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NBA Above the Break: Finals, Morey-Ball, Mo Wagner, Doncic, die Mavs und GOAT LeBron

Die neue Ausgabe Above the Break dreht sich auch um die Finals.
© getty
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@Schnoeh: Wer geht deiner Meinung nach an Nr. 1? Doncic wegen Kokoskov? (Und seinem Talent) Geht Mo Wagner noch in Runde 1? (Mein Tipp: Late 1st)

Dass es meiner Meinung nach Doncic an 1 sein sollte, habe ich letztes Mal ja bereits betont, mittlerweile sieht es allerdings wirklich eher danach aus, als würde Phoenix sich für DeAndre Ayton entscheiden. Und es gibt sogar Gerüchte, dass Doncic noch eine ganze Ecke tiefer fallen könnte ... das würde ich dann wiederum für Irrsinn halten, aber dazu gleich mehr.

Zum Thema Wagner: Vor einigen Wochen hätte ich der Prognose späte erste Runde zugestimmt, mittlerweile bin ich etwas vorsichtiger und tippe auf Anfang oder Mitte der zweiten. Das reflektieren auch die meisten Mock Drafts aus den USA, die ihn bis vor einiger Zeit ja auch noch eine Ecke höher eingeschätzt hätten.

Der Grund dafür ist meiner Meinung nach die aktuelle Postseason beziehungsweise die (defensive) Spielweise, die wir primär bei den besten Teams sehen: Vielseitigkeit ist Trumpf, da ohnehin alles geswitcht wird, fast ausnahmslos. Beinahe jede Possession beginnt mittlerweile damit, dass der Ballhandler einen Pick gestellt bekommt, damit er danach von der Schwachstelle des Gegners verteidigt wird, um dann sein Ding zu machen. Die Rockets spielten so, die Cavs spielen so, selbst die Warriors lassen sich bisweilen dazu verleiten, obwohl sie es eigentlich nicht nötig hätten.

Auch wenn Wagner offensiv ein sehr modernes Skillset hat und vielseitig daherkommt, ist er defensiv jemand, der aufgrund fehlender lateraler Geschwindigkeit ständig attackiert werden würde. Der Trend bei Big Men geht nun aber mehr und mehr zu Spielern, die auch nach dem Switch am Perimeter verteidigen können - deswegen war Clint Capela in diesen Playoffs wertvoller als Rudy Gobert, obwohl dieser in wenigen Wochen den DPOY-Award bekommen dürfte.

Ich rechne trotzdem damit, dass Wagner einen Platz in der NBA finden wird, weil er mit seinen offensiven Fähigkeiten und seiner Erfahrung in Big Games, die er in Michigan sammeln konnte, sicherlich eine gewisse Rolle ausfüllen kann. Aber die letzten Wochen dürften seinem Ranking potenziell eher geschadet haben.

@linglingisking: Sollten es die Mavs, für den Fall, dass ihnen Doncic in die Hände fällt, es nochmal mit Noel versuchen? Oder sich um Boogie bemühen?

Wenn die Mavs an 5. Stelle wirklich die Möglichkeit hätten, Doncic zu bekommen, sollten sie zuallererst auf die Knie fallen und dankbar sein, dass ihnen ein Geschenk des Himmels in den Schoß gefallen ist. Ich wäre schockiert, wenn Doncic tiefer als auf Position 3 fällt, aber man soll das Potenzial für komische Entscheidungen ja nie unterschätzen. Es wäre nicht das erste Mal.

Zu den Mavs: Das Thema Noel dürfte abgehakt sein, selbst wenn er sich auf einmal geläutert geben sollte. Es hat offensichtlich nicht gepasst und wenn ein Spieler auch in einem Contract-Year nicht in der Lage ist, sich permanent professionell zu verhalten und fit zu bleiben, dann ist es unwahrscheinlich, dass er dies danach ändern wird. Das ist zwar bitter für Dallas, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Rick Carlisle noch eine Saison mit Noel zusammenarbeiten will.

Auch Boogie wäre aber nicht der Spieler, um den man sich bemühen sollte. Cousins hat einen Achillessehnenriss hinter sich und niemand kann aktuell sagen, in welchem Zustand er sich zurückmelden wird. Er hat mehrfach betont, dass er auf den Max besteht, auch wenn er diesen ESPN zufolge womöglich nirgendwo bekommen wird. In jedem Fall würde er den Mavs aber fast ihren kompletten finanziellen Spielraum nehmen.

Und dann fragt sich: Wie weit würde Cousins, selbst wenn fit, diese Mavs bringen? In die Nähe von Platz 8 im Westen? Wenn überhaupt? Meiner Meinung nach ist es das nicht wert, zumal Boogie mit bald 28 Jahren ja um einiges älter ist als Dennis Smith und der nächste Rookie, potenziell Doncic. Ich wiederhole mich da zwar, aber ich würde den Mavericks erneut eher zur Geduld raten.

Zumal die Ausgangslage dafür absolut ordentlich ist. Im Sommer 2019 läuft der fette Vertrag von Wesley Matthews aus, dazu könnten Harrison Barnes und Dwight Powell aus ihren Deals aussteigen. Dann wäre wirklich Geld vorhanden - und wer weiß: Vielleicht haben Smith und [Doncic] bis dahin ja so viel gezeigt, dass ein oder zwei Free Agents wirklich gerne nach Dallas wollen. Aktuell wäre das nur der Fall, wenn man sie entsprechend überbezahlt.

@AustrianCitizen: Die "Team-freundlichsten" Verträge und wie diese zustande gekommen sind.

Eine komplette Liste würde hier den Rahmen sprengen, also gehen wir mal nach Kategorien vor: Die besten Verträge sind gemäß des CBA natürlich Rookie-Verträge, da sie einerseits moderat sind und andererseits komplett vom Team (mit Optionen) kontrolliert werden. Aufgrund der Restricted Free Agency hat man als Team bis zu neun Jahre lang die Kontrolle über einen (in der ersten Runde gepickten) Star-Spieler, bevor dieser erstmals ein "echter" Free Agent sein kann. Das ist nicht zu überbieten.

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Maximalverträge - auch diese sind aber team-freundlich, zumindest bei den echten Superstars. Ein Stephen Curry oder LeBron würde auf einem offenen Markt viel mehr Geld verdienen können. Da es aber eben Maximalverträge gibt, ist jemand wie LeBron mit 33 Millionen Dollar Gehalt sogar unterbezahlt, da wesentlich schlechtere Spieler als er genau so viel oder mehr Geld verdienen können.

LeBron ist indes ein Sonderfall - seine 1+1-Verträge garantierten ihm die komplette Kontrolle über seine Situation und sind damit in anderer Hinsicht nicht team-freundlich. Gut möglich, dass dieses Modell in den nächsten Jahren bei den Superstars mehr und mehr zur Norm werden wird.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es dann immer auch noch eine Gruppe von Veteranen, die die sportliche Situation für wichtiger halten als die finanzielle und sich insofern lieber hungrigen Teams anschließen als solchen, die ihnen einfach nur das meiste Geld bieten. In dieser Saison war ein extremes Beispiel dafür Luc Mbah a Moute, der bei den Rockets nur 1,5 Millionen Dollar verdiente, oder auch P.J. Tucker und Trevor Ariza mit jeweils rund 7,5 Mio. Bei den Celtics war Aron Baynes spielerisch wertvoller als die 4,3 Mio., die er verdiente, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Idealerweise finden sich solche Deals bei fast allen Teams.

Richtige Ausnahmen sind hingegen Verträge wie der von Curry, bevor dieser im Sommer 2017 seinen aktuellen Supermax-Vertrag unterzeichnete. Aufgrund seiner bis dahin anhaltenden Knöchelprobleme konnten die Warriors ihn 2013 für vier Jahre und 44 Millionen Dollar halten, was damals übrigens auch kritisiert wurde.

Infolge des Deals hat er dann zwei MVPs gewonnen - und dann ermöglichte es der Vertrag auch noch, dass die Warriors Kevin Durant ebenfalls holen konnten. Mehr "Value" geht nicht, aber diese Situation war auch nahezu einmalig in der Geschichte. Bei den Warriors verdienen indes auch Klay Thompson und Draymond Green keine Maximalgehälter, was der Franchise natürlich ebenfalls sehr in die Karten spielt.

Als Faustregel dürfte man noch nennen: Langfristige (!) Verträge aus dem Sommer 2016 sind üblicherweise das genaue Gegenteil von teamfreundlich. Dieser Sommer hat ohnehin die Gehaltsstruktur diverser Teams nachhaltig beschädigt.

@DerHubser: Der Klassiker halt: Wo geht LeBron hin?

Das wüssten wir alle gern!

@Drueuen: War es rückblickend betrachtet ein Fehler vom Cavs FO, nicht für DeAndre Jordan getradet zu haben? Man sieht in den Finals deutlich, dass TT und Nance keine Shotblocker sind und der Brooklyn Pick ist auch "nur" an 8. gelandet.

Die Gegenfrage, die sich mir hier stellt: Wäre denn ein Shotblocker das, was die Cavs aktuell am dringendsten benötigen? Ich denke nicht - ich habe es ja oben beim Thema Wagner schon angerissen: Vielseitigkeit und vor allem Switch-Fähigkeit ist momentan das höchste Gut in den Playoffs. Wir haben gesehen, wie CP3 und Harden in der zweiten Runde Gobert regelmäßig dafür bestraften, dass er nicht richtig aus der Zone "herauskam" - der Wert eines klassischen Rim-Protectors sinkt massiv, wenn er nicht in der Lage ist, auch am Perimeter nach dem Switch zu übernehmen. Jordan ist darin zwar etwas besser als Gobert, seine "Erfolgsbilanz" in den letzten Jahren gegen die Warriors ist aber auch eher übersichtlich.

Zumal DJ kein Spieler ist, der auf der Gegenseite so gut ist, dass der Gegner vor ihm Angst haben muss. Er ist ein sehr guter Roll-Man und in der Hinsicht sicher auch wertvoll, aber er hat weder Wurf noch irgendwelche nennenswerten Post-Moves. Sollte er mal ein paar Lobs am Stück verwerten, würden sich die Dubs zudem auch nicht scheuen, ihn zu hacken, das haben wir in diesen Playoffs und in den letzten Jahren schon oft gesehen. Auf dem höchsten Niveau sind Schwachstellen wie Jordans Freiwürfe um einiges schwerer zu kaschieren, weil sie eben gezielter attackiert werden als in der Regular Season.

DJ wäre daher für mich nicht die Antwort gewesen. Cleveland bräuchte aktuell in erster Linie Two-Way-Wings (wie Jae Crowder oder Rodney Hood an ihren besten Tagen ...) und einen zweiten Spieler, der sich selbst Würfe kreieren kann. George Hill hatte zwar schon einige gute Spiele in diesen Playoffs, auch an seinen besten Tagen ist er aber natürlich keine dynamische Option a la Kyrie Irving, was uns zurück zum Hauptproblem führt: Der primäre "Fehler" wurde im Sommer mit dem Irving-Trade begangen, auch wenn es damals nicht danach aussah. Alles, was das Front Office dann zur Deadline versuchen konnte, war Schadensbegrenzung.

Jetzt, wo wir wissen, dass Cleveland aus Brooklyn bloß den Nr.8-Pick bekommen wird, lässt es sich leichter sagen, dass man diesen für einen weiteren Wing hätte traden sollen, aber die Tatsache ist ja, dass dieser Pick fast die komplette "Absicherung" dafür sein sollte, falls James Cleveland verlässt.

Dadurch, dass LeBron sich stets bedeckt gehalten hat, hat das Front Office es gescheut, richtig "all-in" zu gehen, was wohl verständlich ist: Hätte man den Pick für "schnelle Hilfe" getradet und dieser wäre bei der Lottery auf einmal unter die ersten drei gefallen, wäre das Cavs-FO wieder aus ganz anderen Gründen zur Lachnummer geworden. Bei allen Lobliedern auf James' beeindruckende Leistungen sollte man nicht vergessen: Er hat schon auch selbst seinen Anteil daran, dass der Kader der Cavs so aussieht, wie er aussieht.

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