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Jaguars quälen sich zum Heimsieg

Tight End Julius Thomas (l.) gelang der Game-Winning-Touchdown gegen die Titans
© getty

Die Jacksonville Jaguars (4-6) haben ihr Division-Duell mit den Tennessee Titans (2-8) denkbar knapp mit 19:13 für sich entschieden. In einem über weite Strecken offensiv enttäuschenden AFC-South-Matchup brachte ein Punt-Return letztlich die Wende, den Titans fehlten schlicht die Waffen. Doch auch auf die Jaguars wartet noch jede Menge Arbeit.

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Von Anfang an war es ein extrem defensiv geprägtes Spiel, und das galt für beide Seiten. Jaguars-Quarterback Blake Bortles (21/30, 242 YDS, TD, INT, FUM) fand nie wirklich seinen Rhythmus, nur wenige seiner weiten Pass-Versuche kamen bei Allen Robinson an. Bortles' Gegenüber Marcus Mariota (22/35, 231 YDS; 5 ATT, 29 YDS, TD) gelangen in einer personell angeschlagenen Offense ebenfalls kaum Big Plays - darauf hatte er aber auch kaum mal eine Chance, zumal seine O-Line ebenfalls heftig wackelte.

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Stattdessen dominierte Tennessees Front Seven das Spiel über weite Strecken, bis ein Punt-Return, das Big Play der Partie, Jacksonville kurz vor Schluss an die 5-Yard-Line der Gäste brachte und den Game-Winning-Touchdown ermöglichte. Den Rest erledigte dann die Defense der Hausherren. Die Jaguars bleiben damit voll im Rennen um die AFC South, während Tennessee die Playoffs endgültig abhaken muss.

Die Stimmen:

Gus Bradley (Head Coach Jaguars): "Wir müssen uns bei den Fans bedanken, es ist ein tolles Gefühl, beim letzten Drive das Spiel mit der Defense zu gewinnen. Das waren zwei gute Teams, ihre Defense hat uns brutal unter Druck gesetzt. Unser Special Team hat tolle Arbeit geleistet. Es war etwas frustrierend, wie wir in der Red Zone abgeschnitten haben. Aber der Touchdown am Ende war natürlich enorm wichtig für uns."

Blake Bortles (Jaguars-Quarterback): "Ich denke, wir haben vor der Red Zone einige Sachen gut gemacht. In der Red Zone hatten wir ein paar Probleme. Es ist immer schön, ein Spiel zu gewinnen und wir vertrauen unserer Defense voll und ganz. Natürlich willst du als Offense das Spiel gewinnen, aber die Defense war herausragend. Wie schon am vergangenen Wochenende hat sie uns im Spiel gehalten. Es war toll, dass wir noch eine Chance in der Red Zone bekommen haben."

Marcus Mariota (Titans-Quarterback): "Wir hatten am Ende noch eine Chance. Ich hätte den Ball einfach in Richtung Endzone werfen und jemandem so eine Chance geben sollen. Wir waren jetzt in vielen Spielen nah dran, müssen die aber auch zu Ende bringen. Unsere Defense war heute extrem stark. Daraus müssen wir mehr Kapital schlagen. Aber wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen, vor uns liegen noch viele Spiele."

Wesley Woodyard (Titans-Linebacker, über den langen Punt-Return): "Wir haben das Team heute im Stich gelassen. Als Special-Teams-Kapitän nehme ich das auf meine Kappe."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off:
Das Duell der 3-6 Jaguars und der 2-7 Titans hat tatsächlich noch Playoff-Relevanz - die bislang so inkonstante AFC South macht es möglich. Während der Sieger des Week-11-Auftaktspiels also noch auf die Division-Krone schielen darf, muss der Verlierer selbst in dieser Division die Playoffs wohl abhaken. Dabei spannend: Der Vergleich der jungen Quarterbacks Blake Bortles gegen Marcus Mariota.

Vor allem Mariota wird dabei allerdings improvisieren müssen, dem Rookie fehlen mit Kendall Wright und Justin Hunter gleich zwei wichtige Receiver. Auch die Cornerbacks Blidi Wreh-Wilson und Jason McCourty fallen aufseiten der Titans aus. Immerhin: Rookie-RB David Cobb gibt sein Debüt. Besser sind dagegen die Nachrichten aus Jacksonvilles Lazarett: Sowohl Running Back T.J. Yeldon, als auch Receiver Allen Hurns sind rechtzeitig fit geworden.

16.: Ähnlicher Beginn für beide Teams: Beide legen je einen guten Drive sowie einen Drive, der schnell beendet ist, aufs Feld - doch können sich die Offenses jeweils nur bedingt belohnen. Tennessee eröffnet die Partie mit einem 47-Yard-Field-Goal, Jacksonville marschiert daraufhin bis in die Red Zone, kann aber aus 31 Yards ebenfalls nur drei Punkte auf die Anzeigetafel bringen. 3:3.

22.: Tennessee erhöht nochmals per Field Goal - und dann gibt es endlich das erste Big Play: Bortles, statistisch in dieser Saison einer der besten Quarterbacks was First Downs durch Rushing-Versuche angeht, will per Quarterback-Sneak drei neue Versuche erlaufen. Dabei verliert er aber den Ball, der erste Turnover der Partie! Die Titans können damit aber nicht viel anfangen und müssen erneut punten. 6:3 Titans.

30.: Und kurz vor der Pause gibt es endlich auch ein Big Play im Passing Game: Nachdem Tennessee kurz vor der eigenen Endzone punten muss, findet Bortles Robinson mit einem 38-Yard-Pass - und plötzlich steht Jacksonville tief in der Red Zone! Doch die Front Seven der Titans erledigt ihre Aufgabe wieder einmal bravourös und so bleibt den Jags nur das nächste Field Goal. 6:6 zur Halbzeit.

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37.: Es ist und bleibt kein Spiel für offensive Feingeister. Jacksonville kann sich zwar einmal mehr in die Red Zone vortasten, bleibt da mit mehreren Runs in Folge aber viel zu unkreativ und so lässt Tennessee wieder nur ein Field Goal zu. Jacksonville nutzte bei seinen sieben (!) letzten Plays des Drives ein Set mit einem Running Back, einem Receiver und drei Tight Ends. 9:6 Jaguars.

40.: Tennessee riskiert endlich einige weite Pässe und wird prompt mit zwei Pass-Interference-Strafen belohnt. Die Offense steht so an Jacksonvilles 23-Yard-Line, so tief in der gegnerischen Hälfte waren die Gäste das komplette Spiel über noch nicht. Und dann läuft Mariota zum ersten Mal am heutigen Abend los - 23 Yards später springt er spektakulär in die Endzone! Der erste Touchdown des Abends und Mariotas erster TD-Run in der NFL! 13:9 Titans.

57.: Das Special Team - wie sollte es anders sein - macht hier am Ende aber vielleicht den großen Unterschied aus! Tennessee vergibt zunächst einen langen Field-Goal-Versuch, im Gegenzug sucht Bortles Julius Thomas endlich mal in der Red Zone. Der Wurf ist aber viel zu unpräzise, Zach Brown schnappt sich die Interception. Doch kurz vor Schluss puntet Tennessee und Rashad Greene trägt den Ball 63 Yards zurück bis an die 5-Yard-Line, wo Bortles endlich Thomas in der Endzone findet. 16:13 Jaguars!

58.: ...und dann machen sich die Titans das Leben nochmals selbst schwer: Tight End Phillip Supernaw lässt sich kurz darauf das Ei aus der Hand schlagen und so setzt sich eine unrühmliche Serie für Tennessee fort: Es ist bereits der zehnte eigene Turnover im Schlussviertel, trauriger Ligabestwert. Zwar kann Jacksonville die Uhr nicht runter laufen lassen, erhöht aber bei einem kurzen Fourth Down nochmals per Field Goal: 19:13 Jaguars. Das späte Wunder gelingt den Titans anschließend nicht, Jacksonville beendet die Partie mit einem Sack beim letzten Play.

Der Star des Spiels: Tennessees Front Seven und vor allem die Front Four. Während die Titans offensiv von Verletzungen gebeutelt waren, hatte Jacksonville eine ähnliche Entschuldigung nicht zu bieten. Dennoch diktierte und dominierte die Front der Gäste das Geschehen, wenn die Jaguars-Offense auf dem Platz war: Die Titans blitzten nicht häufig, weil sie mit vier Spielern extrem viel Druck erzeugen konnten und so half die Front der eigenen, ebenfalls angeschlagenen, Secondary enorm. In der Red Zone legte Tennessee hier gar nochmals eine Schippe drauf.

Der Flop des Spiels: Blake Bortles. Ja, am Ende steht der Game-Winning-Touchdown-Pass und eine gute Completion Percentage in Bortles Resümee. Aber trotzdem war es ein schwaches Spiel des Jaguars-Quarterbacks. Die weiten Pässe kamen teilweise zu unpräzise, die potentiell kostspielige Interception ging komplett auf seine Kappe. Mit dem Arsenal an Offensiv-Waffen, das Bortles mittlerweile zu seiner Verfügung hat, muss auch gegen eine gute Titans-Defense mehr drin sein als ein einziger Touchdown-Drive - der an der gegnerischen 5-Yard-Line begann.

Das fiel auf:

  • Jacksonville versuchte, wie schon die ganze Saison über, konstant dem Gegner mit Big Plays im Passing-Game weh zu tun. Das Problem: Bortles hatte dafür entweder viel zu wenig Zeit in der Pocket, oder aber er brachte den Wurf schlicht nicht an den Mann.

  • Tennessee hielt, obwohl die Run-Defense schon die ganze Saison über eine der großen Stärken der Jaguars ist, stur am eigenen Running Game fest. Das war nicht immer von Erfolg gekrönt (25 ATT, 104 YDS), aber so konnten die Titans zumindest teilweise die Uhr kontrollieren und zwangen den Gegner dazu, konstant auch das Run Game zu verteidigen.
  • Die Offense der Titans war allerdings ohne Wright und Hunter, wenig überraschend, merklich limitiert. Durch das konstante Running Game konnte Tennessee aber zumindest seine Play-Action-Spielzüge immer wieder einstreuen, dazu kamen Read-Option-Spielzüge mit eingebauter Pass-Option für Mariota. Das gab den Receivern eine Chance, sich frei zu laufen.
  • Jacksonville hatte große Probleme in der Red Zone. Mehrfach stoppte Tennessee die Offense der Hausherren kurz vor der eigenen Goal Line, die Jaguars fielen hier nicht gerade mit kreativem Play-Calling auf. Ebenfalls bemerkenswert dabei war, wie selten Bortles etwas Risiko ging und Julius Thomas eine Chance auf ein Play gab: Der Tight End kam mit der Empfehlung von 27 Red-Zone-Catches und 17 Red-Zone-Touchdowns aus Denver. Vor diesem Spiel stand er hier bei drei Targets, null Catches in dieser Saison. Erst spät in der Partie suchte Bortles Thomas dann endlich mehrfach in der Red Zone, und wurde prompt mit dem Touchdown belohnt.
  • Generell waren es über weite Strecken enttäuschende Vorstellungen beider Offenses - umso mehr aus Sicht der Jaguars, die in Bestbesetzung antreten konnten. Zur Halbzeit stand Tennessee bei 26 Wide-Receiver-Yards, Jacksonville bei derer 82. Ein Lichtblick bei den Jaguars, vor allem in der ersten Hälfte: Running Back Denard Robinson. Die Entscheidung, dem Speedster bei Goal-to-Go aber den Ball mehrfach für Inside Runs zu geben, darf durchaus hinterfragt werden.

Der Schedule: Week 11 im Überblick

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