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Steelers zerlegen harmlose Colts

Antonio Brown und die Steelers-Offense waren nicht zu bremsen
© getty

Die Indianapolis Colts (6-6) haben die Chance verpasst, sich in der eigenen Division abzusetzen. Bei den Pittsburgh Steelers (7-5) setzte es eine klare 10:45-Niederlage, Indy hatte der explosiven Steelers-Offense wenig entgegen zu setzen. Auch Backup-Quarterback Matt Hasselbeck bekam deutlich die Grenzen aufgezeigt, Pittsburgh war mindestens eine Nummer zu groß.

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Zu allem Überfluss musste Hasselbeck (16/26, 169 YDS, TD, 2 INTs) kurz vor Schluss noch verletzt raus, zuvor hatte er große Probleme mit der aggressiven Steelers-Defense offenbart. Dabei half es wenig, dass vom eigenen Running Game (18 ATT, 53 YDS) über große Teile des Spiels kaum Unterstützung kam.

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Ganz anders dagegen das Bild beim Gegner: Ben Roethlisberger (24/39, 364 YDS, 4 TDs) spielte eine fehlerfreie Partie und zerlegte die Colts-Defense, wie er wollte. Dabei profitierte er von einem herausragenden Antonio Brown (8 REC, 118 YDS, 2 TDs), verteilte den Ball aber auch gut - insgesamt sechs verschiedene Spieler fingen Pässe. Dazu kam ein weiterer guter Auftritt von DeAngelo Williams (26 CAR, 134 YDS).

Pittsburghs Offense lief so schnell heiß, auch wenn das Spiel kurios begann: Gleich drei Turnover gab es in den ersten drei Spielminuten. Doch auch die frühen Geschenke konnten die Colts nicht nutzen und so bleibt es in der AFC South eng. Pittsburgh verteidigte mit dem Sieg seinen Platz im AFC-Wildcard-Rennen.

Die Stimmen:

Mike Tomlin (Head Coach Steelers): "Wir standen unter Druck und haben die richtige Antwort gegeben. Das Team hat insgesamt hart gespielt und als wir ins Rollen kamen, hat sich das Team gegenseitig ergänzt. Pass-Rush und Coverage haben gut zusammengearbeitet. Wir freuen uns darüber, dass wir heute unsere Aufgabe erfüllt haben und freuen uns auf die anstehenden Spiele. Ben war einfach Ben."

Ben Roethlisberger (Steelers-QB): "Die Jungs wachsen. Wir werden alle zusammen besser. Wir wollen bei jedem einzelnen Ballbesitz punkten."

Chuck Pagano (Head Coach Colts): "Natürlich sind wir alle enttäuscht. Die Steelers haben gut gespielt und uns eine Abreibung verpasst. Wir hatten früh im Spiel Chancen um zu punkten und haben die liegen gelassen. Offensiv sind wir nie ins Rollen gekommen. Wir wurden schlicht und ergreifend klar geschlagen. Wir müssen jetzt schnell wieder nach vorne schauen."

...über die Verletzung von Hasselbeck: "Matt hatte Probleme an der Schulter und am Nacken. Wir werden ihn durchchecken, aber er sollte für das kommende Spiel bereit sein."

Matt Hasselbeck (Colts-QB): "Ich dachte, ich könnte heute viel besser spielen. Hoffentlich können wir daraus lernen und das Spiel schnell abhaken. Ihre Safety-Blitze haben uns früh weh getan und nach den ersten Drives haben sie viele Leute in Coverage gestellt, damit bin ich nicht gut klar gekommen. Ich habe unserer O-Line das Leben da nicht leicht gemacht."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off:
Nach der Niederlage in Seattle sowie den Siegen der New York Jets und der Kansas City Chiefs früher am Sonntag stehen die Steelers unter Druck: Das Wildcard-Rennen in der AFC spitzt sich zu, Pittsburgh braucht den Heimsieg gegen Indianapolis unbedingt. Umso wichtiger, dass neben James Harrison sowie dem angeschlagenen Ben Roethlisberger auch Linebacker Ryan Shazier rechtzeitig fit geworden ist. Tight End Heath Miller dagegen ist nicht dabei.

Die Colts auf der anderen Seite müssen nach wie vor ohne Andrew Luck auskommen, der 40-jährige Matt Hasselbeck springt erneut ein - und will seine bislang weiße Weste (vier Starts, vier Siege in dieser Saison) verteidigen. Allerdings muss er dabei ohne Tackle Anthony Castonzo, Guard Hugh Thornton und Receiver Phillip Dorsett auskommen. Defensiv fällt Linebacker Jerrell Freeman aus. Gleichzeitig ist es aber für die Colts auch eine große Chance: Durch die Pleiten der Texans und der Jaguars könnte Indianapolis in der AFC South seine Pole Position festigen.

5.: Was ein Auftakt: Pittsburghs Jacoby Jones trägt den Ball nach dem Kickoff aus der Endzone - und die Colts schlagen dem Return-Man das Ei aus der Hand! Indianapolis beginnt seinen Drive somit tief in der Red Zone, aber wer jetzt frühe Punkte erwartet, sieht sich getäuscht: Hasselbeck will den Touchdown bei Third Down erzwingen und wirft das Ei in die Hände von Linebacker Jarvis Jones, der nächste Turnover! Doch damit nicht genug: Zwei Minuten später verliert DeAngelo Williams den Ball, dieses Mal gelingt Indy zumindest ein Field Goal. Einmal durchatmen, bitte. 3:0 Colts.

22.: Pittsburgh gleicht per Field Goal aus, doch die Turnover-Party geht weiter: Hasselbecks Pass wird von William Gay abgefälscht und Brandon Boykin schnappt spektakulär zu. Der vierte Takeaway im ersten Viertel! Die Steelers erhöhen nochmals aus 51 Yards. Im Gegenzug erwischt Hasselbeck die Defense, die einen schnellen Slant erwartet, mit einem weiten Pass auf Andre Johnson. In der Red Zone hält die Pass Protection dann herausragend Stand und Hasselbeck findet Frank Gore zum kurzen Touchdown. 10:6 Colts.

26.: Doch Pittsburgh antwortet noch vor der Pause: Big Ben treibt die Offense mit mehreren Big Plays das Feld runter und in der Endzone schlägt Antonio Brown Vontae Davis im direkten Eins-gegen-Eins - Touchdown! Die Steelers gehen anschließend einmal mehr auf die 2-Point-Conversion, und das mit Erfolg. Es ist die siebte gelungene 2-Point-Conversion für Pittsburgh in dieser Saison, ein neuer Rekord! Indys Offense dagegen hat jetzt überhaupt keinen Rhythmus mehr und so bekommt Pittsburgh, das den Ball bei einem weiteren Jones-Fumbles zurückholen kann, das Ei schnell zurück. Wenige Big Plays später fängt Markus Wheaton den 5-Yard-TD. 21:10 Steelers.

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33.: Und die Steelers halten den Fuß auf dem Gas: Nach einem schnellen Three-and-Out der Colts schlägt Martavis Bryant Gegenspieler Greg Toler ohne Probleme. 68 Yards später steht er in der Endzone und die Colts spätestens jetzt endgültig mit dem Rücken zur Wand. 28:10 Steelers.

46.: Pittsburgh vergibt zwar einen Field-Goal-Versuch, doch von Indianapolis kommt längst gar nichts mehr. So ziehen Big Ben und Co. nochmals das Tempo an, Brown fängt, kurz nach einem weiteren langen Wurf von Roethlisberger, den 4-Yard-TD-Pass. 35:10 Steelers.

56.: Und Indy antwortet mit einem weiteren Turnover: Hasselbeck verliert den Ball beim Sack an James Harrison, Pittsburgh schlägt per Field Goal Kapital daraus. Wenig später muss Hasselbeck, der merklich mitgenommen ist, raus und es folgt auch mit Ersatzmann Charlie Whitehurst ein weiterer Punt. Den trägt Brown, der jetzt für Jones ran darf, zurück in die Endzone - und springt zum Jubel mal eben mit voller Wucht gegen den Torpfosten. 45:10 Steelers.

Der Star des Spiels: Ben Roethlisberger. Wenn diese Steelers-Offense ins Rollen kommt, ist sie die vielleicht spektakulärste der Liga. Tolle Receiver hin oder her, all das beginnt bei Big Ben: Roethlisbergers weite Pässe sind eine Augenweide und auch gegen die Colts brachte er sie immer wieder perfekt an den Mann. Pittsburghs Quarterback dominierte Spiel und Gegner fast nach Belieben und man hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als könnte Indianapolis' Defense dieses Passing Game heute stoppen. Ebenfalls stark: Antonio Brown, den die Colts nie in den Griff bekamen, sowie (zum wiederholten Male) Pittsburghs Offensive Line.

Der Flop des Spiels: Matt Hasselbeck. Ja, Hasselbeck war bislang ein guter Ersatzmann für den verletzten Andrew Luck - mehr aber eben auch nicht, und das dürfte heute auch jedem Skeptiker klar geworden sein. Pittsburgh limitierte die Offense, indem sie Hasselbeck konstant unter Druck setzte und die Receiver aggressiv deckte. So war von Beginn an viel Sand im Getriebe und dem 40-Jährigen fehlten schlicht die Mittel, um das zu kontern. Nicht unerwähnt bleiben sollte hier aber natürlich Jacoby Jones: Pittsburghs Return-Man setzt seine Horror-Saison auch nach dem Weggang aus San Diego fort und könnte im Laufe der Woche einmal mehr auf dem Markt sein.

Two-Minute-Warning: "Downtown Antonio Brown die beste Offensiv-Waffe der Liga"

Das fiel auf:

  • Die Steelers versuchten anfangs noch, mit einigen kurzen bis mittellangen Pässen ins Spiel rein zu kommen. Doch schon früh in der ersten Hälfte verlagerte sich Pittsburgh wieder auf die Big Plays, die diese Passing-Offense so stark machen. Die Colts-Secondary konnte in Man Coverage überhaupt nicht mithalten und musste andauernd Kompromisse eingehen. Darunter litt die Defense als Ganzes.
  • Ein wichtiger Bestandteil dabei: Antonio Brown, der in der Vorwoche gegen Richard Sherman seine liebe Mühe hatte, entschied das Duell mit Indianapolis' Top-Cornerback Vontae Davis klar für sich. In einer gut ausbalancierten Offense stach er neben Roethlisberger heraus.

  • Pittsburgh schaffte es defensiv, mit guter Coverage die schnellen Pässe von Hasselbeck massiv zu stören - bislang die wichtigste Waffe des Routiniers. Die Konsequenz: Hasselbeck musste den Ball die ein bis zwei kritischen Sekunden länger in der Hand halten und so erwischte ihn der Pass-Rush häufig. Mit den weiten Pässen hatte der Luck-Vertreter weitestgehend große Probleme, seine Receiver halfen ihm aber auch nicht wirklich.
  • So wurde Indianapolis' Offense berechenbar, auch weil vom Running Game gegen eine aggressive, schnelle Steelers-Front viel zu wenig kam. Pittsburgh hatte folgerichtig über den Großteil des Spiels keine Probleme damit, die Offense der Gäste zu stoppen. Für wenige Lichtblicke sorgte in der zweiten Hälfte noch Frank Gore mit einigen wenigen explosiven Runs.
  • Big Ben und Co. auf der anderen Seite konnte offensiv machen, was sie wollten. Die Steelers dominierten mit ihrer zu jedem Zeitpunkt brandgefährlich Passing-Offense, konnten aber in der zweiten Hälfte auch problemlos mit dem eigenen Running Game an der Uhr drehen. Damit zwangen die Steelers Indy gleichzeitig dazu, in der Secondary wieder verstärkt auf Manndeckung zu setzen - was Roethlisberger weitere Big Plays ermöglichte.
  • Ebenfalls erwähnenswert: Steelers-Coach Mike Tomlin kündigte schon zur Halbzeitpause an, dass Return-Man Jacoby Jones nach seinen beiden Fumbles im weiteren Verlauf des Spiels nicht mehr zum Einsatz kommen würde. Es käme kaum überraschend, wenn Jones seinen Job schon am Montag verlieren würde.
  • Zum Abschluss ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher: Das letzte Spiel, in dem es drei Turnover innerhalb der ersten drei Spielminuten gab, war Week 3 im Jahr 2004. Es war Ben Roethlisbergers erster NFL-Start.

Der Schedule: Week 13 im Überblick

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