch, dass Cleveland zumindest seinen jungen Quarterback für den Rest der Saison testet - jedenfalls vorerst.

Denn nachdem Pettine ihn noch öffentlich zur Nummer drei demontiert und von seiner tiefen Enttäuschung gesprochen hatte, hielt die Degradierung offenbar keine zwei Wochen: Berichten zufolge soll Manziel schon am kommenden Wochenende wieder auf dem Platz stehen. Ob Verzweiflung von Pettine oder eine von oberster Ebene angeordnete Rückkehr zu Johnny Football - es lässt wenig Gutes für Pettines Zukunft in Cleveland erahnen.

Seite 1: Gabbert schockt, die Kicker versagen, und: Alles kann, nichts muss!

Seite 2: Brown und der Pfosten, die eine Konstante und Winston macht auf Montana

Der Schedule: Week 13 im Überblick

Artikel und Videos zum Thema