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Starker Edebali reicht Saints nicht

Kasim Edebali (r.) reißt Matt Stafford zu Boden: Gleich zwei Sacks verbuchte der Deutsche
© imago

Die Detroit Lions (5-9) haben das Monday Night Game bei den New Orleans Saints (5-9) mit 35:27 (BOXSCORE) gewonnen und damit den Rekordtag von Drew Brees verdorben. Obwohl der Saints-Quarterback gleich mehrere Bestmarken aufstellte, fiel sein Team früh zurück und machte es erst in der Schlussphase noch einmal spannend. Überzeugen konnte bei New Orleans der deutsche Linebacker Kasim Edebali, der sein bestes NFL-Spiel ablieferte.

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Nach schwacher Anfangsphase lagen die Saints, sonst bei Primetime-Spielen vor eigenem Publikum eine Macht, schon im zweiten Viertel mit 3:21 zurück und verbauten sich vor der Pause mit gleich mehreren dummen Fehlern die Chance darauf, den Rückstand zu verkürzen. Erst nach fast 40 Minuten wachte die Offense unter der Führung von Brees auf, verkürzte mehrfach und hatte aufgrund eines verschossenen Field Goals der Lions sogar noch die Chance auf einen Hail Mary-Pass zum Ausgleich.

Während Brees (34/52, 341 YDS, 3 TDs) als erster Quarterback zum zehnten Mal in Folge eine 4.000-Yard-Saison schaffte und als vierter QB die 60.000 Yards knackte, war ihm an diesem Tag Lions-Quarterback Matt Stafford (22/25, 254 YDS, 3 TDs) überlegen - er hatte allerdings auch eine starke Unterstützung durch das Running Game (23 CAR, 150 YDS). Bester Mann der Saints-Defense war Edebali mit gleich zwei Sacks - Nummer vier und fünf der Saison - und insgesamt fünf Tackles.

Beide Teams hatten schon vor dem Beginn der Partie alle Hoffnungen auf die Playoffs begraben müssen. Die Lions empfangen am nächsten Sonntag zum letzten Heimspiel der Saison die San Francisco 49ers (4-10). Für die Saints geht es, ebenfalls vor eigenem Publikum, gegen die Jacksonville Jaguars (5-9).

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Die Reaktionen:

Golden Tate (Wide Receiver Lions): "Ich bin nur froh, dass ich keine gebrochenen Finger davongetragen habe. Dieser Typ [Matt Stafford] hat richtig Dampf hinter seinen Pässen!"

Sean Payton (Coach Saints) über das vierte Timeout der Lions: "Dafür habe ich keine Erklärung bekommen."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die Playoffs sind außer Reichweite, trotzdem können sich die Fans im Superdome von New Orleans auf ein Spektakel freuen - zumindest, wenn die Vergangenheit ein Indiz ist: 16 der letzten 17 Primetime-Auftritte zu Hause konnten die Saints gewinnen. Außerdem könnte Quarterback Drew Brees Geschichte schreiben: Ihm fehlen 206 Yards, um als erster QB überhaupt in zehn Spielzeiten in Serie die 4.000-Yard-Marke zu knacken. Die Chancen stehen gut, dass ihm das schon diesmal gelingt: Schon elfmal gelangen ihm 300 Yards in einem Monday Night Game - auch das ist Rekord. In seiner Defense soll es unter anderem der Deutsche Outside Linebacker Kasim Edebali richten.

Die Lions haben ebenfalls einen Superstar mit einem Ziel vor Augen aufzubieten: Lions-Receiver Calvin "Megatron" Johnson fehlen 19 Yards, um seine sechste Spielzeit am Stück mit 1.000 Receiving Yards zu feiern. Angesichts der guten Form seines Quarterbacks sollte das ebenfalls gelingen. Nennenswerte Ausfälle haben sie nicht zu beklagen, Tight End Eric Ebron wurde rechtzeitig wieder fit.

8.: Untypisch! Die Teams starten mit drei Punts am Stück, bevor überhaupt ein First Down verzeichnet werden kann. Dann läuft es aber bei den Gästen, auch dank eines schlechten Punts von Thomas Morstead. Ein toller 19-Yard-Catch von Calvin Johnson - mit anschließender Strafe gegen Bewacher Brandon Browner - bringt sie ganz nah an die Endzone, dann findet Stafford Golden Tate, der locker durchmarschiert. Touchdown, 7:0 Lions!

26.: Jetzt sieht es hier nach Blowout aus - für die Gäste: Ein 45-Yard-Catch von Ebron bereitet den zweiten Touchdown vor, diesmal ist es Fullback Michael Burton. Und im Drive danach sind die Lions wieder nicht zu stoppen. Wieder ist es Golden Tate. Die Saints schafften bisher nur ein Field Goal, und bangen auch noch um Drew Brees, der sich am Fuß verletzt hat. Er macht weiter, scheint aber etwas zu humpeln. 21:3 Lions.

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30.: Eine derart kuriose Schlussphase hat es schon lange nicht mehr gegeben! Eine Minute vor der Pause fängt Brandin Cooks einen wunderbaren Ball von Brees an der 1-Yard-Linie. Und dann geht alles schief. Tight End Michael Hoomanawanui kommt nicht über die Linie. Dann ist Running Back Tim Hightower über der Linie, aber ein Teamkollege kassiert eine überflüssige 5-Yard-Strafe. Hightower zwei weitere Male - nein, er wird gestoppt. Saints-Coach Sean Payton geht auf's Ganze: Er lässt die Uhr fast ganz herunterlaufen und spielt dann den vierten Versuch aus. Touchdown von Brees auf Colston - aber nein, ein Lineman hatte sich zu weit nach vorn gewagt - bei einem Pass Play nicht erlaubt. Nächste Strafe gegen die Saints - und die Halbzeit ist vorbei. 21:3.

40.: Die Lions kommen aus der Kabine, bekommen als erstes Team den Ball - und es wird schon wieder ein Touchdown! Diesmal macht es Running Back Ameer Abdullah aus 15 Yards. Die Saints-Fans sind mittlerweile völlig konsterniert. Jetzt kann nur noch Brees helfen, und der lässt sich von seinem lädierten Fuß nicht aufhalten. Fünf Pässe, fünf Catches, fast 70 Yards, und dann gelingt Cooks der erste Touchdown der Hausherren. Und Edebali hat schon zwei Sacks auf dem Konto! Geht da noch was? 28:10 Lions.

50.: Und plötzlich rockt der Superdome wieder! Die Defense der Lions ist platt, verhindert aber mit letzter Kraft einen weiteren Touchdown der Saints. Also nur ein Field Goal - und ein Play später lässt Abdullah den Ball fallen! Fumble, die Saints sichern ihn! Brees sagt danke und findet Colston! Zum 72. Mal legt er seinem Receiver damit einen Touchdown auf, das ist Top 5 All Time! Man ist wieder dran, es bleibt genug Zeit! 28:20 Detroit.

60.: Das war's. Mit einem fantastischen Drive legt Stafford erneut per Touchdown vor, hat dabei aber Glück, dass ein Fumble von Joique Bell vom Mitspieler gesichert wird. Brees verkürzt zwar prompt, aber es sind keine zwei Minuten mehr zu spielen und der Onside Kick landet in den Armen von Calvin Johnson. Das Field Goal zum Sieg geht dann zwar daneben, trotzdem ist das Ding durch. 35:27 Detroit.

Der Star des Spiels: Matt Stafford. Drew Brees hat die Rekorde, aber Stafford hat den Sieg - und auch die bessere Leistung an diesem Abend. Schon seine erste Halbzeit war eine Augenweise: Zwölf seiner 13 Pässe kamen an, drei Touchdowns, ein Passer Rating von 151.8 - mehr geht fast nicht. Auch wenn es kurioserweise mit Calvin Johnson nicht so lief: Mit den übrigen Passfängern verstand er sich blind. Dazu bewies er gleich mehrfach bei Third Downs einen starken Arm und ein genaues Auge.

Der Flop des Spiels: Die Saints-Defense. Es sollte doch eigentlich aufwärts gehen in der Defense, nachdem man überraschend gegen die Buccaneers gewonnen hatte. Doch so gewinnt man keinen Blumentopf. Stafford konnte glänzen, seine Receiver wurden allein gelassen und schlecht getackelt, und auch gegen das Running Game hatte man kein Rezept.

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Das fiel auf:

  • Als sich die Saints kurz vor der Pause das Leben gleich mehrfach selbst schwer machten, hatten auch die Lions einen peinlichen Moment zu bieten. Obwohl sie keine Timeouts mehr hatten, nahmen sie ein Timeout - was von den Referees auch gewährt wurde, bevor diese ihren Fehler bemerkten. Sind keine Timeouts mehr vorhanden, haben die Referees die Coaches in einem solchen Fall zu ignorieren. Eine Strafe für die Lions - wie etwa ein Freiwurf für den Gegner beim Basketball - gab es aber nicht.
  • Es wird immer schwerer, die Rekorde von Drew Brees noch übersichtlich aufzureihen: Der 36-Jährige steht nun bei 424 Touchdowns - Platz vier der ewigen Bestenliste - und hätte sogar noch Chancen auf die Bestmarke von Peyton Manning (539), wenn er in diesem Tempo weitermacht. Ähnlich sieht es in Sachen Yards aus (Manning: 71,871). In einigen Bereichen hat er Manning bereits überflügelt: Zehn Spielzeiten in Serie mit 4.000 Yards schaffte der nicht, zudem war es gegen die Lions Brees' 94. Spiel mit mindestens 300 Passing Yards. Manning steht bei 93. Und: 53 Heimspiele am Stück mit mindestens einem Touchdown sind ebenfalls NFL-Rekord.

  • Als hätte man es gemalt: Calvin Johnson fehlten 19 Yards zur 1.000-Yard-Saison - und die schnappte er sich mit einem einzigen Catch im ersten Viertel. Danach war "Megatron" oft nur als Lockvogel aktiv: Die Saints doppelten ihn immer wieder und hatten so nicht genug Manpower gegen Tate, Ebron und Co. Beim Onside Kick bewies sich Johnson dann ganz sicher - und war auch in der Hail-Mary-Situation kurz vor Schluss in der Endzone als ultimative Waffe aufgeboten.
  • Die Lions sind in der Offensive unter der Ägide von Jim Bob Cooter, der erst vor einigen Wochen das Ruder übernahm, ein clevereres Team geworden. Nicht alles konzentriert sich auf Johnson (neun Receiver an diesem Abend), die Running Backs sind aus dem Backfield als Passfänger extrem gefährlich, und im Route-Running haben sie sich ebenfalls stark verbessert. Die Saints wurden immer wieder dadurch frustriert, dass sich die Routen der Receiver überschnitten und diese so füreinander "blockten". Diese "Pick Plays" sind eigentlich verboten - wenn man sie jedoch in einer gewissen Grauzone umsetzt, schlicht und ergreifend nicht zu verteidigen.
  • Eine gute Defense kann man den Lions nicht unbedingt zuschreiben, aber sie haben immerhin eine gewisse Anzahl an Playmakern. In der Front Seven sind das Haloti Ngata und Ziggy Ansah, die das Running Game der Saints (69 Yards) weitestgehend kaltstellten, auch wenn sich Ansah in der ersten Halbzeit krank meldete und so als Pass Rusher nicht ins Gewicht fiel. In der Secondary mausert sich Darius Slay immer weiter zum Star: Der 24-Jährige fiel gleich mehrfach durch richtig gute Coverage auf und forcierte so gerade zu Beginn Three-and-outs. Er konnte nicht alles verhindern, ist im Eins-gegen-eins aber ein richtig guter "Number-One-Cornerback".

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