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A Pirate in Silver and Black

Al Davis lebte seine Oakland Raiders
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L.A. und NWA

Der Ruf eines rücksichtslosen, knallharten und kantigen Teams eilte den Raiders voraus. Das Team um Stars wie Lyle Alzado, Marcus Allen, mit dem sich Davis später überwarf, Howie Long und Todd Christensen lebte seinen Ruf auf dem Feld aus und das färbte ab. Die Rapper-Szene, die bislang fast nur an der Ostküste existent war, entdeckte die Raiders für sich. Um Dr. Dre und Ice Cube formten sich Mitte der 80er NWA, die mit ihren provokanten, ungeschönten Texten das harte Leben auf den Straßen von L.A. ins Visier nahmen.

Die Farben und das Logo der Raiders wurden spätestens zum Statement, als NWA die Kappen und Shirts in der Öffentlichkeit trug und Davis erklärte im Rahmen einer ESPN-Doku: "Die schwarzen Kids brauchten etwas, mit dem sie sich identifizieren konnten. So brachten sie im Prinzip den Raiders neue Fans." Beide profitierten so vom jeweils anderen, Gangster Rap und das Image der Raiders passten perfekt zueinander. Die Raiders wurden schnell das ethnische und gesellschaftliche Grenzen übergreifende Herz der Stadt.

Allerdings war die Ehe nicht von Dauer. Nach dem Super-Bowl-Sieg 1983 ging es Ende der 80er zunehmend bergab und auch die Gewalt rund um die Raiders-Spiele nahm zu. Immer mehr Gangs kamen ins Stadion und NWA distanzierte sich von dem Team - genau wie die ganze Stadt, als der sportliche Erfolg ausblieb. Die Liga spielte zunehmend mit dem Gedanken, ein zweites Team nach L.A. zu bringen und das war für Davis der berühmte letzte Tropfen im ohnehin schon vollen Fass.

Obwohl er einen Deal für ein neues Stadion in Los Angeles unterschriftsbereit vorliegen hatte, legte sich Davis erneut mit der Liga an und setzte sich wieder durch. 1995 genehmigten die Eigentümer die Rückkehr der Raiders nach Oakland, mit einer Stimme mehr, als nötig gewesen wäre.

Angst über alles

So streitlustig Davis nach außen war, so rau war auch der Umgangston hinter den Kulissen. Bob Bestor, ein ehemaliger Raiders-Business-Manager, brachte es auf den Punkt: "Davis' Theorie lautet, dass Leute durch Angst motiviert werden. Er denkt, die Leute bringen bessere Leistung, wenn sie Angst haben." Davis selbst machte darum nie einen Hehl und gab offen zu: "Die Leute in einer Organisation müssen das Gefühl haben, dass es da jemanden gibt, der dazwischenhaut, wenn sie sich nicht in die richtige Richtung bewegen."

Er pflegte seine kleinen Privatfehden regelrecht und reizte sie auch mal über gewisse Grenzen hinaus aus - genau wie die Spielregeln. Bewusste harte Hits und auch kleinere Schlägereien auf dem Platz waren bei den Raiders in den 70ern und 80ern intern gelinde gesagt nicht gerade verpönt und ihre Safeties sowie Cornerbacks waren dafür bekannt, ihre Handschuhe regelrecht in Stickum zu tauchen, um Bälle besser fangen zu können.

Ob ihrer Ausraster umstrittene Spieler wie Alzado durften bei den Raiders ihre Karrieren wiederbeleben. Der wohl tragischste Zwischenfall ereignete sich in der Preseason 1978, als Safety Jack Tatum Patriots-Receiver Darryl Stingley bei einem Hit das Genick brach, was ihn für den Rest seines Lebens in den Rollstuhl brachte. Doch an Davis' Einstellung änderte das nichts, wie er nur drei Jahre später klarstellte: "Ich will nicht, dass wir das am meisten respektierte Team sind. Wir wollen das gefürchtetste Team sein."

"Ich habe meinen Traum gelebt"

Davon ist aktuell wenig zu spüren, die vergangenen Jahre waren hart. Seine letzte Saison mit mehr Siegen als Niederlagen hatte Oakland 2002, als Tampa Bay die Raiders im Super Bowl vernichtete. Auch Davis, einst gut in der Talentbewertung, hatte seinen Anteil daran. Draft-Picks enttäuschten (Stichwort JaMarcus Russell) und Head Coach Jon Gruden zu den Bucs zu traden war einer der größeren Fehler seiner Karriere. Und doch hat er es geschafft, das Team weltweit zu etablieren - und dabei seinem eigenen Stil stets treu zu bleiben.

"Ja, ich habe meinen Traum gelebt, aber ich dachte auch immer, dass ich meinen Traum leben würde. Allerdings musst du darum kämpfen. Und du musst dominieren", blickte Davis, das einzige Hall-of-Fame-Mitglied, das Co-Trainer, Cheftrainer, Geschäftsführer, Eigentümer und Commissioner war, vor einigen Jahren auf sein Lebenswerk zurück. Davis war Herz, Hirn und Seele der Raiders und für fast 50 Jahre passierte innerhalb der Franchise nichts ohne seine Zustimmung.

Am achten Oktober 2011 starb Al Davis im Alter von 82 Jahren. Viel zu selten war in seinen letzten Jahren der einst so großartige Autumn Wind rund um die Raiders noch zu vernehmen. Doch Davis' Vermächtnis lebt durch sein Team und seine Organisation weiter und seine Idee davon, was ein Raider sein soll, ist noch heute bei den Spielen im Stadion zu vernehmen.

"He growl as he storms the country. A villain big and bold. And the trees all shake and quiver and quake as he robs them of their gold. The autumn wind is a Raider, pillaging just for fun. He'll knock you 'round and upside down. And laugh when he's conquered and won."

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