NBA

NBA - Phoenix Suns in der Offseason: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Devin Booker und Deandre Ayton sind die Franchise-Spieler der Phoenix Suns.
© getty

Nach der schlechtesten Saison seit 50 Jahren ist bei den Phoenix Suns mit Ausnahme der Franchise-Player Devin Booker und Deandre Ayton kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Ein neuer Coach ist da, das Problem auf der Spielmacher-Position scheinbar gelöst. Doch reicht das, um die zweitlängste Playoff-Dürre aller Teams zu beenden? Die Offseason-Analyse.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Phoenix Suns: Die Transkationen

Nach einer weiteren enttäuschenden Saison ging es umtriebig in der Wüste Arizonas zu. Head Coach Igor Kokoskov musste nach nur einer Spielzeit seinen Hut nehmen, stattdessen wird der Serbe nun von Ex-Sixers-Assistent Monty Williams ersetzt, der auch als Wunschkandidat der Lakers galt.

Vor dem Draft erhöhte General Manager James Jones dann die Schlagzahl und eröffnete den wilden Draft-Tag mit dem Trade von Forward T.J. Warren nach Indiana (letztlich ein Drei-Team-Trade mit Miami), der lediglich ein Move war, um Gehalt einzusparen. Wenig später gab Phoenix dann den sechsten Pick an Minnesota ab, um Dario Saric und den elften Pick (Cameron Johnson) zu bekommen.

Zudem sicherte Jones den Suns aus Boston den 24. Pick, den man für Guard Ty Jerome verwendete, sowie Aron Baynes, während Phoenix im Gegenzug den Erstrundenpick 2020 von den Bucks (aus dem Bledsoe-Trade) an die Celtics abtrat.

Zu Beginn der Free Agency einigte sich Phoenix am ersten Tag mit Big Man Frank Kaminsky (2 Jahre, 10 Millionen Dollar) und wenig später auch mit dem ungedrafteten Guard Jalen Lecque (4 Jahre, 6,1 Mio.). Mit Jevon Carter kam via Trade aus Memphis ein weiterer Spielmacher, dafür gaben die Suns Ex-Nr.4-Pick und Problemkind Josh Jackson sowie De'Anthony Melton ab. Der ebenfalls akquirierte Veteran Kyle Korver wurde dagegen umgehend entlassen.

Die beiden wichtigsten Moves folgten allerdings noch. Am 8. Juli unterzeichnete mit Ricky Rubio (3 Jahre, 51 Mio.) der ersehnte und benötigte Spielmacher im Valley, eine Woche später konnte mit Restricted Free Agent Kelly Oubre Jr. nach zähen Verhandlungen eine Einigung über 2 Jahre und 30 Millionen herbeigeführt werden. Mit Cheick Diallo zum Minimum wurde der Kader schließlich noch aufgefüllt.

Phoenix Suns: Die wichtigsten Daten der vergangenen Saison

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
19-63 (Platz 15 im Westen)105,3 (28.)114,2 (29.)-8,9 (29.)

Phoenix Suns: Die Strategie

Es ist die erste Off-Season für James Jones, den GM der Suns, der in der vergangenen Saison kurz vor dem Saisonstart nach der Entlassung von Ryan McDonough das Zepter übernahm. Entsprechend passte Jones den Kader seinen Vorstellungen an, aus dem Team der vergangenen Saison blieben gerade einmal sechs Akteure übrig.

Jones sah in diesem Kader zwei große Baustellen und das waren die Positionen Point Guard und Power Forward, mit Rubio, Saric und auch Kaminsky wurden diese Löcher gestopft, auch wenn es nur bedingt die jeweiligen Wunschlösungen waren.

Den Suns wurde auch Interesse an D'Angelo Russell nachgesagt, doch angeblich wollte Phoenix Devin Booker und Deandre Ayton den Ball nicht aus der Hand nehmen. So entschied man sich lieber für Rubio, einen klassischen Spielmacher, der den Ball teilt und Booker das Leben etwas leichter machen soll.

Auf der Vier waren die Suns in der vergangenen Saison stets zu klein, entsprechend war die Last für Rookie Ayton häufig zu groß. In Saric bekamen die Suns nun wieder einen traditionelleren Vierer, während Kaminsky auch als kleiner Center wie in Charlotte eingesetzt werden kann. Auffällig ist, dass einige junge Flügelspieler abgegeben worden und stattdessen Veteranen geholt worden sind. Phoenix will so das Image der Lachnummer der Liga (Stichwort: Ziegen) ablegen und sich wieder Respekt erarbeiten.

Der Kader der Phoenix Suns

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Ricky RubioDevin BookerKelly Oubre Jr.Dario SaricDeandre Ayton
Jevon CarterTyler JohnsonMikal BridgesFrank KaminskyAron Baynes
Elie OkoboJalen LecqueCameron JohnsonCheick Diallo
Ty Jerome
So könnte die Starting Five der Phoenix Suns aussehen.
© SPOX
So könnte die Starting Five der Phoenix Suns aussehen.

Phoenix Suns: Die Schwachstellen

Trotz aller Verschiebungen im Kader hat sich in Phoenix wenig geändert. Defense wird ein riesiges Problem bleiben, da der Kader, mit Ausnahme von der Spielmacher-Position (Rubio, Carter), mit unterdurchschnittlichen Verteidigern gespickt ist. Viel wird davon abhängen, welche Fortschritte Ayton als potenzieller Anker der Defense macht, die erste Saison machte da nur wenig Mut.

Allgemein ist die Big-Men-Rotation schon sehr dürftig. Kaminsky kann zwar werfen, ist aber defensiv überhaupt nicht zu gebrauchen. Noch in der vergangenen Saison waren die Suns dagegen auf dem Flügel überbesetzt, durch die zahlreichen Trades ist dieser Bereich aber ausgedünnt. Hier wird Phoenix auf Sprünge von Oubre oder auch Sophomore Mikal Bridges hoffen müssen.

Dies gilt vor allem für das Shooting, wo Phoenix durch Rubio sich ein neues Problem ins Haus geholt hat. Bridges (33,5 Prozent) und auch Oubre (32,5) waren bisher alles andere als sichere Schützen, Saric trifft über seine Karriere knapp 36 Prozent. So könnte die Starting Five mit Booker nur einen potenten Shooter haben, der aber auch in der vergangenen Saison große Probleme hatte (nur 32,6 Prozent).

Phoenix Suns: Der Hoffnungsträger

Trotz aller Defizite, die Rubio mit sich bringt (speziell das Shooting), haben die Suns erstmals seit Devin Booker in Phoenix spielt, einen echten Spielmacher im Kader, der gleichzeitig auch jede Menge Erfahrung mitbringt. Eric Bledsoe war eher ein Combo Guard, nach dessen Trade gaben sich die Guards die Klinke.

Mit Rubio soll nun Konstanz auf der wichtigsten Position im Basketball einkehren. GM Jones legte vor der Offseason großen Wert auf Veteranen, welche die 30 noch nicht überschritten haben. Rubio ist mit 28 Jahren dafür der Prototyp. Durch die 51 Millionen Dollar über drei Jahre wurde zwar der Cap Space der Suns fast komplett aufgebraucht, dafür könnte der Spanier aber der ideale Mentor für die Youngster sein.

Am wichtigsten ist jedoch, dass Booker entlastet wird. Natürlich hatte Point Booker einige starke Auftritte, doch Siege sprangen mit dem 22-Jährigen als primären Ballhandler nur sehr selten heraus. Auch die Wurfquote von Booker litt, da sich fast alles auf ihn konzentrierte. Mit Rubio könnte sich dies nun ändern und Bookers Spiel wieder deutlich effizienter machen.

Experteninterview zu den Suns mit Gina Mizell (The Athletic):

Frau Mizell, kann Ricky Rubio das Loch auf der Point-Guard-Position füllen? Ist er ein guter Fit neben Devin Booker?

Gina Mizell: Rubio ist sicherlich der beste reine Point Guard, den die Suns seit Jahren haben. Er ist ein großartiger Fit neben Booker und Ayton dank seiner Fähigkeit, im Playmaking und im Pick'n'Roll die Teamkollegen in der richtigen Position zu finden. Er bemüht sich zudem in der Defense und wird ein wertvoller Anführer in der Kabine für den jungen Kern der Suns sein.

Neben Rubio, was war der beste Move der Suns in dieser Offseason und warum?

Mizell: Den Frontcourt zu stärken mit der Verpflichtung von Saric, Kaminsky und Baynes. Aber wie das passiert ist, darüber kann man streiten. Phoenix hat in der vergangenen Saison vor allem Small-Ball gespielt mit Warren, Oubre und Jackson auf Power Forward. Dadurch hatten sie athletische Lineups, aber wurden an den Brettern dominiert. Ayton wurde als Verteidiger in der Mitte allein gelassen. Diese Moves geben Phoenix dringend benötigte Länge und interessante Skill-Sets.

Wie sieht das Ziel für Phoenix in dieser Saison aus? Können sie die Playoffs angreifen?

Mizell: Das wird in der vollgeladenen Western Conference richtig schwer. Aber GM Jones hat immer betont, dass die Suns besser werden müssen, indem sie den internen Konkurrenzkampf beleben und den Prozess weiter vorantreiben. Ich denke, 30 bis 35 Siege, inklusive deutlich unterhaltsamerem Basketball, sind angemessene Erwartungen.

Phoenix Suns: Das Fazit

Kaum ein Stein ist in Phoenix auf dem anderen geblieben. Die wichtigsten Spieler bleiben in Booker und Ayton die gleichen, dafür wurde mit Rubio oder auch Saric ein wenig Erfahrung in den Kader geholt. Allerdings spielen die Suns weiter in einer brutalen Western Conference, die gerade in der Tiefe stark wie eh und je ist.

Die Playoffs werden somit auch in dieser Saison noch ein gutes Stück entfernt sein. Für Phoenix sollte es weniger um Siege gehen, sondern vielmehr darum, endlich eine Kultur, eine Identität zu entwickeln. Dafür wurden in der Offseason einige gute Moves gemacht, faule Äpfel wie Josh Jackson abgestoßen und tadellose Veteranen geholt. Auch wenn diese das Team nur bedingt besser machen.

Die Note: 3-

Artikel und Videos zum Thema