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NBA Playoffs - Fragen zum Aus der Suns: War es das schon wieder mit der Big Three?

Von Robert Arndt
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Die Phoenix Suns haben sich sang- und klanglos aus den Playoffs verabschiedet. Zu wenig für die hohen Ambitionen der Franchise. Nun wartet auf die Suns eine sehr interessante Offseason, da Phoenix in einer Position ist, in der vor ihnen noch kein anderes Team war.

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Neigt sich die Zeit der Big Three womöglich schon wieder dem Ende entgegen? Wir beantworten einige Fragen zu den Suns.

Phoenix Suns: Warum war man gegen die Wolves so chancenlos?

Auf dem Papier sprach vor der Serie vieles für Phoenix, zu sehr hatten die Suns die Matchups mit Minnesota in der Regular Season dominiert. Wie sich herausstellte, war dies aber nur Katzengold. Die Wolves waren eine Macht am Brett, forcierten Ballverluste und kontrollierten das Tempo der Serie.

Vor allem nach der Halbzeit fielen die Suns in den ersten ersten Spielen immer auseinander, als die Wolves vor allem durch Anthony Edwards stets einen Gang hochschalteten. Der 22-Jährige war in der Serie der mit Abstand beste Spieler, was es für ein Suns-Team, welches eigentlich top-heavy ist, ein großes Problem war. Wenn Kevin Durant, Devin Booker und Bradley Beal zusammen auf dem Feld standen, sammelten diese einen Plus-Minus-Wert von -51 über die Serie an. In den kompletten Playoffs war bisher kein Trio schlechter.

Wolves vs. Suns: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
120. April (Sa)21.30 UhrMinnesota TimberwolvesPhoenix Suns120:95
224. April (Mi)1.30 UhrMinnesota TimberwolvesPhoenix Suns105:93
327. April (Sa)4.30 UhrPhoenix SunsMinnesota Timberwolves109:126
429. April (Mo)3.30 UhrPhoenix SunsMinnesota Timberwolves116:122

Ein Zufall ist das nicht. Mit Ausnahme von Spiel 4 blieben die drei Stars allesamt hinter den Erwartungen zurück. Auf durchschnittlich 70,5 Punkte kam die Big Three in der Serie, das war ob der dünnen Personaldecke schlichtweg zu wenig. Phoenix fehlte ein guter Plan, um die beste Defense der NBA zu attackieren und die Probleme aus der Regular Season wurden hier wieder sichtbar.

Der Ball lief viel zu selten, stattdessen wurde zu viel isoliert und dabei gerne (ausgerechnet) Rudy Gobert herausgepickt. Der Franzose spielte defensiv aber eine Monsterserie und zeigte, dass er auch am Perimeter vor seinen Gegnern bleiben konnte, sodass Phoenix jede Menge gut verteidigte, lange Zweier nahm und den Wolves so in die Karten spielte. Auch der Versuch mit kleinen Lineups um Durant oder am Ende mit Nassir Little oder Josh Okogie als Fünfer scheiterte. Der Ausfall von Grayson Allen in Spiel 2 sollte noch erwähnt werden, damit ging Phoenix in den beiden Heimspielen der beste Schütze abseits der Big Three ab und es fehlte auf dem Flügel an Tiefe.

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Phoenix Suns: Warum konnte das Potenzial nicht abgerufen werden?

Allen Unkenrufen zum Trotz kamen die Suns recht verletzungsfrei durch die Saison. Durant machte 77, Devin Booker nach einer Verletzung früh in der Saison zumindest 68 Spiele. Lediglich Bradley Beal hatte immer wieder mit Blessuren zu kämpfen (nur 53 Partien), der Großteil der Rotationsspieler war meist verfügbar. Dennoch absolvierte die Big Three zusammen nur die Hälfte der Spiele, davon wurden 26 gewonnen. Hochgerechnet wären das 52 Siege gewesen, also nur drei Spiele mehr, als man letztlich gewinnen konnte.

Zusammen legten die Drei ein Net-Rating von +6,6 auf, das war für so viel Starpower zu wenig. Und dennoch wurden Verletzungen immer wieder als Grund für die enttäuschende Saison genannt: "Wir hatten so zu wenig, um als Gruppe zusammenzuwachsen", meinte zum Beispiel Allen.

Gleichzeitig blieben auch in Top-Besetzung die Probleme gleich. Neben den Stars fehlte es an Tiefe - keine Überraschung, nachdem der Kader mit acht Spielern zum Minimum aufgefüllt werde musste. Vor allem die Schwäche im vierten Viertel stach heraus, hier war man das mit Abstand schlechteste Team der Liga (Net-Rating: -11,6, Offensiv-Rating: 105,1), beide Stats bedeuteten NBA-Tiefstwerte. Nur Utah und Portland schmissen den Ball häufiger weg und es wurde deutlich, dass in diesen Phasen oft eine ordnende Hand fehlte.

Das Fehlen eines Spielmachers wurde zur Deadline nicht thematisiert, stattdessen vertraute man Booker und Beal, die aber beide in dieser Rolle nicht konstant waren. Überhaupt war die Offense eine Enttäuschung. Mit der Big Three hatten die Suns ein Offensiv-Rating von rund 120, was gut, aber eben nicht überragend ist bei all dem vorhandenen Shotmaking. Letztlich ist das auch auf das Wurfbild zurückzuführen. Wie zu erwarten war, nahm kein Team mehr lange Zweier, bei Abschlüssen am Ring sowie Versuchen von draußen waren die Suns im unteren Ligadrittel vorzufinden.

Der Offense mangelte es an Kreativität, zu selten waren die Stars in Plays untereinander involviert, was eigentlich der große Vorteil der drei Stars hätte sein sollen. Stattdessen war Center Jusuf Nurkic sehr viel (zu viel?) involviert, während Durant viel Zeit damit verbrachte, vom Flügel zuzuschauen. Es verwunderte also nicht, dass direkt nach dem Ausscheiden ein Bericht aufploppte, der von der Unzufriedenheit des 35-Jährigen berichtete. KD legte zwar wieder Fabelquoten auf, war aber trotz 27 PPG eher ein glorifizierter Rollenspieler. Seine Usage-Rate war zuletzt im ersten Jahr bei den Warriors niedriger, das ist sieben Jahre her.

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Phoenix Suns: Ist Coach Frank Vogel das Problem?

Lag es also an Vogel? Laut The Athletic kümmerte sich vor allem der scheidende Assistant Coach Kevin Young (er wird Head Coach bei BYU) um die Offense in Phoenix, wobei Young vor allem zu Booker einen sehr guten Draht pflegt. Die Suns waren trotz ihrer Stars nur die neuntbeste Offense der NBA, hier war durchaus mehr zu erwarten.

Auf der anderen Seite schaffte es Vogel aber auch, mit diesem limitierten Personal (wenig Länge auf den großen Positionen, kein Verteidigungsspezialist), dass Phoenix im Defensiv-Rating respektabler Zwölfter wurde. Defense war stets das Steckenpferd von Vogel, seine Prinzipien waren auch in Phoenix zu erkennen, was man als Gewinn werten darf.

Ob dies die Verantwortlichen in Arizona überzeugt? Es gibt schon genügend Gerüchte, dass der Meister-Coach der Lakers von 2020 schon wieder auf dem Prüfstand steht. "Ich habe die volle Unterstützung von Mat Ishbia", sagte Vogel vor Spiel 4 über seine Jobsicherheit, er sei zuversichtlich, dass er auch in der kommenden Saison noch an der Seitenlinie sitzen werde.

Vor der Saison sprachen die Suns unter anderem auch mit Nick Nurse und Mike Budenholzer, bevor man sich für Vogel entschied. Womöglich wird Letzterer nun wieder ein Thema. Der Championship-Coach der Bucks wartet weiter auf einen Job und kommt zudem aus Arizona.

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Phoenix Suns: Welche Spieler werden Free Agents?

Mit der Vertragsverlängerung für Grayson Allen (4 Jahre, 70 Mio. Dollar) wurde bereits vor den Playoffs Nägel mit Köpfen gemacht, womit nur ein echter Rotationsspieler verbleibt - und zwar Royce O'Neale, den man im Februar aus Brooklyn loseiste und sicherlich gerne behalten würde.

Alle anderen Free Agents waren eher Füllmaterial im Kader, lediglich Bol Bol erhielt hier und da mal eine Chance unter Vogel, ihn könnte sich Phoenix womöglich immerhin leisten (dazu später mehr) Spieler wie Thaddeus Young, Isaiah Thomas oder Center Udoka Azubuike werden eher keine Zukunft haben.

Spannend ist dagegen, wer aus dem Quartett Eric Gordon, Josh Okogie, Damion Lee sowie Drew Eubanks seine Spieler-Option ziehen wird. Zumindest Gordon könnte aufgrund seines guten Rufs trotz einer mäßigen Saison vielleicht noch einmal ein bisschen mehr Geld abstauben, gleichzeitig war er einer der besseren Bankspieler in Phoenix, auch wenn das nicht viel heißen muss.

Phoenix Suns: Alle Free Agents in der Übersicht

Speler (Alter)PositionGehalt 22/23Anmerkungen
Royce O'Neale (30)Forward9,5 Mio.Unrestricted
Bol Bol (25)Forward2,0 Mio.Unrestricted
Drew Eubanks (27)Center2,7 Mio.Spieler-Option
Eric Gordon (35)Guard3,2 Mio.Spieler-Option
Josh Okogie (25)Guard3,0 Mio.Spieler-Option
Damion Lee (31)Guard2,8 Mio.Spieler-Option
Thaddeus Young (35)Center1,0 MioUnrestricted
Isaiah Thomas (35)Guard0,01 Mio.Unrestricted
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Phoenix Suns: Wie sieht die finanzielle Situation aus?

Sehr schwierig. Durch die anstehende Supermax-Verlängerung von Booker werden die drei Stars in der kommenden Saison rund 150 Millionen Dollar einstreichen, das ist mehr als 14 andere Teams derzeit für ihre Kader ausgeben. Der Salary Cap wird bei 141 Millionen Dollar angesetzt.

Rund 200 Millionen Dollar geben die Suns für elf Spieler aus, hier sind die vier Spieler mit einer Spieler-Option inkludiert. Somit liegen die Suns deutlich über dem neuen "Second Apron", was Konsequenzen nach sich zieht. Phoenix darf die Taxpayer Midlevel Exception (rund 5,2 Mio. Dollar) nicht verwenden, sie dürfen keine Sign-and-Trade-Deals machen und sind auch nicht Cash in einen Trade involvieren.

Dazu können sie ab sofort auch nicht mehr mehrere Spieler bzw. Verträge für einen anderen Spieler abgeben, obwohl sie zum Beispiel mit einem solchen Manöver Geld sparen könnten. Und: Sollte Phoenix am Ende der Saison 2024/25 noch immer über dem Second Apron (189,5 Mio.) liegen, wird der Erstrundenpick für das Jahr 2032 ersatzlos gestrichen.

Somit kann Phoenix den Kader nur mit Spielern zum Minimum auffüllen, was eine Verlängerung O'Neales fast alternativlos macht. Für ihn dürfen die Suns über den Cap gehen, allerdings würde das zusätzlich zum Gehalt jede Menge Luxussteuer kosten. Stand jetzt müsste Besitzer Ishbia neben den Gehältern auch noch über 110 Millionen Dollar Steuer zahlen, mit O'Neale wären es schätzungsweise weit über 150.

Phoenix Suns: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2024/25 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position24/2525/2626/2727/28
Kevin Durant (34)Forward51,254,7UFA-
Bradley Beal (31)Guard50,253,657,1*UFA
Devin Booker (26)Guard49,453,357,261,2
Jusuf Nurkic (30)Center18,119,4UFA-
Grayson Allen (29)Guard15,616,918,1UFA
Nassir Little (24)Forward6,87,37,8UFA
David Roddy (23)Forward2,94,8**RFA-

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

Phoenix Suns: Welche Picks besitzen die Suns?

Viel ist es nicht. Zum Draft-Tag haben die Suns ihren eigenen Pick (Position 22) sowie einen Erstrundenpick für das Jahr 2031 zur Verfügung. Die Picks für die Jahre 2025, 2027 sowie 2029 wurden an Brooklyn abgetreten (Durant-Trade), dazu können im Jahr 2028 die Nets den Pick tauschen. Dazu gibt es noch komplizierte Swap-Rights für die Picks 2026 und 2030, sodass Phoenix mit diversen anderen Teams immer den schlechtesten Erstrundenpick bekommt.

Auch bei den Zweitrundenpicks sieht es sehr schlecht aus, hier stehen nur ein Celtics-Pick für 2028 sowie ein eigenes Auswahlrecht für das gleiche Jahr zur Verfügung.

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Phoenix Suns: Wer sind Trade-Kandidaten und bekommt die Big Three noch eine Chance?

Haben die Suns eine echte Alternative? Ishbia betonte im März gegenüber ESPN, dass er die drei Stars gerne behalten würde. Ob das nach diesem Debakel noch aktuell ist? Beal sprach sich zumindest dafür aus, dass man es in dieser Zusammensetzung noch einmal versuchen sollte.

"Wir sehen die Sache nicht als einjähriges Projekt. Wir haben Zeit und ich will das gar nicht als Ausrede nehmen, aber wir haben ein Fenster, auch wenn es klein ist und das wollen wir ausnutzen", meinte Beal, der auch genügend Möglichkeiten sieht, dass das Team noch wachsen kann".

Zumindest Beal wird mit großer Sicherheit auch im kommenden Jahr das Suns-Jersey tragen, schließlich hat er eine No-Trade-Klausel. Sollte Phoenix also die Big Three aufbrechen wollen, müsste sich der Blick gen Durant oder Booker richten. Letzterer ist der einzige verbleibende Spieler des Finals-Teams von 2021 und ist nun seit neun Jahren in Phoenix, er dürfte deswegen und aufgrund seines Alters (27) unantastbar sein, auch wenn Stephen A. Smith (ESPN) kürzlich meinte, dass Booker gerne für die New York Knicks spielen würde.

Die radikalste Lösung wäre ein Durant-Trade, hier sind die Optionen aber limitiert, da der 35-Jährige nur für ein Win-Now-Team interessant wäre. So könnte man wieder ein paar Picks und womöglich solide Spieler ergattern, allerdings wäre der Markt für KD wohl sehr eingeschränkt. Ironischerweise würden beide Kriterien auf die Oklahoma City Thunder zutreffen, diese Reunion wird es aber nicht geben.

Wahrscheinlicher ist es, dass das Trio noch eine Saison bekommt und Phoenix sich nach geeigneteren Rollenspielern umschaut. Nurkic spielte zwar eine solide Saison, ist aber eher nicht der Typ Center, den dieses Team braucht. Allen kann dagegen nach seiner Extension erst im Oktober wieder getradet werden und der einzig verbleibende Spieler, der nicht nur das Minimum verdient, wäre dann Nassir Little, der in den Playoffs nicht mal in der Rotation war.

Wenn Phoenix also Dinge verändern möchte, sind Durant und Nurkic die Namen, die es zu beobachten gilt, ansonsten werden die Suns wenig ändern können. Vielleicht ist das aber sogar eine gute Sache, um tatsächlich so etwas wie Konstanz in das Team zu bringen. Noch ist Durant ein All-NBA-Spieler und Booker erreicht gerade seine besten Jahre. Das Team mag zwar weiterhin dünn besetzt sein, aber es besteht zumindest eine Restchance auf Besserung, auch wenn die Western Conference auch im kommenden Jahr unerbittlich sein wird.