NBA

Vince Carter im Interview über die NBA Finals: "Die Cavaliers werden nicht gesweept“

Von Daniel Herzog
Vince Carter analysierte mit SPOX und DAZN die NBA Finals.
© DAZN

Die noch immer aktive NBA-Legende Vince Carter sprach mit SPOX und DAZN über die Finals zwischen den Warriors und Cavaliers. Air Canada will die Cavs noch lange nicht abschreiben und erklärt, was sie besser machen müssen - und warum J.R. Smith in der Lage ist, seinen Fehler abzuhaken.

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Außerdem sprach Carter über Dirk Nowitzki, der kürzlich versuchte, über ihn zu dunken. Spiel 2 der Finals steigt in der kommenden Nacht um 2 Uhr live auf DAZN.

SPOX/DAZN: Mr. Carter, Warriors vs. Cavaliers - das ist mittlerweile eine der größten Rivalitäten der NBA-Geschichte. Viele rechneten aber mit einer langweiligen Serie, doch Spiel 1 hat dies geändert, richtig?

Vince Carter: Es sind die NBA Finals! Klar, auf dem Papier sind die Warriors deutlich im Vorteil. Sie haben den besseren Kader, sie haben die besseren Zahlen. Doch auf der anderen Seite steht ein stolzer Spieler, der mit seinem Team schon eine Championship gewonnen hat. Und mit Tristan Thompson, JR Smith oder Kevin Love gibt es weitere Spieler, die auf dieser Bühne schon gewonnen haben. In Spiel 1 haben sie sehr gut gespielt, ihr Einsatz war großartig. Damit haben sie Golden State auf dem falschen Fuß erwischt - sie hatten sogar die Chance auf den Sieg!

SPOX/DAZN: Ein Fehler von JR Smith hat dies aber zunichtegemacht ...

Carter: Sein Fehler war nicht der einzige Grund für die Niederlage. In den letzten fünf Minuten des Spiels gab es viele kleine Situationen, von denen die Cavs sagen können: ‚Wenn wir dieses und jenes noch ein bisschen besser gemacht hätten, wären wir am Ende gar nicht in dieser Situation gewesen.' Deshalb wäre es zu einfach, wenn man sagt, dass diese eine Situation alles entschieden hat, nur weil es die letzte war.

SPOX/DAZN: Was für Kleinigkeiten sind es denn, die auf diesem Niveau Spiele entscheiden?

Carter: Man muss seinen Gegner aus der Zone halten, darf nicht so viele einfache Würfe zulassen. Dann gab es viele Ballverluste, die verringert werden müssen. Alleine diese beiden Punkte können schon großen Einfluss auf das Endergebnis haben. Und es ist sehr wichtig, dass jeder Spieler auf dem Court seine Rolle kennt, dass er den Game Plan richtig umsetzt.

SPOX/DAZN: Lassen Sie uns über LeBron James sprechen. Ist er in dieser Form überhaupt zu verteidigen?

Carter: Ich glaube nicht. Wenn er an dir vorbeikommen will, dann schafft er das. Wenn er sich einen Wurf kreieren will, schafft er das. Er kann auf dem Court immer das tun, was er gerade will. Aber das ist nichts Neues - was in dieser Serie den Unterschied machen kann, sind Spieler wie Jeff Green oder George Hill bei den Cavs. Sie müssen solide spielen, zuverlässig sein. Wenn sie das machen, haben die Cavaliers eine Chance. Sie müssen ja nur ein Spiel hier in der Oracle Arena gewinnen, dann können sie sich zuhause um den Rest kümmern.

SPOX/DAZN: Sie glauben also daran, dass die Cavaliers diese Serie gewinnen können? Viele behaupten ja, dass es nach Spiel 1 schon vorbei ist - denn wenn du solch ein Spiel gegen die Warriors nicht gewinnst, dann gewinnst du keins...

Carter: Sie haben auf jeden Fall die Chance, ihre Heimspiele zu gewinnen. Ich glaube nicht, dass sie gesweept werden. Es war schon in den Serien vor den Finals so, dass sie auswärts schwach waren, zuhause aber ihren Job gemacht haben. Wenn sie das wieder schaffen, würde es ein Game 7 geben - und in diesem kann alles passieren, dann ist alles möglich. Klar, man kann sagen: ‚Gegen diese übermächtigen Warriors kann das nicht passieren.' Aber es hat auch niemand mit einem Spielverlauf wie dem in Spiel 1 gerechnet. Wobei ich aber auch glaube, dass dieses Erlebnis ein Weckruf für die Warriors war. Sie lassen sich hier nicht nochmal so auf dem falschen Fuß erwischen.

SPOX/DAZN: Welche Adjustments wird es in Spiel 2 geben - auf beiden Seiten?

Carter: Für die Warriors gilt vor allem, dass sie schneller starten müssen, Tempo machen. Die Cavaliers müssen mehr den Ball pushen, schneller in die Zone kommen und Abschlüsse suchen oder Fouls ziehen. Man will nicht in die Situation kommen, erst am Ende der Shotclock abzuschließen. Sie sollten Steph Curry attackieren, ihn in der Defense arbeiten lassen. Und sie müssen weiterhin so aggressiv am offensiven Brett rebounden. Sie brauchen definitiv mehr Possessions als die Warriors, um eine Chance zu haben.

SPOX/DAZN: Sprechen wir noch einmal über J.R. Smith. Das Internet ist nach seinem Fehler am Ende von Spiel 1 explodiert. Was glauben Sie, geht nun in seinem Kopf vor?

Carter: Es gibt keine Entschuldigung dafür. Er steht zum vierten Mal in den Finals. Man muss in solchen Situationen einfach den Score und die Spielzeit kennen. Aber er kann davon zurückkommen. Er hat keine schwache Mentalität. Er glaubt an sich und seine Stärken. Wenn er einen frühen Wurf trifft, ist er in der Lage, fünf oder sechs Dreier in Folge zu versenken.

SPOX/DAZN: Wenn er aber seine ersten Würfe nicht trifft...

Carter: ... dann muss er verteidigen! Die Cavs können es sich nicht leisten, nur einen Spieler in der Rotation zu haben, der in der Verteidigung nicht alles gibt. Da darf Smith keine Ausnahme bilden. Sein Matchup heißt wohl wieder Klay Thompson, doch es wird viel geswitcht werden, sodass er auch gegen Stephen Curry und Kevin Durant ranmuss.

SPOX/DAZN: Zum Abschluss noch einmal ein ganz anderes Thema: Sie spielen seit 1998 in der NBA, so lange wie Dirk Nowitzki. Was sagen Sie zu seiner Karriere?

Carter: Legendär! Ich hatte ja die Möglichkeit, drei Jahre lang mit ihm zu spielen. Er arbeitet so hart und verdient jedes einzelne Loblied. Er ist wie gemacht für die Hall of Fame. Ich stehe auch immer noch in Kontakt mit ihm. Er ist so ein toller Teammate. Die Eigenschaft, die ich am meisten an ihm liebe ist die, dass er so ein selbstloser Superstar ist. Er will nur, dass sein Team gewinnt. Er war nie jemand, der darauf Wert gelegt hat, selbst jeden Wurf zu nehmen. Und ein lustiger Typ ist er auch noch.

SPOX/DAZN: Haben Sie ein Beispiel?

Carter: Es gibt so viele! Letztes Jahr, als wir gegeneinander gespielt haben, hat er versucht über mich zu dunken. Ich habe ihn geblockt. Hinterher sagte er mir: ‚Man, ich habe mich gefühlt, als wäre ich 19.' Da meinte ich nur: ‚Du kannst dich fühlen wie du willst, aber du wirst nie über mich dunken.'

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