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NBA Legenden-Serie: Grant Hill - Der verhinderte 'Next Michael Jordan'

Grant Hill galt als der legitime Nachfolger von Michael Jordan.
© getty

Grant Hill galt in den Neunzigern als der Spieler, der die Lücke nach Michael Jordan in der NBA schließen sollte. Bei den Detroit Pistons deutete Hill dies auch an, er kämpfte in seiner Prime aber mit zahlreichen Knöchel-Verletzungen und konnte so sein Potenzial nie voll ausschöpfen. In Phoenix fand er immerhin spät seinen Frieden. Am 5. Oktober feiert Hill seinen 50. Geburtstag.

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Dieser Artikel erschien erstmals im September 2018. Alle weiteren Porträts zu den Legenden der NBA gibt es in unserem Archiv.

Was wäre, wenn ...? Diese Frage hat sich sicher jeder schon einmal in seinem Leben gestellt und auch im Sport kommen solche Gedankenspiele immer wieder auf. Was wäre passiert, wenn die Portland Trail Blazers Michael Jordan mit dem zweiten Pick 1984 genommen hätten und nicht den verletzungsanfälligen Sam Bowie?

Was wäre passiert, wenn George Hill nicht den Freiwurf in Spiel 1 der Finals 2018 an den Ring gesetzt hätte oder J.R. Smith nicht die Uhr hätte runterlaufen lassen? Hätten die Cavs vielleicht doch eine Chance gehabt? Wir werden es nie erfahren.

Ähnlich verhält es sich mit der Karriere von Grant Hill, der Ende der 90er Jahre als der neue Michael Jordan gehandelt wurde. Er sollte nie die Chance bekommen, dies zu zeigen. Der Vergleich war zwar schon damals ein wenig weit hergeholt, doch Hill war tatsächlich einer der vielversprechendsten Spieler seiner Zeit - solange der Körper mitmachte.

Grant Hill: All-Star und Rookie of the Year

Der Forward kam, dekoriert mit zwei College-Titeln an der Duke University unter Trainer-Legende Mike Krzyzewski, 1994 als große Hoffnung in die Liga. Der GOAT versuchte sich gerade im Baseball und die NBA war auf der Suche nach dem nächsten großen Star, der diese riesige Lücke irgendwie schließen könnte. Die großen Jungs wie Hakeem Olajuwon, Patrick Ewing oder auch der junge Shaq waren die Gesichter der Liga und der Basketball nicht immer schön, auch wenn diese Ära heutzutage gerne glorifiziert wird.

Hill, der nach Glenn Robinson und Jason Kidd an Nummer drei von den Detroit Pistons gewählt wurde, galt als der Auserwählte, der noch am ehesten für die Revitalisierung der NBA in Frage kam - und er enttäuschte nicht.

Schon in seiner ersten Spielzeit legte Hill 20 Punkte, 6 Rebounds und 5 Assists im Schnitt auf, was ihm die seltene Ehre der All-Star-Nominierung (mit den meisten Stimmen!) als Rookie einbrachte. Nach ihm schafften dies nur noch Tim Duncan, Yao Ming und Blake Griffin. Folgerichtig wurde Hill auch zum Rookie of the Year gewählt, wenngleich er sich diese Auszeichnung mit Kidd teilen musste.

"Grant spielte bereits als Rookie wie ein Veteran", erinnerte sich Penny Hardaway später. "Er war wie gemacht für den Moment. Ich hatte bereits an der High School mit ihm gespielt und wusste daher, was man erwarten konnte. Ich wusste auch, dass er es der ganzen Welt zeigen würde."

Grant Hill: Der erste Point Forward

Dabei war Hill weniger der nächste Jordan, sondern mehr der nächste Pippen. Als Forward war Hill mit einem grandiosen Ballhandling, elitärer Athletik sowie der Court Vision eines Maestros gesegnet, sodass er in Detroit mehr oder weniger den Spielmacher gab. Jahre später gab Hill an, dass ihn am ehesten LeBron James an sich selbst erinnern würde.

"Er war ein Point Forward, bevor man überhaupt über Point Forwards sprach", lobte der ehemalige Beatwriter der Detroit Pistons, Chris McCosky. Allerdings war es auch ein kleiner Bruch mit der Identität der Pistons, die immer noch von Joe Dumars repräsentiert wurde, der als letzter Teil der Bad Boy übrig geblieben war. Salopp gesagt gab es nun statt harter Defense die Killer-Crossover inklusive schnellem ersten Schritt von Hill zu sehen.

"Er hatte seine Momente, in denen er zeigte, dass er tough sein kann", erklärte Pistons-Kommentatoren-Legende George Blacha. "So wollte er aber nicht immer spielen, nur wenn es notwendig war."

Die Statistiken von Grant Hill bei den Detroit Pistons

SaisonSpieleMinutenPunkteFG%ReboundsAssists
1994/957038,319,947,76,45,0
1995/968040,820,246,29,86,9
1996/978039,321,449,69,07,3
1997/988140,721,145,27,76,8
1998/995037,021,147,97,16,0
1999/007437,525,848,96,65,2

Hill und die Pistons: Eine One-Man-Show

Die Pistons waren ohnehin nicht mehr das Schwergewicht der späten 80er und frühen 90er Jahre und befanden sich in einer kleinen Identitätskrise. Mit der Vergangenheit sollte abgeschlossen werden und das alte Pistons-Logo (das 2017 sein Comeback feierte) wurde mit einem Pferd und neuen Farben ersetzt. Hill sollte für die neue Ära stehen, allerdings war diese nur bedingt von Erfolg gekrönt.

In sechs Jahren in Motown verpasste Hill zweimal die Playoffs und scheiterte gleich viermal in der ersten Runde, 54 Siege im Jahr 1997 waren da schon das Höchste der Gefühle. Kein Wunder, wenn man auf Hills beste Mitspieler in dieser Zeit blickt. Dumars, Lindsey Hunter, Allan Houston, Otis Thorpe oder Jerry Stackhouse trugen alle irgendwann mal das Pferde-Trikot, eine wirklich starke, sinnvoll zusammengestellte Truppe hatte Hill jedoch nie um sich herum.

So erreichten die Pistons vor allem wegen Hill immerhin die Playoffs, der fleißig persönliche Auszeichnungen einsammelte, darunter zahlreiche All-Star-Nominierungen, ein All-NBA First Team (1997) und mehrere Second Teams. Hill war das Gesicht der Pistons und wurde auch von der NBA als kommender Superstar dargestellt. Das Etikett 'Nächster MJ' haftete an ihm, nicht zuletzt unterschrieb Hill einen Mega-Sponsoren-Deal mit Fila, der für jede Menge Aufsehen sorgte. Der Druck, dem Team endlich Erfolg zu bringen, stieg aber stetig an.

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