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Cardinals überstehen Herzschlagfinale

Tyrann Mathieu war im engen Duell mit den Ravens einer der Sieggaranten für die Cardinals
© getty

Die Arizona Cardinals (5-2) haben die Baltimore Ravens (1-6) zum Abschluss von Week 7 zuhause mit 26:18 geschlagen. Das Spiel schien Mitte des Schlussviertels, als Arizona defensiv wie offensiv dominierte, eigentlich schon entschieden - doch die Ravens kämpften sich zurück. So gab es ein packendes Finish, die Cards-Defense hielt aber im letzten Moment Stand.

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Carson Palmer (20/29, 275 YDS, 2 TDs) trug Arizonas Offense, unterstützt von mehreren Big Plays von Chris Johnson (18 ATT, 122 YDS, TD), und half einer wackelnden O-Line mit schnellen Pässen und guten Anpassungen, wenn die Ravens Blitze versuchten. Es war eine starke Vorstellung des Routiniers, doch vor allem in der ersten Halbzeit war es auch ein Spiel auf Augenhöhe.

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Baltimores Offense fand sehr gut in die Partie, das Running Game funktionierte. Doch Joe Flacco (26/40, 252 YDS, TD, INT) und Co. taten sich ab dem dritten Viertel deutlich schwerer, Arizonas Defense konnte jetzt die entscheidenden Stops liefern. Allerdings ließen die Hausherren Baltimore nochmals ins Spiel zurück kommen und mussten am Ende gehörig zittern. Erst eine Interception von Tony Jefferson machte den Deckel drauf. Als nächstes geht es für die Cards nach Cleveland, Baltimore empfängt am kommenden Sonntag San Diego.

Die Stimmen zum Spiel:

Bruce Arians (Head Coach Cardinals): "Wir haben gut gespielt. Wir wollten in so einem Spiel sein und es gewinnen, das ist uns gelungen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Team. Ich glaube das dritte Viertel war eines unserer besten der letzten Jahre. Als der Punt geblockt wurde hatten wir die Chance, herauszufinden, wer wir sind."

Carson Palmer (Cardinals-Quarterback, über seine Defense): "Wir haben es schon so oft gesehen, dass unsere Defense ein Spiel beendet. Man erwartet das inzwischen fast. Wir hatten mehrere klare Siege und jetzt einmal so ein enges Spiel zu gewinnen tut uns gut."

John Harbaugh (Head Coach Ravens): "Es war ein hart umkämpftes Spiel, natürlich sind wir enttäuscht über das Ergebnis. Aber ich bin stolz darauf, wie die Jungs gekämpft haben. Viele Teams würden in unserer jetzigen Situation das Handtuch werfen. Aber wir werden das nicht tun. Das wird noch eine sehr interessante Geschichte, bevor die Saison vorbei ist."

Steve Smith (Ravens-Receiver, über die Schiedsrichter unter anderem wegen Johnsons kuriosem Run): "Ihr kennt doch bestimmt alle diese App "Yelp", mit der man Dinge bewertet. Das ist meine Bewertung für die Refs heute: Zwei Sterne."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Beide Teams kommen mit Niederlagen im Gepäck: Während Arizona Pittsburgh auch ohne Ben Roethlisberger nicht schlagen konnte, verloren die Ravens in San Francisco. Dabei wurden Baltimores Schwächen einmal mehr offensichtlich: Die Secondary und der Pass-Rush der Ravens spielen weit unter ihren Möglichkeiten, während offensiv abgesehen von Steve Smith die Waffen im Passing Game fehlen. WR Breshad Perriman und Tight End Maxx Williams fallen auch heute beide erneut aus.

Arizonas starker Secondary dürfte das entgegen kommen, spannend sollte das Duell zwischen Smith und Cornerback Patrick Peterson werden. Doch der Fokus liegt auf Arizonas Offense: Die ist in dieser Saison eine der explosivsten der Liga, hatte bei beiden bisherigen Pleiten aber große Probleme in der Red Zone. Genau hier sah Baltimores Defense insgesamt gut aus, die Frage wird sein, ob die Ravens Arizonas Big Plays verhindern können. Wichtig hierfür aus Cards-Sicht: Deep-Threat-WR John Brown ist rechtzeitig fit geworden, während Baltimores Safety Kendrick Lewis nicht dabei ist.

10.: Arizona startet aggressiv und schnell, die Ravens-Defense wirkt anfangs etwas überrumpelt. Doch in der eigenen Hälfte stoppt Baltimore Arizona mit einem Sack bei Third Down. Der Field-Goal-Versuch aus 55 Yards geht so daneben und im Gegenzug legen die Ravens einen starken Drive aufs Feld. Strafen machen der Offense das Leben in der Red Zone dann aber schwer und auch den Cards gelingt schließlich der Sack. Dennoch gehen die Ravens per Field Goal in Führung, 3:0 Baltimore.

12.: TOUCHDOWN - Arizona antwortet schnell. Baltimores Defense hat keine Antworten auf das Passing Game, und Chris Johnson zeigt erneut, dass er noch einiges im Tank hat: Aus 26 Yards läuft er durch mehrere Tackles und in die Endzone. 7:3 Cardinals. Baltimores Offense sieht im Gegenzug wieder gut aus, Tyrann Mathieu aber verhindert den Touchdown und legt ein wichtiges Tackle for Loss nach. Weiter 7:3 Cardinals.

26.: Arizonas Defense hat trotz einiger Big Plays ihre liebe Mühe. Die Cardinals schaffen es nicht, Baltimore bei Third Down vom Feld zu bekommen und die Ravens-Offense kann ihr Running Game problemlos aufziehen. Justin Forsett vollendet den Drive schließlich mit dem 14-Yard-TD-Run, ohne dabei wirklich berührt worden zu sein. 10:7 Baltimore, die Ravens beeindrucken bislang!

29.: Das Special Team bringt Arizona zurück ins Spiel: Die Offense muss schnell punten, Justin Bethel entreißt Punt-Return-Man Jeremy Ross aber das Ei im wahrsten Sinne des Wortes. Knapper Call, die Refs entscheiden auf Fumble. Eine zusätzliche Strafe gegen die Ravens bringt Arizona direkt in die Red Zone - es ist insgesamt ein ruppiges Spiel auf beiden Seiten. Bei Third and Goal findet Palmer dann Michael Floyd, Touchdown, 14:10 Cardinals.

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47.: Arizona kann nach einem spektakulären Brown-Catch wieder nur ein Field Goal aus der Red Zone mitnehmen, dann gibt es eine verrückte Szene: Chris Johnson scheint gestoppt, landet aber auf einem Ravens-Verteidiger. Die Pfeife der Refs bleibt stumm und so steht CJ2K einfach auf und läuft weiter - es wird ein 62-Yard-Run! Eine Challenge macht keinen Sinn, da die Schiedsrichter im Spielzug den Forward Progress nicht gestoppt hatten. Das ist über das Replay nicht möglich. So steht Arizona plötzlich wieder in der Red Zone und bekommt das Ei wieder nicht über die Linie! Nächstes Field Goal. 20:10 Cardinals.

52.: War es das schon? Baltimores Defense ist sichtlich müde, Arizona kann sein Running Game aufziehen - und schlägt jetzt auch in der Red Zone zu: Brown fängt den TD-Pass aus vier Yards. Der Extra-Punkt geht zwar daneben, doch es bleiben 19 Cardinals-Punkte in Folge und die 26:10-Führung. Baltimore jetzt endgültig mit dem Rücken zur Wand, durch den verpassten PAT bleibt es aber ein 2-Score-Game.

56.:...und die Ravens antworten! Baltimore blockt wenig später den Cardinals-Punt und steht an der 1-Yard-Line, wo Flacco sofort seinen Fullback Kyle Juszczyk zum Touchdown findet. Auch die 2-Point-Conversion klappt! Allerdings: Baltimore wird die letzten Minuten ohne die angeschlagenen O-Line-Men Eugene Monroe und Kelechi Osemele bestreiten müssen. Trotzdem nur noch 26:18 Cardinals zwei Minuten vor dem Ende!

60.: HERZSCHLAGFINALE! Arizonas Drive endet nach mehreren schlechten Plays mit zwei Minuten auf der Uhr. Joe Flacco bleibt jetzt unfassbar cool und peitscht seine Offense ohne Timeouts das Feld runter, die Ravens stehen so Sekunden vor dem Ende in der Red Zone. Aber Arizonas Defense hält: Ein All-Out-Blitz zwingt Flacco zu einem überhasteten Wurf, Tony Jefferson schnappt sich die Interception in der Endzone. Game Over!

Der Star des Spiels: Tyrann Mathieu. Neben dem starken Palmer ist vor allem Arizonas Safety zu nennen: Mathieu verhinderte mit seinem spektakulären Pass-Breakup im ersten Viertel einen Ravens-Touchdown und hatte mehrere Tackles in Baltimores Backfield, kurzum: Mathieu war überall auf dem Platz zu finden. Der Defensive Back war einmal mehr, gemeinsam mit Calais Campbell, der im Laufe der Partie wieder alle Positionen an der D-Line mal übernahm, die dominante Figur in Arizonas Defense. Sieben Tackles standen am Ende für den Honey Badger zu Buche.

Der Flop des Spiels: Arizonas Offensive-Line: Vor allem in Pass Protection taten sich die Cardinals brutal schwer. Palmer, der mehrfach Ravens-Backup-Safety Brynden Trawick attackierte, brachte den Ball häufig schnell weg und half seiner Line so enorm - das Spiel hätte andernfalls ganz anders verlaufen können. Doch die Probleme der Line resultierten auch in Schwierigkeiten bei (längeren) Third Downs, eigentlich zuletzt eine Schwäche in Baltimores Defense.

Das fiel auf:

  • Baltimore konnte sein Running Game von Beginn an gut aufziehen und bereitete Arizona so Probleme. Vor allem bei harten Inside Runs öffneten sich größere Lücken, die Justin Forsett ausnutzte. Das half den Ravens insbesondere in der ersten Hälfte auch bei Third Down enorm. Darüber hinaus stellte sich die O-Line besser auf Calais Campbell ein, der zu Beginn des zweiten Viertels bereits zwei Tackles for Loss hatte, doch durch den wachsenden Rückstand spielte das Running Game in der zweiten Hälfte kaum noch eine Rolle.
  • Arizona setzte wieder einmal Backup-Center A.Q. Shipley mehrfach als Fullback oder blockender Tight End ein. Die Cardinals haben seit dieser Saison keinen gelernten Fullback mehr, Shipley hatte so einige gute Szenen im Running Game. Insgesamt aber fand das Run Game seinen Rhythmus gegen eine gute Ravens-Front über drei Viertel nicht konstant, im Schlussviertel aber konnten die Cards ihr Running Game besser aufziehen.
  • Die Probleme der Cardinals in der Red Zone gehen weiter. Beim ersten Red-Zone-Trip, abgeschlossen mit Floyds Touchdown, war einiges an Hilfe der Ravens sowie durch kritische Schiedsrichter-Entscheidungen dabei, auch zu Beginn der zweiten Hälfte sowie nach Johnsons 62-Yard-Run stoppten die Ravens Arizona kurz vor der Goal Line.
  • Steve Smith war wieder einmal das Herz der Ravens-Offense. Flacco suchte den Receiver immer und immer wieder, gerade in kritischen Momenten und bei Third Down. Arizona hatte hier alle Hände voll zu tun, das Duell zwischen Peterson und Smith hielt, was es versprach. Die zweite Hälfte ging dabei aber nahezu komplett an Peterson.
  • Arizona wird, will das Team tatsächlich einen Playoff-Run starten, lernen müssen, enge Duelle besser über die Zeit zu bringen. Die Cardinals hatten das Spiel acht Minuten vor dem Ende eigentlich komplett im Griff, brachten Baltimore aber selbstverschuldet zurück ins Spiel. So gab es ein Herzschlagfinale gegen Flacco, auch das Play-Calling von Bruce Arians beim letzten Cards-Drive darf hinterfragt werden.
  • Der jüngst von den Cards verpflichtete Dwight Freeney zeigte in seinem zweiten Spiel im neuen Trikot, dass er sehr wohl noch etwas im Tank hat: Der Routinier verzeichnete einen Sack, ein Tackle for Loss und zwei QB-Hits.
  • Wie Harbaugh nach dem Spiel berichtete, gab es gegen Ende der Partie - wieder einmal - technische Probleme mit den Headsets. Offenbar konnte Flacco zwischenzeitlich seinen Offensive Coordinator Marc Trestman nicht hören. Diese Probleme treten in dieser Saison extrem häufig auf und müssen von der Liga, die hierfür zuständig ist, adressiert werden.

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