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NBA Playoffs - Erkenntnisse zu Nuggets vs. Lakers, Spiel 2: Denver ließ LeBron James in die Falle laufen

Von Robert Arndt
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Die Denver Nuggets haben auch das zweite Spiel gegen die Los Angeles Lakers dank eines Buzzerbeater von Jamal Murray gewonnen. Dennoch wirft das Spiel gewisse Zweifel an den Nuggets auf, während den Lakers am Ende mal wieder der Saft ausging.

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Alles wie gehabt. Die Nuggets gewinnen auch das zehnte Spiel in Serie gegen die Lakers und führen in der Serie mit 2-0. Auch eine 20-Punkte-Führung im dritten Viertel reichte den Gästen aus Los Angeles nicht, das Comeback der Nuggets wurde durch den Buzzerbeater von Jamal Murray über die ausgestreckten Arme von Anthony Davis gekrönt.

Seit 2000 war es erst der dritte Playoff-Buzzerbeater zum Sieg, nachdem der Sieger zeitweise mit 20 Punkten hinten war. Zuvor gelang dies lediglich Robert Horry für die Lakers im Jahr 2002 gegen die Sacramento Kings sowie Luka Doncic 2020 gegen die L.A. Clippers.

Dennoch war dieses Spiel anders als noch die vergangenen Male, als die Lakers keine Antworten auf Denver hatte. Der Champion musste schon signifikante Veränderungen vornehmen, um das beinahe verloren geglaubte Spiel doch noch für sich zu entscheiden.

Blicken wir also auf einige Schlüssel der Partie.

Nuggets vs. Lakers: Die vergangenen zehn Spiele

BewerbHeimAuswärtsErgebnis
PlayoffsNuggetsLakers101:99
PlayoffsNuggetsLakers114:103
Regular SeasonLakersNuggets114:124
Regular SeasonLakersNuggets106:114
Regular SeasonNuggetsLakers119:107
PlayoffsLakersNuggets113:111
PlayoffsLakersNuggets108:119
PlayoffsNuggetsLakers108:103
PlayoffsNuggetsLakers132:126
Regular SeasonNuggetsLakers122:109
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© getty

NBA: Denver hatte die besseren Konter

Im sechsten Versuch gegen Denver (wir zählen hier die Serie im Vorjahr mit) lieferten die Lakers ihr mit Abstand bestes Spiel. Anthony Davis war in den ersten gut 30 Minuten ein absolutes Monster und hatte bis dahin bereits 32 Punkte auf der Habenseite. Immer wieder ging der Ball in den Post zu AD, der gegen Nikola Jokic sein ganzes Arsenal zeigte. Da waren Fadeaway-Jumper, kleine Hakenwürfe und Floater - Davis dominierte in der ersten Halbzeit sein Matchup.

Denver blitzte zunächst wie gewohnt das Pick'n'Roll zwischen LeBron James und Davis, später ließ man Jokic absinken, doch auch dies brachte keinen Erfolg. Die Nuggets wirkten ratlos, auch weil sie selbst zu wenig scorten, machten dann aber das gewinnbringende Adjustment. Jokic wurde bei Rui Hachimura geparkt, Aaron Gordon übernahm Davis und Kentavious Caldwell-Pope kümmerte sich ab sofort um James, wenn beide Lakers-Superstars auf dem Feld standen.

Nach Davis' letztem Score erzielten die Lakers in den letzten gut 19 Minuten lediglich 25 Zähler, 12 davon durch James im Schlussabschnitt, den möglichen Gamewinner ließ er aber aus. Für seine Punkte musste LeBron jedoch hart arbeiten (nur 4/11 FG in der Restricted Area). KCP hatte zwar Längennachteile, doch Denver war bewusst, dass James nicht die Kraft hatte, seinen ehemaligen Mitspieler immer wieder zu überpowern. Diese Wette ging auf, dazu war Davis bei Gordon gut aufgehoben und LeBron konzentrierte sich lieber darauf, Jokic zu attackieren, sodass anstatt Davis jede Menge Two-Men-Game mit Hachimura gespielt wurde. James lief in die Falle, genau das wollten die Nuggets erreichen.

Davis sah in den letzten Minuten kaum noch den Ball, während die Lakers kaum noch gute Offense kreieren konnten. Man hing am Tropf von James, der zwar noch verlässlich scorte, aber wieder müde wirkte. Zwei Dreier, ein schwerer Fadeaway über KCP, ein Transition-Dunk plus ein Layup - das waren James' Ergebnisse im vierten Viertel, wo er scheinbar noch einmal alles gegen die Wand warf, was er in petto hatte.

Trotz allem war der Rhythmus der Lakers-Offense komplett gebrochen. Bezeichnend auch die Worte von Davis nach der Partie: "Wir haben immer wieder Phasen, in denen wir nicht wissen, was wir da machen - an beiden Enden des Feldes." Genau das schien in den letzten knapp 20 Minuten der Fall.

Lakers-Coach Darvin Ham schien auch keine Lösungen zu haben, seine Rotationen stehen ohnehin schon länger in der Kritik. Dass der blasse Spencer Dinwiddie ebenso wie Backup-Center Jaxson Hayes noch im vierten Viertel auf dem Feld standen, war jedenfalls keine gute Idee. L.A. musste dieses Spiel eigentlich gewinnen und trotzdem spielte keiner der Lakers-Starter mehr als 39 Minuten. Denver setzte seine drei besten Spieler (Jokic, Murray, Gordon) jeweils 40 Minuten ein.

Und auch noch ein anderer Kniff von Ham ging in die Hose. Nach Spiel 1 hatte der Coach angemerkt, dass er noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt habe, in Spiel 2 sah man diverse Änderungen, die aber nicht alle fruchteten. Vor allem nicht in der Crunchtime, als Denver ein Offensiv-Rating von 200 (!) auflegte.

Ham stellte LeBron gegen Murray, um das Pick'n'Roll mit Jokic switchen zu können, allerdings sah Davis nach Switches nicht gut gegen den Kanadier aus, so gesehen auch beim Gamewinner.

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NBA: Jamal Murray bleibt ein Crunchtime-Killer

Natürlich war es auch bitter aus Lakers-Sicht, dass Murray doch noch seinen Rhythmus fand. Denn drei Viertel lang war das nichts vom Spielmacher, der nach 36 Minuten bei lediglich 6 Punkten und 3/16 aus dem Feld stand. So etwas können sich die Nuggets auf Dauer aber nicht leisten, weil man sonst nicht genügend Offense zur Verfügung hat. Mit einer Quote von 38 Prozent aus dem Feld war man nach drei Vierteln mit einem Rückstand von lediglich 10 Punkten noch verdammt gut bedient.

Im vierten Viertel holte sich Murray schließlich mit einem Korbleger sowie einem langen Zweier etwas Selbstvertrauen und sprach nach der Partie darüber, wie seine Team-Kollegen ihn in den Auszeiten immer wieder aufbauten, als es nicht funktionierte. Im vierten Viertel sollte Murray sechs von acht Versuchen treffen, darunter auch die letzten 6 Nuggets-Punkte in der Schlussminute.

Hier zeigte sich auch einmal mehr die Selbstlosigkeit der Nuggets. Denver hätte auch vermehrt Jokic suchen können, da dieser Hachimura einige Male düpierte, stattdessen war es der Joker selbst, der immer wieder versuchte, Murray in vorteilhafte Situationen zu bringen. Jokic hatte auch schon bessere Spiele, auch wenn 27 Punkte (9/16), 20 Rebounds und 10 Assists eine andere Sprache sprechen. Es war aber mal wieder eine famose zweite Halbzeit für den Joker, der in diesen 22 Minuten fast ein Triple-Double (15-8-8) verbuchte.

Und von diesem Play dürfte der ohnehin nach dem Spiel angefressene Davis ("Jamal Murray hat einen Wurf getroffen" war seine Begründung für die Lakers-Pleite) noch eine Weile schlecht träumen.

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NBA: Denvers Shooting ist ein echtes Problem

Alle Punkte von Murray kamen übrigens aus dem Zweierbereich, von Downtown blieb der Kanadier eiskalt (0/5 3P). Als Team waren es eiskalte 23,5 Prozent (8/34 Dreier) und der Hauptgrund dafür, dass die Nuggets fast 48 Minuten hinten lagen. Schon zum Ende der Regular Season gab es immer wieder Spiele, in denen für Denver von draußen kaum etwas traf (zum Beispiel beim Spitzenspiel gegen die Celtics im März).

In Spiel 2 trafen lediglich zwei Spieler von Downtown - Michael Porter Jr. (6/10 3P) sowie Jokic (2/4), alle anderen Akteure schossen zusammengerechnet 20 Fahrkarten, wobei jeder Rotationsspieler zumindest einen Versuch nahm. So extrem dürfte es wohl nicht mehr sein, dennoch ist es ein Trend, den es zu beobachten gilt, da ein Großteil der Versuche auch wirklich offen war und die Lakers die Dreierlinie fast überhaupt nicht verteidigten bzw. zumindest einen Spieler der Nuggets stets frei stehen ließen, um in der Zone gegen Jokic zu helfen.

Man darf zu diesem Zeitpunkt davon ausgehen, dass sich die Nuggets gegen die Lakers durchsetzen werden, aber sollte Denver in den Playoffs dann doch mal auf ein offensiv potentes Team treffen (wir denken zum Beispiel an Phoenix, OKC oder die Clippers), könnte es durchaus eng werden.

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NBA: Wo war eigentlich Austin Reaves?

Den Lakers fehlte dagegen mal wieder die Firepower, mit Ausnahme der Explosion von D'Angelo Russell in der ersten Halbzeit (6/7 Dreier) kam da viel zu wenig. 6 Bank-Punkte von Taurean Prince, dazu 3 magere Zähler von Hachimura sowie 9 von Austin Reaves (4/11) war die magere Ausbeute der Spieler, die nicht die Nummern 1, 3 und 23 trugen - und das bei einer Quote von 29 Prozent.

Vor allem Reaves war erneut kein Faktor (4/11 FG). Es wirkt beinahe so, als ob der Guard ein Opfer der neuen Linie der Schiedsrichter ist und kaum noch einen Foulpfiff bekommt. In zwei Partien marschierte Reaves bislang nur ein einziges Mal an die Linie, in den vergangenen Playoffs waren es immerhin 4 im Schnitt. Reaves war lange Strecken kaum zu sehen, sein schwerer Fadeaway drei Minuten vor Schluss war fast schon sein einziger Beitrag zum Spiel.

Und doch stand Reaves auch wieder in der Crunchtime auf dem Feld, weil die Lakers einfach keine Alternativen hatten. Nur der schwache Dinwiddie wäre ein weiterer Ballhandler, während Gabe Vincent in der Lakers-Offense nur ein reiner Spot-Up-Schütze ist. Nur LeBron, Davis und ein bisschen Russell ist einfach zu wenig, das war in Spiel 2 das große Problem. Das Trio war am Ende stehend K.o. - wie schon so oft gegen Denver.

Nuggets vs. Lakers: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
121. April (So)2.30 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers114:103
223. April (Di)4 UhrDenver NuggetsLos Angeles Lakers101:99
326. April (Fr)4 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets
428. April (So)2.30 UhrLos Angeles LakersDenver Nuggets
5*30. April (Di)tbaDenver NuggetsLos Angeles Lakers
6*3. Mai (Fr)tbaLos Angeles LakersDenver Nuggets
7*5. Mai (So)tbaDenver NuggetsLos Angeles Lakers

* wenn benötigt