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NBA Playoffs: Stephen Curry bei seinem Warriors-Comeback: Das magische Element

Stephen Curry begeisterte bei seinem Comeback die Fans
© getty

Stephen Curry feierte in Spiel 2 gegen die Pelicans sein Comeback - und führte die Warriors mit einer beeindruckenden Leistung zum Sieg. Diese Vorstellung war der jüngste Beweis dafür, dass er immer noch der wichtigste Spieler des Teams ist.

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Wenn Stephen Curry nicht Basketball spielen darf, legt er ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. "Im Training vor ein paar Tagen konnte er nicht aufhören, herumzulaufen und herumzuspringen und dabei komische Geräusche zu machen", verriet beispielsweise Kevin Durant auf der Pressekonferenz nach Spiel 2. "Deshalb bin ich froh, dass er zurück ist - manchmal habe ich mir schon Sorgen um ihn gemacht."

Herumlaufen und Herumhüpfen - so begann auch das langersehnte Comeback-Spiel des Chefkochs nach fast sechs Wochen quälender Verletzungspause. Allerdings durfte Curry seine Bewegungstherapie erstmal nur von der Bank aus durchziehen, da Coach Steve Kerr ihn von dieser als Sixth Man ins Spiel bringen wollte.

Für den zweifachen MVP war das offenbar nicht einfach: Keine Minute konnte er ruhig sitzen, er redete viel und wedelte mit diversen Handtüchern. Er besorgte sich sogar einen Kaugummi von einem Fan, um gegen seine Nervosität anzukämpfen. Dass die Pelicans den besseren Start in das Spiel erwischten, dürfte seiner Gemütslage nicht unbedingt geholfen haben.

Warriors-Fans feiern die Einwechslung von Stephen Curry

Nach gut sieben Minuten wurde er dann endlich erlöst: Kerr schickte ihn zum Anschreibetisch, um sich einwechseln zu lassen - und die Oracle Arena explodierte, obwohl es noch nicht rund für den Titelverteidiger lief. "Es war unglaublich laut", gab Draymond Green anschließend zu Protokoll, "obwohl er ja eigentlich noch gar nichts gemacht hatte."

Das holte Curry allerdings schnell nach. In der ersten Possession mit ihm auf dem Court jagte er um zwei Screens, bekam den Ball und feuerte ohne zu zögern einen eng verteidigten Dreier über Edel-Verteidiger Jrue Holiday ab - Splash. Jetzt tobte die Menge endgültig.

Kurze Zeit später lieferte der 30-Jährige dann eines jener Plays, die nur er in dieser Frequenz in petto hat. Erst dribbelte er sich auf den Fuß, schnappte sich den Ball aber noch gerade rechtzeitig, bevor dieser über die Mittellinie zur Backcourt Violation sprang. Lässig trippelte er nach vorne und nahm über Solomon Hill einen Dreier fast vom Logo - wieder Splash.

Stephen Curry ist das Gesicht der Warriors

Solche Aktionen sowie die Emotionen in der Arena bei der Einwechslung zeigten einmal mehr, dass Curry immer noch das Herzstück der Warriors ist. Klar, es gibt Durant, einen der besten Scorer der NBA-Geschichte. Aber er spielt eben erst seine zweite Saison in der Bay Area und steht mittlerweile für gnadenlose Effizienz anstelle von 45-Punkte-Spektakeln. Klay Thompson fungiert als nüchterner und eiskalter 3-and-D-Spezialist und Green symbolisiert die Kämpfer-Mentalität, die jeder Champion braucht.

Aber Curry steht noch weit darüber. Er ist der Magier des Teams, der Showmaster für die besonderen Momente und das Gesicht der unglaublichen Erfolgsgeschichte der Franchise, die zum vierten Mal in Folge in die Finals einziehen und dort den dritten Titel im selben Zeitraum feiern könnte. Ohne Curry und seinem revolutionären Spielwitz wäre all dies undenkbar gewesen.

Und die Warriors brauchen ihn vielleicht mehr denn je. Auch wenn sie die erste Runde - vor allem dank ihrer Defense - trotz seines Ausfalls locker überstanden haben. Auch wenn sie Spiel 1 gegen die Pels dominierten.

Warriors-Offense mit Curry auf einem unglaublichen Niveau

Currys Einfluss auf sein Team lässt sich schon anhand der Zahlen ablesen: In den 27 Minuten, die er in Spiel 2 auf dem Parkett stand, wiesen die Dubs ein überragendes Offensiv-Rating von 130,0 auf, in den Minuten ohne ihn betrug das Rating 72,7. Nicht ganz so extrem, aber ebenfalls beachtlich war auch schon der Unterschied in der Regular Season (120,4 gegenüber 106,1), in der Curry aufgrund diverser Verletzungen nur 51 Spiele machen konnte.

Das hängt viel damit zusammen, dass sich gegnerische Defenses komplett umstellen müssen, wenn er mit seiner grotesken Reichweite für Spacing sorgt. Solche Plays wie der weite Dreier gegen Hill brennen sich in die Köpfe des Gegenübers ein, die daran erinnert werden: "Ach ja, es sind ja immer noch diese Warriors mit diesen verrückten Würfen von noch verrückteren Spots."

Stephen Currys On- und Off-Court-Statistiken

Offensiv-RatingDefensiv-RatingPaceEffektive Feldwurfquote
On-Court120,4105,7106,0161,0 Prozent
Off-Court106,1103,198,9153,9 Prozent

Wenige Possessions nach dem Dreier lieferten die Pelicans direkt den Beweis für dieses Phänomen. Curry dribbelte in einem Fastbreak nach vorne und erweckte zumindest den Anschein, als ob er abdrücken könnte. Im Nu waren zwei Verteidiger bei ihm, darunter Anthony Davis, der zuvor Durant gedeckt hatte.

Ein einfacher Bodenpass auf KD war die Folge - und ein völlig offener Dreier. Einerseits ging dieser nicht rein, andererseits wäre ein so offener Dreier für ihn ohne Curry auf dem Feld nahezu undenkbar gewesen. Stattdessen sah sich der amtierende Finals-MVP zuvor jeder Menge Double-Teams und anderen netten Grüßen des Gegners ausgesetzt. Das dürfte nun deutlich seltener der Fall sein.

Spiel 3 gegen die Pelicans: Curry wohl wieder Starter

Durant war in diesem Spiel übrigens lange Zeit kalt und hatte nach drei Vierteln eine Trefferquote von 6/17 aus dem Feld vorzuweisen, Thompson beendete den Abend mit 4/20. Das führt zu der Erkenntnis, dass die Warriors Spiel 2 wahrscheinlich verloren hätten und mit einem unangenehmen 1:1 nach NOLA gereist wären, wenn Curry nicht sein starkes Comeback gegeben hätte.

Im dritten Viertel kam er etwas früher rein als im ersten, da das Momentum in Richtung der Gäste zu kippen drohte. Was also tat Curry? Erst traf er einen eng verteidigten Catch-and-Shoot-Dreier zum 68:68, kurze Zeit später schickte er - ebenfalls von Downtown - AD in die Luft und zog das Foul für drei Freiwürfe, die selbstverständlich alle reinflutschten. Der 11:2-Run in dieser Phase, der viel mit Currys Präsenz zu tun hatte, zog den letzten Führungswechsel des Spiels nach sich.

Kein gutes Zeichen für die Konkurrenz

Coach Kerr sah man in diesen Phasen meist zufrieden lächeln - was bei ihm während eines engen Spiels nicht oft der Fall ist. Doch er weiß natürlich auch, dass er für die kommenden Aufgaben nach der Rückkehr seines wichtigsten Spielers nun deutlich mehr Optionen hat.

Spiel 3 in New Orleans (Sa., 2 Uhr live auf DAZN) wird Curry aller Voraussicht nach wieder in der Starting Five spielen. Sein Limit von rund 25 Minuten dürfte dann auch nach oben korrigiert werden. Dieses war laut Kerr ohnehin eine Einschränkung aufgrund der Kondition Currys und hatte nichts mehr mit dessen Knie zu tun.

Dann sehen wir den Champion wieder von Anfang an in seiner Prachtform: Mit Currys Energie, seinem Shooting, seinem Spacing, seiner Magie. Für alldiejenigen, die auf ein Ende der Warriors-Dominanz schon in den diesjährigen Playoffs hoffen, sind das keine guten Nachrichten.

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