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"Ich soll mit Luck Deutsch lernen"

SID
Björn Werners NFL-Abenteuer bei den Colts hat begonnen
© getty

Ab sofort schreibt Björn Werner in seiner SPOX-Kolumne über sein Leben als Deutschlands neuer NFL-Star. In der ersten Ausgabe lässt der 22-jährige Outside Linebacker den Draft-Abend Revue passieren und erzählt von seinen ersten Wochen bei den Indianapolis Colts.

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Liebe SPOX-Community, liebe Football-Fans,

mein Name ist Björn Werner und ich bin NFL-Profi bei den Indianapolis Colts. Wow, das zu schreiben, fühlt sich super an! Knapp drei Wochen ist der Draft her - ich habe es mittlerweile realisiert. Ich bin NFL-Profi.

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Ich habe jahrelang davon geträumt, sehr lange und sehr hart dafür gearbeitet. Jetzt bin ich im Profi-Football angekommen - und von nun an möchte ich euch in dieser Kolumne an meiner Rookie-Saison und dem NFL-Abenteuer teilhaben lassen.

Bekomme noch immer Gänsehaut

Zunächst ein kurzer Rückblick: 25. April 2013, New York City, Radio City Music Hall. Ich sitze hier seit fast drei Stunden mit meiner Familie im Green Room, warte und warte - und dann: "With the 24th Pick in the 2013 NFL Draft the Indianapolis Colts select Björn Werner!" Yes! Wahnsinn! Es sind die Colts, super!

Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich an diese Momente zurückdenke. Ich bin nach wie vor sehr glücklich, dass mich die Colts ausgewählt haben und dass ich ein Teil dieser großartigen Franchise werden kann.

Direkt am Freitagmorgen nach dem Draft ging es für mich in den Flieger nach Indianapolis zur offiziellen Vorstellung mit Pressekonferenzen, TV-Interviews und vielen weiteren Terminen. Es war sehr viel los, aber alles in allem war es ein cooler Tag, auch weil ich das gesamte Umfeld der Colts kennenlernen durfte.

Andrew Luck hat mich angerufen

Ich habe mich in Indy sofort willkommen gefühlt. Unser Quarterback Andrew Luck hat mich sogar ein paar Tage nach dem Draft angerufen und mir persönlich gratuliert. Wir haben auch aufgrund der Vergangenheit seines Vaters Oliver in der NFL Europe gleich ein bisschen auf Deutsch gequatscht.

Ich soll mit ihm Deutsch lernen... Haha! Mach ich doch glatt! Andere Spieler wie Chandler Harnish oder Robert Mathis haben sich über Twitter bei mir gemeldet. Ich habe von den Colts übrigens die Nummer 92 bekommen. Hoffen wir, dass man sich nach meiner Karriere dann auch noch an den Spieler mit der 92 auf dem Rücken erinnern wird!

Die letzten Wochen habe ich mich einfach fit gehalten, individuell trainiert und viel Zeit mit der Suche nach einem neuen Zuhause verbracht. Wir haben dann vor ein paar Tagen in Indianapolis ein schönes Haus in einer netten Nachbarschaft gefunden.

Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, perfekt für uns. Ich glaube, damit sind wir alle erst einmal ziemlich zufrieden. Noch aber wohne ich im Hotel, das Haus beziehen wir erst in den nächsten Wochen.

Das dicke Playbook der Colts...

Letzten Freitag ging es dann für mich und die anderen Neulinge beim 3-tägigen Rookie-Minicamp so richtig mit Football los. Das dicke Playbook der Colts bin ich seit dem Draft immer und immer wieder durchgegangen. Ich wollte mich meinen neuen Coaches nicht nur in guter körperlicher Verfassung präsentieren, sondern auch beweisen, dass ich Taktik und Spielzüge der Colts gelernt habe.

Die Tagesabläufe waren eigentlich immer identisch. Jeden Tag ging es um 8 Uhr mit einem allgemeinen Team-Meeting los, ab 9 Uhr wurden die Gruppen dann jeweils in Offense und Defense für weitere Taktikschulungen aufgeteilt.

Und danach ging es dann endlich aufs Feld. Endlich wieder Football - was hatte ich das vermisst! Nach dem Mittagessen und einer weiteren Trainingseinheit stand für die gesammelte Mannschaft dann noch ein Fitness-Training an.

Von 16 bis 18 Uhr gab es ein letztes Meeting mit Videoanalysen vom Training. Unfassbar, wie analytisch und professionell ein NFL-Team arbeitet. Schon an der Highschool, vor allem aber am College wird sehr professionell gearbeitet, aber die NFL hebt alles einfach noch einmal auf ein neues Level.

Ausruhen ist nicht!

Alles in allem glaube ich, habe ich mich in den Tagen dabei gut geschlagen. Jedenfalls war das Feedback der Coaches insgesamt sehr positiv. Die Stimmung im Camp war sehr gut und locker, wir haben viel gelacht, obwohl das Training natürlich auch sehr hart war. Am Sonntagabend lag ich dann zumindest mit einem schönen Muskelkater im Bett...!

Aber ausruhen ist nicht! Seit Montag bin ich im Off-Season-Trainingscamp, jetzt mit der gesamten Mannschaft. Das Programm ist knüppelhart. Ich stehe momentan um 6 Uhr morgens auf, und vor 18-19 Uhr bin ich eigentlich nicht zu Hause bzw. aktuell geht es für mich noch ins Hotel.

Danach bin ich natürlich immer extrem platt. Als First Rounder sind die Erwartungen an mich hoch, aber ich weiß auch: Der Draft ist abgehakt. Jetzt geht es um Football und auf dem Platz wird es keinen interessieren, wo du gewählt wurdest. Ich werde mich aufs Neue beweisen müssen. Aber darauf freue ich mich.

Bis bald!

Euer Björn

Björn Werner, geboren am 22. August 1990 in Berlin, wurde im NFL-Draft 2013 in der 1. Runde mit dem 24. Pick von den Indianapolis Colts gezogen. Zuvor spielte Werner als Defensive End am College für die Florida State Seminoles und wurde 2012 zum ACC Defensive Player of the Year gewählt.

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