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NBA Finals - Kevin Durant überragt in Spiel 3: Ein ganz normaler Tag im Büro

Kevin Durant versenkte die Cleveland Cavaliers mit 43 Punkten.
© getty

Die Golden State Warriors stehen vor der Titelverteidigung. In der Serie mit den Cleveland Cavaliers steht es nun 3-0 und das lag vor allem am überragenden Kevin Durant, der seine unglaublichen Leistungen aus dem Vorjahr replizierte und die Cavs beinahe im Alleingang erledigte.

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He did it again. Wie im vergangenen Jahr gingen die Warriors mit einer 2-0-Führung in Spiel 3 und wieder war es Kevin Durant, der mit einer unfassbaren Performance und satten 43 Punkten den Sieg des Champions nach Hause schaukelte. Und noch mehr: Wie im Vorjahr versenkte KD den Gamewinner, diesmal nicht über LeBron James, sondern über J.R. Smith, dafür aber von deutlich weiter draußen.

Der Effekt war der gleiche, nämlich der fast sichere Todesstoß für die Cavaliers. Bekanntlich ist noch kein Team von einem 0-3 in einer Playoff-Serie zurückgekommen und diese Cavs machen auch nicht den Anschein, dass in ihnen eine historische Leistung stecken würde, LeBron hin oder her.

Am Publikum lag es nicht, frenetisch peitschten die Cavs-Fans ihr Team in den Anfangsminuten nach vorne und die Warriors schienen durchaus beeindruckt. Ein schneller Rückstand von 10 Punkten war die Folge, auch weil Durant sich zwei sehr unnötige Turnover (Schrittfehler, Ballverlust in der eigenen Hälfte) leistete.

Kevin Durant hält die Warriors im Spiel

Das komplette Warriors-Team wirkte unkonzentriert, auch eine Auszeit von Steve Kerr half wenig. Nur einer trat nun fokussiert auf - und das war der amtierende Finals-MVP. Fast im Alleingang hielt Durant seine Farben, vor allem zum Ende des ersten und zweiten Viertels, auf Schlagdistanz, indem er seine Jumper traf und auch Fouls zog. Zu seinen 13 Punkten im ersten Abschnitt kamen auch alle 7 Rebounds der Warriors hinzu.

Die Arbeit unter den Brettern ist ohnehin ein guter Indikator dafür, ob Durant voll im Spiel ist. Sein fehlendes Ausboxen in Spiel 1 gegen J.R. Smith am Ende blieb zwar unbestraft, doch im Verbund mit seiner schwachen Shooting-Leistung (8/22 FG) war dies symptomatisch.

Diesmal griff er sich insgesamt 13 Rebounds und war offensiv nicht zu stoppen. Kein Jumper schien schwer genug für den Seven Footer und das bedeutet für den Gegner stets Alarmstufe Rot. Es klingt einfach, doch wenn Durant seine Sprungwürfe trifft, kann ihn kein Spieler auf der Welt stoppen. Gegen insgesamt acht von neun eingesetzten Cavs-Spielern konnte KD mindestens ein Field Goal verbuchen, nur gegen Tristan Thompson scorte er nicht, aber auch nur deshalb, weil dieses Matchup nicht zustande kam.

Durant übernimmt für schwachen Stephen Curry

"Es war absolut fantastisch, was er heute gezeigt hat", schwärmte dementsprechend auch Kerr. "Ich denke, dass einige dieser Würfe nur er treffen kann." Dies klingt zwar stark nach einer Phrase, doch ganz unrecht hatte Kerr damit nicht. KD versenkte gleich vier Würfe aus über 9 Metern (insgesamt 6/9 von Downtown), das war in den Playoffs seit 20 Jahren keinem gesamten Team gelungen! Übrigens: Auch Durant hat in seiner kompletten Karriere bisher noch nie mehr als einen davon in einem Spiel versenkt.

Man hätte meinen können, dass dies eigentlich ein Rekord für Stephen Curry sein könnte, doch auch dem Spezialisten für solche Würfe war dieses Kunststück noch nicht geglückt. Der Chefkoch war in diesem Spiel ohnehin weit von seiner Normalform entfernt, was in der Quicken Loans Arena in den vergangenen Jahren schon häufiger der Fall war. Erst in der Schlussphase traf Curry überhaupt einen Dreier, zuvor hatte er neun Fahrkarten geschossen. Dieser eine Treffer verschaffte den Warriors dann aber kurz vor dem Ende eine 4-Punkte-Führung und wurde von Durant als der wichtigste Wurf des Spiels geadelt.

Dennoch: Dass die Warriors ein Spiel in den Finals mit einer 3/16-Performance von Curry in Cleveland gewinnen können, zeigt die Extraklasse von Durant, die selbst LeBron neidlos anerkennen musste. "Er ist einer der besten Spieler, gegen die ich je gespielt habe. Einer der besten, die die Liga in ihrer Geschichte jemals gesehen hat", lobte James.

LeBron James vergleicht die Warriors mit den Patriots

Das macht es auch so unfair, gegen Golden State zu spielen. Mal läuft Curry heiß (Spiel 2), mal ist es Durant (Spiel 3). Sind es beide, kann der Gegner im Prinzip nicht gewinnen. "Es ist fast so, als würde man gegen die Patriots spielen", sagte James, "deswegen kann man sich keine Fehler erlauben." Doch selbst wenn die Cavs einigermaßen fehlerfrei gespielt hätten: Gute Offense schlägt gute Defense, im Falle von Durant war die Offense sogar überragend.

"Es ist schon ein Luxus. Wir haben so viele Spieler, die jede Menge Punkte auflegen können", wusste auch Kerr, während Cavs-Coach Ty Lue auf der PK fast schon resigniert wirkte: "Wir haben Steph bei 11 und Klay bei 10 Punkten gehalten. Man könnte meinen, dass man ein solches Spiel gewinnt." Wäre da nicht dieser KD gewesen ...

Doch Durant ist nicht mehr nur die reine Scoring-Maschine. Houston schaffte es noch, KD in endlose Isolationen zu locken. Zweimal blieb Durant in dieser Serie ohne Assist, gegen die Cavs sind es bereits 19 in drei Spielen.

Alleine in der zweiten Halbzeit spielte Durant fünf direkte Vorlagen und war damit nicht, wie einige Kritiker ihm teilweise vorwerfen, ein Ballstopper. Die Warriors trafen in den zweiten 24 Minuten 60 Prozent aus dem Feld und erzielten insgesamt 30 Punkte in der Zone - auch dank einiger Drives von Durant, der dann gekonnt seine Center und die Cutter einsetzte.

Die Statistiken von Kevin Durant in den Playoffs

GegnerSpielePunkteFG%3P%ReboundsAssistsTurnover
Spurs528,248,025,08,65,23,6
Pelicans527,850,532,17,44,82,0
Rockets730,446,139,65,72,71,9
Cavs331,755,947,410,36,72,3

Kevin Durant: Business as usual

Die Schlagzeilen machten aber natürlich die 43 Zähler und vor allem dieser eiskalte Dreier, der Cleveland endgültig brach. Die Fans auf den Rängen erstarrten, man hörte nur noch einige Dubs-Fans sowie die feiernden Warriors-Spieler. Und Durant? Der schaute drein, als ob er gerade gegen die Sacramento Kings in der Regular Season das 125:93 erzielt hätte.

Business as usual eben, keine Regung, kein Anflug von Emotionen - auch nicht als Curry und Draymond Green ihn aus nächster Nähe anbrüllten wie ein paar hungrige junge Seelöwen. "Ich habe mich schon gefreut", beteuerte Durant dennoch. "In der NBA ist es hart, Würfe zu treffen, aber gleichzeitig war das Spiel auch noch nicht vorbei."

Gefühlt war es das aber, denn die Cavs-Spieler, die im vergangenen Jahr schon da waren, kannten diesen Film nur zu gut. "Es war ein Deja-Vu, als ich diesen Wurf gesehen habe", gestand Kevin Love. "Du weißt, was kommen wird, aber du kannst es nicht verhindern, weil er mit seiner Größe über jeden Spieler werfen kann."

Du weißt, was kommen wird, aber du kannst es nicht verhindern. Diese Aussage fasst Kevin Durant, die Warriors und ihren Marsch zum nächsten Titel irgendwie ganz gut zusammen.

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